Avanias der Große
hatte. Wahrscheinlich hat er sich versprochen, sagte er innerlich zu sich.
Der junge Alvestier öffnete das Bündel und sah den abgeschlagenen Kopf. Es war der von Sarafie. Er schloss seine Augen und öffnete sie danach wieder, um sicher zu sein, dass dies kein Alptraum war. Dann fragte er sich, wie so etwas sein konnte, wieso jemand ihr den Kopf abgeschlagen habe. Schweigend stand er auf und bewegte sich auf das Ende des Zeltes gegenüber vom Eingang zu. Dann schlug er mit der Faust seiner rechten Hand auf den Tisch neben ihm ein.
Die beiden anderen Männer hielten sich zurück und schauten weg.
„ Wieso? Warum?“
Ein Liebender hatte die größte Liebe seines Lebens verloren. Er würde sie in diesem Leben nie wieder sehen. Zweifel an Jedem und Alles kamen in ihm auf. Den unendlich großen Schmerz in seiner Brust schrie er laut aus sich heraus. Draußen standen einige Soldaten, die über alles Bescheid wussten und mit ihrem Oberbefehlshaber trauerten. Nun war er doch so nah an seinem Ziel gewesen und mit einem Schlag wurde alles zunichte gemacht.
„Das war bestimmt dieser verfluchte Bastard! Sie hat es ihm bestimmt gebeichtet. Ich wusste doch, dass sie mich auch liebt. Ich werde diesem Schurken die gerechte Strafe erteilen!“
„ Du musst jetzt stark sein, Avanias! Wir trauern alle mit dir, aber du darfst dich nicht von deinen Gefühlen zu irgendetwas hinreißen lassen!“
„ Was verstehst du denn schon davon, Urtschana?! Geht, ich will jetzt meine Ruhe!“
Urtschana und Ruban sahen ein, dass sie nicht viel machen konnten
und entfernten sich aus seinem Zelt. Draußen konnten sie den Prinzen heulen, schreien und fluchen hören.
Er legte sich in sein Bett und hüllte sich ein. Er wollte das Zelt nie wieder verlassen. Sein Leben war nun zu Ende, dachte er.
Als er eingeschlafen war, hatte er einen Traum, von derart er noch nie einen gehabt hatte. Er sah einen Mann, der viele Narben an seinem Körper und besonders in seinem Gesicht hatte. Trotz der vielen Wunden erkannte Avanias ihn wieder. Es war Dinjakis. Sie standen irgendwo mitten in einem Wald gegenüber voneinander. Dinjakis hob den Zeigefinger seiner rechten Hand nach oben zum Himmel und zeigte danach auf den jungen König. Dann hörte der Alvestier eine sehr laute Stimme von allen Seiten widerhallen: „Du musst meinen Auftrag erfüllen! Sei jetzt in der Zeit deiner großen Trauer stark und beende, was du angefangen hast!“
Es war Dinjakis' Stimme, die er aus allen Seiten über ihn kommend hörte. Der Prediger war plötzlich verschwunden. Avanias bekam Angst, er fühlte sich einsam und verlassen. Er starrte nach oben.
„Sie ist tot! Warum nur? Warum hast du sie sterben lassen?“
„ Ihr Menschen macht die Fehler! Lernt aus euren Fehlern und verändert so die Welt! Nur so habt ihr eine Zukunft!“
Der Prinz war wieder wach. Sein ganzer Körper war voll von
Schweiß. Er war wieder zu neuem Mut gelangt.
Lamandias betrat sein Zelt, um nach ihm zu sehen. Avanias freute sich über seinen Besuch und dankte ihm.
„Geht es Euch nun besser, Majestät?“
„ Ich kann nicht behaupten, dass es mir jetzt gut geht, aber ich fühle mich schon etwas besser.“
„ Ich bedauere Euren Verlust! Ich bin überzeugt, dass sie eine gute Frau war.“
„ Ich danke Euch! Ja, das war sie. Aber es ist nicht richtig, das
Leben aufzugeben! Ich hatte einen merkwürdigen Traum. Wir müssen weitermachen! Alles, wie es kommt, hat seinen Sinn, dass es so geschieht! Gott hat mir Mut gemacht.“
„Was gedenkt Ihr, nun als Nächstes zu tun?“
„ Wir müssen die Stadt einnehmen! Beschießt sie weiter mit den Kanonen! Wir werden morgen einen Frontalangriff ausführen!“
Der General verbeugte sich und marschierte hinaus.
Ruban gehorchte und ließ noch einige Salven auf die Stadt abfeuern. Die Mauern von Moighesia waren an vielen Stellen stark beschädigt. Nun würde ein Angriff mit der Infanterie Sinn machen, dachte auch Urtschana und ließ das Heer zusammenkommen. Er befahl seinen Bogenschützen, nach vorne zu treten und auf sein Zeichen hin, Pfeilhagel über den Feind abzuschießen. Danach sollten sie zügig hinter die Reihen der alvestischen Söldner treten, die dann mit den Belagerungstürmen auf die Mauer zu marschieren sollten. Die Kolakken sollten darauf nur noch die Nachhut bilden und die Verteidiger auf der Mauer abschießen.
Bevor er das Horn blasen ließ, trabte Urtschana auf seinem Ross vor den vereinten Streitkräften her und sprach mit lauter Stimme
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