Avanias der Große
Deiner Götter, Schwester! Aber nicht die Gesetze der meinen!“
„ Was?“, fragte Nandia sie empört.
„ Ich verachte eure Götter. Ich bete zu den Göttern Östrakes!“
Sie lachte wieder laut. Doch da sah sie ihren Vater am anderen Ende des Ganges. Sie schwieg auf der Stelle. Hatte er sie etwa gehört? Sie eilte in seine Richtung.
„ Nein, nimm dein Schwert herunter und verschwinde!“
Der Soldat konnte diesen Befehl zwar nicht verstehen, aber er gehorchte seinem Oberherrn. Er marschierte zum Tor. Böntschakis betrachtete immer noch die gefesselte Uljana von unten vor den Treppen seines Thrones. Ihm fiel noch etwas auf. „Halt! Wie steht es mit unseren Männern an der Front?“
Der Soldat blieb stehen und drehte sich mit gesenktem Haupt zum König um. Seine linke Hand zitterte, was durch das Klappern des Helms ersichtlich wurde. „Die Rebellen konnten unsere Truppen zurückschlagen, doch heute Morgen gelang unseren Soldaten unter dem Befehl Eures Sohnes ein entscheidender Sieg, Eure Majestät.“
Für diesen Moment vergaß Böntschakis den Vorfall mit Uljana. Er drehte sich in Richtung des Söldners um. Sein Gesicht wurde fahl. Noch fahler als
eben, wo er dem Tod ins Angesicht sah. „Beschönigst du etwa irgendwelche negativen Informationen?“
„ Nein, Eure Majestät!“
Es war allgemein bekannt, dass der palparische Despot Boten schlechter Nachrichten später hinrichten ließ. Ihm leuchtete ein, er würde dadurch natürlich die Boten verschrecken und wahrscheinlich würden sie die Nachricht verfälschen. Dieser Soldat hatte Glück, der König wollte sich jetzt anderen Dingen widmen, nämlich dem Fall Uljanas. So hob er seine linke Hand. Der Söldner verneigte sich und verschwand hinter dem Ausgang.
Der Misanthrop schritt langsam die Treppen hinauf und blieb direkt vor seinem Thronsessel stehen. Rechts neben ihm stand die Gefangene. Sie rührte sich immer noch nicht, ihr Geist schien gar nicht anwesend zu sein. Was sollte er mit ihr anstellen?
Töten? Ihm lag noch Zu viel an ihr. Er hätte sie auch einfach vergewaltigen können, aber das war ihm nicht genug. Er wollte, dass sie sich ihm freiwillig hingab.
Zu seiner Verwunderung trat sie näher an ihn heran. Sie stand nun direkt vor ihm. Sie hob ihr Haupt an und schaute ihm in die Augen. Böntschakis runzelte die Stirn. Das hatte er jetzt wirklich nicht erwartet. Was hatte sie jetzt vor?
„ Ich will Eure Gemahlin werden.“
Entscheidungen
Sarafie konnte nicht gut schlafen in jener Nacht. Sie musste an die Ereignisse desselben Tages denken. Auch kam ihr ihre Zofe wieder in Erinnerung, die sie durch den Überfall der Mentschaken verloren hatte. Wie sehr hatte sie doch dieses junge Mädchen, mit dem sie gemeinsam aufgewachsen war, geliebt.
Sie träumte von Avanias, ihrem Helden. Er hatte ihr Leben gerettet und sie musste ihm dafür dankbar sein. Aber nicht diese Tatsache verlockte sie dazu, von ihm zu träumen. Äußerlich gefiel er ihr ebenfalls. Aber auch das war es nicht gewesen, wie sie sich sicher war. Sie waren sich näher gekommen und irgendwie hatte es zwischen ihnen gefunkt. Dieser für sie unbekannte Mann schien etwas an sich zu haben, was sie schon immer gesucht hatte. Er kam ihr vertraut vor, als würde sie ihn schon ihr Leben lang kennen. Als wären sie zusammen aufgewachsen, hätten als Kinder zusammen gespielt, als hätten sie oft miteinander getratscht und gelacht. Ihm würde sie vertrauen können, wie ihr ihr Gefühl sagte. Frauen wollen erst ganz sicher sein, bevor sie einem Mann ihre intimen Gedanken anvertrauen. Und hier schien für Sarafie diese Voraussetzung erfüllt zu sein.
Sie träumte von ihrem gemeinsamen Ritt auf Avanias' Pferd. Sarafie war ausgerutscht und wäre beinahe vom Pferd gefallen, wenn Avanias sie nicht aufgefangen hätte. Wieder einmal, in ihrem Traum, hatte dieser starke und sympathische junge Mann ihr das Leben gerettet. Sie lächelte ihm freundlich zu, ein Lächeln mit dem sie ihm zeigen wollte, dass sie ihn attraktiv fand und er sich trauen sollte, auf sie zuzukommen. Weiter träumte sie von ihrem Durchzug durch Bagaan und ihrem Gespräch, das ihr sehr gefallen hatte und an das sie sich ewig Wort für Wort würde erinnern können. Im Verlaufe des Gesprächs gefiel er ihr immer mehr. Nun hatte er nicht nur ihr Leben gerettet, sondern auch ihr Herz erobert.
Sie bezogen ein Schlafgemach. Sarafie setzte sich auf das breite Bett und zog ihr Korsett aus. Avanias stand vor ihr, ergriff sie mit seiner
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