Avanias der Große
ich gesehen habe, dann würdest du nie wieder so etwas behaupten oder auch nur denken!“
„ Ich weiß, dass ihr alle, dass unser Volk im Großen Krieg viel Leid erdulden musste. Aber so sind Kriege nun einmal! Die Menschen können sehr grausam sein, wenn es um ihr eigenes nacktes Überleben geht. Aber in Zeiten des Friedens, wenn man aufeinander zugeht, dann steckt in jedem Menschen etwas Gutes! Davon bin ich fest überzeugt!“
„ Welch weisen Worte! Dann warte erst einmal die Realität ab!“
Malgarias kannte die Niederträchtigkeit der Menschen. Der Verrat, die schier unberechenbare Bösartigkeit der Menschen. Sie lebten zwar nun in einer ganz anderen Zeit, einer Epoche des Friedens und des Wohlstandes. Aber grundlegend hatte sich tatsächlich nichts geändert. Die Menschen waren im Angesicht des Todes unberechenbar. Ja sogar wenn es nur um Kleinigkeiten ging, war der Mensch zu Allem fähig.
Avanias wollte den alten Mann nicht mehr provozieren. Er konnte ihn gut verstehen. Zwar konnte er diese Verbrechen, dieses Grauen, nicht erfassen, da er es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Aber es war ihm schon früh klar, dass sich damals Ungeheuerliches ereignet hatte. Nichtsdestotrotz konnten ja nicht alle Palparen von schlechter Natur sein. Vielleicht waren viele von ihnen nur Mitläufer. Jene müssten einfach nur umerzogen werden.
Aber das alles spielte für ihn nur noch eine untergeordnete Rolle. Was kümmern einem Jugendlichen die Sorgen der Welt, wenn er die Liebe seines Lebens entdeckt hat?
Er wollte mit Sarafie weg. Würde sie aber auch mit ihm kommen wollen? Und vor allem, wie sollte er diese Flucht durchführen?
In Bagaan ging es tagsüber nicht so hektisch zu auf den Straßen. Aber auch solch eine relativ kleine Stadt wie diese brauchte einen idyllischen Hort der Erholung, einen mehr als 100 Ellen weit angelegter Garten, mit einer Fontäne in der Mitte und an verschiedenen Stellen die verschiedensten Baumsorten angepflanzt.
Am späten Nachmittag hielten sich nicht viele Menschen an diesem schönen Ort auf. Sarafie und Avanias konnten ungestört alleine miteinander diskutieren. Avanias trug sein sauberes weißes Oberhemd, dass er sich eingepackt hatte. Sie schlenderten nebeneinander her auf dem Rundgang um die Fontäne herum. Ein wirklich schöner Ort für ein frisch verliebtes Paar.
„Habt Ihr schon einmal an das Heiraten gedacht, Bolkrias?“
„ Nein! Es gab mal da ein Mädchen, aber sie war nicht die Richtige, wie ich schnell feststellen musste.“
„ Wie ich Euch schon erzählte, ich bin an einen Mann versprochen, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe.“
„ Ihr müsst das nicht tun! Wie Ihr schon sagtet, Ihr kennt den Mann doch überhaupt gar nicht.“
Sie blieben stehen. Avanias schaute auf sie herab, sie konnte ihm nicht in die Augen schauen. Ihr Herz war ebenfalls betrübt, jedoch war sie nur eine Frau. Was hatte sie denn schon vom Leben zu erwarten, dachte sie. Die Welt werde von Männern regiert.
„Empfindet Ihr nichts für mich?“
„ Ich habe an Eurem Verhalten früh erkannt, dass Ihr etwas für mich empfindet. Aber diese Verbindung darf nicht sein!“
Er packte sie mit seinen Armen und drückte ihren Körper an sich.
„Bleibt bitte hier bei mir! Ihr werdet glücklich bei mir sein. Wir werden an einen Ort gehen, wo niemand uns kennt und wo niemand uns finden wird.“
Avanias stand nun kurz davor, ihr seine wahre Identität zu enthüllen. Aber wie hätte sie darauf reagiert? Avanias befand sich nun in einem Dilemma, das zunehmend drohte, ihn zu erdrücken.
„Nein! Es muss sein! Das ist mein Schicksal! Sie sind unsere loyalsten Verbündeten und diese Heirat wird unsere beiden Völker, unsere beiden Länder, für ewig aneinander binden. Unsere Verbindung wäre nicht von langer Dauer. Wohin sollten wir fliehen? Wo würden wir in Frieden leben können? Die Männer meines Vaters würden uns überall früher oder später aufspüren.“
„ Empfindet Ihr nichts für mich?“
„ Wir kennen uns doch kaum!“, antwortete die Prinzessin rasch. Sie musste so antworten, sonst hätte Bolkrias gedacht, sie liebe ihn und er müsse sie nur noch überreden, mit ihm zu gehen, dachte sie. In Wahrheit empfand sie wirklich etwas für Avanias. Ob es wahre Liebe war, wusste sie nicht. Aber auch sie hatte eine ähnliche Erfahrung wie Avanias letzte Nacht gemacht. Hätte Avanias jedoch in diesem Moment sie ermahnt und darauf beharrt, mit ihm zu gehen, dann wäre sie ihm ohne großen
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