Avanias der Große
diese Lebensumstände, hartherzig. Und du hast genau das bei Nandia bewirkt. Du musst sie und sie muss dich vergessen! Und niemand darf je von eurer Beziehung etwas erfahren! Was meinst du, wie Avanias reagieren würde? Das würde nie gut ausgehen! Also lass am besten die Sache auf sich beruhen! Du wirst sie schon vergessen.“
Auch Ruban erkannte, dass dieser Zwist zwischen den dreien, Magria, Nandia und Lumkin, sich wohl negativ auf den Verlauf des gegen Östrake geplanten Feldzugs auswirken würde.
Lumkin raste vor Wut. Er ballte seine rechte Hand zu einer Faust. Der Dicke zuckte zusammen und dachte, nun würde der Kleine seinen Kummer brachial an ihm auslassen. „Weißt du, was du da von mir verlangst?“
Es sollte seiner Ansicht nach der traurigste Tag seines Lebens sein. Der Tag, an dem er sich vor Bagaans Stadtmauern von Sarafie verabschieden musste. Avanias hatte verloren. Er hatte sie verloren. Würde er sie jemals wiedersehen? Sie wusste doch nicht einmal, wer er in Wahrheit war. War das ihr gegenüber gerecht?
Sarafie hatte den Rock ihres Kleides abgelegt und sich ein einem Gewand ähnliches Unterteil angezogen, um besser allein auf einem Pferd reiten zu können. Die drei Soldaten, die sie zu ihrem Schutz begleiten sollten, saßen auch jeweils auf ihren Schimmeln und waren schon bereit für die Abreise.
Sarafie und Avanias stiegen noch einmal von ihren Rössern ab und verabschiedeten sich erneut höflich voneinander. Malgarias saß hoch zu Ross und beobachtete die beiden. Die Palparin machte einen Knicks und Avanias verneigte sich, nahm ihre rechte Hand und küsste sie. Malgarias blieb auf seinem Ross, obwohl Avanias ihm Andeutungen machte, dass er absteigen sollte. Malgarias stand immer zu dem, was er gesagt hatte. Lamandias und Burgandias folgten Malgarias' Beispiel.
Als sie die Prinzessin mit ihrer Eskorte davon trabte und ihm ein letztes Mal zuwinkte, stand Avanias immer noch wie angewurzelt neben Kulva. Er hatte Schwierigkeiten sich den in seinem Herzen tiefsitzenden Schmerz nicht anmerken zu lassen. Malgarias trabte auf seinem Pferd einige Schritte nach vorne auf Avanias zu. „Ich habe schon vor unserer Reise eine Ahnung gehabt, dass uns auf unserer Mission etwas Schlimmes widerfahren würde.“
„Das nennt Ihr etwas Schlimmes? Hört auf damit!“
„ Du bist noch jung. Ich weiß, wie das ist. Wir Männer sind nicht so stark innen drin. Aber alles, was wir tun können und tun müssen, ist, es jeden Tag aufs Neue zu versuchen, stärker als sie zu sein! Du wirst das eines Tages verstehen.“
Was sollte Avanias diesem Mann denn entgegnen? Er latschte einfach zu Kulva und bestieg ihn. Lamandias und Burgandias standen einige Ellen weit hinter ihnen, standen bereit und taten so, als würde sie das Geschehen weiter vorne nicht interessieren. Malgarias seinerseits merkte auch, dass Avanias nun Ruhe brauchte, um über alles nachzudenken. Er würde viel Zeit brauchen, um den Herzschmerz zu überwinden, eine Erfahrung, die Malgarias nur zu gut kannte.
Aber Avanias regte sich nicht mehr. Tränen waren unterhalb seiner Wimpern zu sehen. Der alte Lehrer musste irgendwie einschreiten: „Du wirst sie bestimmt schon bald wiedersehen. Wir werden dafür sorgen, sobald wir unsere Mission erfüllt haben.“
Der Prinz saß da auf seinem Ross, regte sich nicht, als sei er schon gestorben. Der Alte machte sich nun ernsthafte Sorgen. Des Prinzen Lippen schließlich bewegten sich doch noch: „Ich breche die Mission ab. Lasst uns wieder nach Hause reiten!“
„ Was redest du da? Hast du den Verstand verloren? Wir haben den ganzen weiten Weg gemacht, die Prinzessin von ihren Peinigern befreit, mehrere Männer ihretwegen getötet, und jetzt willst du unsere große Mission einfach so abbrechen? Was ist mit dem Plan? Was ist mit dem Angriff auf Östrake?“
„ Es wird keinen Angriff auf Östrake geben.“
„ Dieser Junge macht mich verrückt!“
Lamandias und Burgandias ritten zu ihnen. Lamandias hatte alles gehört. Er mischte sich nicht gerne in die privaten Angelegenheiten seiner Vorgesetzten ein, aber jetzt fühlte er sich dazu verpflichtet, etwas zu unternehmen. „Meister Malgarias, wenn Ihr erlaubt, dann rede ich mit ihm, unter vier Augen.“
Der Alte sah sehr verzweifelt aus. Was blieb ihm jetzt Anderes übrig? Er nickte nur und gab seinem Pferd die Sporen. Burgandias folgte ihm. Avanias saß mit gesenktem Haupt auf seinem Ross. Lamandias wagte sich langsam an ihn heran. „Verzeih mir, aber
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