Avanias der Große
„Nein, das muss nicht sein. Ich bitte Euch, sie wird sich wieder einkriegen. Ich gab sowieso nicht viel auf ihre Worte.“
„ Aber Ihr kamt zu mir, da Ihr verunsichert wart. Bitte wartet hier auf uns! Diese Sache duldet keinen Aufschub.“
Er verneigte sich vor ihr. Er hatte ja jetzt keine andere Wahl. Der Schweiß schoss ihm aus allen Poren. Eigentlich hatte er sich nach dem Training auf das erfrischende Bad gefreut. Nun geriet er in einen Konflikt mit Magria, welche ihre gemeinsame sexuelle Affäre als Druckmittel gegen ihn einzusetzen gedroht hatte. Seine Beziehung zu Nandia stand nun auf dem Spiel.
Wie peinlich doch dieser Auftritt war! Wie kam er nur auf diese verrückte Idee? Was sollte er nun als Entschuldigung anbringen? „Ich wollte nur nachfragen, ob alles in Ordnung ist bei Euch.“
Sarafie fiel schon auf, dieser Halusse habe wohl bestimmte Absichten. Wie es auch immer kommen sollte, sie war eine Prinzessin, mehr noch, die Tochter des Böntschakis. Sie durfte sich nicht auf Liebesaffären einlassen. Ihr fehlten die Worte. Doch da kam Malgarias überraschenderweise um die Ecke herbei. Dem jungen Paar war diese Situation peinlich. Avanias suchte nach einer Ausrede. „Wir hätten sonst gerne getauscht.“
Sarafie verstand schon, warum Avanias das jetzt sagte. Sie lächelte und nickte nur. Der Alte beobachtete die beiden mit müden, halboffenen Augen.
Als sie in ihrem Zimmer waren, saß Malgarias auf einem Stuhl in der Ecke und starrte seinen Lehrling an. „Es ging also um die Ausstattung, verstehe.“
Avanias klopfte das Kopfkissen zurecht und formte einen Ball daraus, auf das er dann seinen Nacken angenehm abstützen konnte. „Ja, jetzt macht doch keine große Geschichte daraus!“
Der Thronfolger schloss seine Augen. Der Alte beobachtete ihn immer noch mit seinen halboffenen, scharfen Augen.
„ Habt Ihr sie gesehen? Was für eine Frau! Solch einem Mädchen bin ich noch nie begegnet!“, schwärmte Avanias.
„ Nein, Junge! Weißt du, auf was für gefährliche Gewässer du dich da begibst! Jetzt bist du wieder ein Kind, wie mir scheint. Ein sehr naives sogar!“
„ Übertreibt nicht! Wer würde sich denn nicht in sie verlieben?! Ich wette mit Euch, sogar Lamandias und Burgandias würden sie gerne heiraten wollen!“
„ Dann war meine ganze Erziehung wohl umsonst! Heute hast du wieder einen Mann getötet und bei dir scheint sich überhaupt nichts getan zu haben! Sei doch besonnener, lass dich nicht von Gefühlen zu etwas Unüberlegtem hinreißen!“
„ Der Schein trügt! Denkt Ihr, für mich war das nur ein Spiel, ein Spaziergang? Ich kann seit dem Tag in der Kneipe nicht mehr richtig schlafen. Aber heute ist es etwas Anderes. So etwas hab ich noch nie gefühlt! Ich habe es diesmal gern getan. Für sie.“
Malgarias wurde es ungemütlich. Er stand auf und begab sich zu seinem Bett. Er warf sich in ganzer Tracht aufs Ohr. Er rückte seinen Körper in eine komfortable Lage. Wie in jener Höhle lagen sie nun da. Malgarias räusperte sich. „Wieder einmal eine hitzige Diskussion mit dir!“
„Tut mir leid, Meister! Ich vertraue Euch. Und Ihr kennt Euch in diesen Dingen besser aus.“
Malgarias kratzte sich mit seiner linken Hand an seinem weißen Ziegenbart. Seine tragische Geschichte war allen am Hofe bekannt. Aber bis zu diesem Tag hatte er mit noch niemand darüber gesprochen und keiner traute sich, ihn darauf anzusprechen. Avanias nutzte diesen günstigen Augenblick und spielte darauf hin.
„Ja, ich habe Erfahrung in diesen Dingen. Daher gebe ich dir den Rat: Traue nie einer Frau!“
Avanias lachte kurz auf. Mit diesem Rat hatte er jetzt nicht gerechnet, sondern mit dem Gegenteil, da er seine Frau geliebt hatte, wie man ihm erzählt hatte. „Wieso sagt Ihr das? Ich bin nicht in Eurem Alter, aber man sagte mir, Ihr habet Eure Frau sehr geliebt und seit dem Tag ihres Todes komme Euer Herz nicht mehr zur Ruhe.“
Malgarias drehte seinen Körper zur Seite und lag nun mit dem Rücken zu Avanias gewandt, um ihn nicht anschauen zu müssen.
„ Ja, das ist auch so gewesen! Aber sie war nicht die einzige Frau in meinem Leben. Details sind unwichtig. Vertraue mir! Ich will nur das Beste für dich! Die meisten Frauen sind nicht gut für den Mann, sie verdrehen ihm den Kopf, er tanzt dann nur noch nach ihrer Pfeife. Und - Gnade der Götter -, wenn in diesem Fall...“
„ Nein, Ihr irrt! Da bin ich mir felsenfest sicher!“, unterbrach Avanias seinen ehemaligen Lehrer.
„ Liebe
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