Avanias der Große
macht blind! Glaub mir! Das ist immer so!“
Avanias schwieg und gaffte weiterhin die Decke an. Vielleicht hatte der alte Mann ja recht, dachte Avanias. Er war ja um so viele Jahre älter und erfahrener als er. Und vielleicht war dies ja nur eine Schwärmerei, was schon einmal vor paar Jahren der Fall gewesen war. Dieses Mal war es aber anders. Er wollte diese Frau um alles in der Welt haben. Er hat ja auch sein Leben für sie riskiert und wäre auch, wenn es anders gekommen wäre, für sie in den Tod gegangen. Die Zeit sollte zeigen, ob es wahre Liebe war.
„Sie ist im Land des Feindes aufgewachsen! Sie spielt dir bestimmt nur etwas vor, glaub mir! Und außerdem kennst du sie doch überhaupt gar nicht. Es ist erst euer erster Tag, ihr habt euch gerade erst kennengelernt und du sprichst von Frau deines Lebens.“
„ Es ist, als würde ich sie kennen und doch nicht kennen. Als hätte ich sie schon mein ganzes Leben lang gekannt und als wäre sie gleichzeitig jemand Fremdes. Ich kann es nicht gut beschreiben.“
„ Brauchst du auch gar nicht. Ich will es nicht hören! Denk dran, wir haben einen Auftrag auszuführen! Du darfst nicht schwach werden und dich nicht verführen lassen! Du wirst es hinterher bereuen.“
„ Nichts wird mich davon abhalten, keine Angst! Sie sagte, sie wollten nach Norden. Sie ist an den Prinzen von Moighesia versprochen.“
„ Dann ist das ja gut. Vergiss sie, sie gehört einem Anderen!“
„ Ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie ihn nicht liebt. Ich weiß es.“
„ Du bringst uns noch in große Schwierigkeiten.“
„ Das Problem ist, sie weiß nicht, wer ich in Wirklichkeit bin. Ich konnte es nicht sagen. Wie hätte sie wohl reagiert?“
„ Das war richtig! Ein Glück, dass du mein Zeichen richtig gedeutet hast. Du darfst es ihr nicht sagen! Wir können ihr nicht trauen.“
„ Es ist zu hart, was Ihr da von mir verlangt! Ich weiß, dass sie auch etwas für mich empfindet. Und wenn sie dann eines Tages zu mir kommen will, weiß sie nicht wohin, da ich mich ihr mit falschem Namen bekannt gemacht habe. Und das bei einer Frau, die ich sehr mag. Ob sie mir das je verzeihen wird? Nein, ich muss es ihr verraten!“ Malgarias erhob sich rasch aus seinem Bett und ergriff Avanias.
„ Nein, nein, nein! Komm zur Vernunft, Junge! Du machst gar nichts! Wenn die Zeit gekommen ist, dann kannst du sie ja aufsuchen, falls du dann noch etwas für sie empfinden solltest!“
Avanias wurde von Malgarias überrascht. Zum ersten Mal erkannte er in den Augen des alten Mannes, dass dieser ihn wie seinen eigenen Sohn liebte, den er nie hatte. Er schwieg und drehte sich um, mit dem Rücken zu Malgarias. Der Alte legte sich wieder zurück ins Bett und schloss seine Augen.
Der alvestische Prinz dachte über sein weiteres Vorgehen in dieser Angelegenheit nach. Ein schwerer Stein lastete auf seinem Herzen. Nein, diese Frau würde er nie vergessen können, da war er sich sicher. Wollte er unglücklich sterben? „Ich werde mit ihr fliehen.“, flüsterte er vor sich hin.
Nandia wusste bisher nicht, wann der richtige Augenblick gekommen war, um Magria zu ermahnen und zu tadeln. In den letzten Jahren wollte sie sie zur Rechenschaft ziehen, aber hielt es immer für unangebracht. Jetzt aber, nach all dem, was sie von Lumkin erfahren hatte, ging sie eindeutig zu weit, wie Nandia dachte.
Nandia klopfte wie wild mit dem Eisenteil von der Tür. Die Tür öffnete sich und Magria kam heraus. Sie schaute ihre ältere Schwester verärgert an. „Was ist geschehen?“
„Du kommst jetzt mit! Lumkin wartet auf uns.“
Magria war total überrascht. Was wollten die beiden von ihr? Sie hatte ein Ass im Ärmel, das sie aber noch nicht ausspielen wollte.
Der junge Mann stand wie angewurzelt da, sein Herz raste vor Aufregung. Wie in aller Dämonen Namen war er nur in diese Lage geraten, fragte er sich.
Die beiden Frauen blieben vor ihm stehen, Nandia links und Magria rechts, von ihm aus gesehen.
„Was hast du, Nandia? Was soll dieses Spiel?“, fragte Magria sie in einem fast flüsternden und schüchternen Ton.
„ Es reicht jetzt! Das geht so nicht mehr weiter mit dir!“, sprach sie laut in das Zimmer hinein mit zitternder Stimme.
„ Ich weiß nicht, was du meinst? Was ist geschehen?“
„ Tu nicht so! Ich weiß, dass du etwas gegen unseren Bruder planst.“
„ Wer sagt so etwas?“
Magria schaute zu Lumkin, er wandte sich von ihr ab. In diesem Moment war ihr klar, dass Lumkin seine Klappe nicht
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