Avanias der Große
gleichgültig gewesen, dachte sich Avanias. Diese Frau begehrte er nun einmal mehr als alle anderen. Und sie war nun einmal die, mit der er gemeinsam den Rest seines Lebens verbringen wollte. „Der Spruch ist mir auch schon geläufig. Vielleicht ist da etwas dran. Eigentlich ist es jetzt auch vollkommen egal! Sie ist an einen anderen versprochen. Ich habe nur Pech in der Liebe!“
„Sie ist an einen anderen Mann versprochen?“
„ An den Thronfolger Moighusiens.“
„ Solch einen abscheulichen Barbaren will sie heiraten? Man sagt, dass sie sich nie waschen und nie das Haar im Gesicht schneiden würden.“
„ Es ist eine arrangierte Ehe, um das Bündnis zwischen ihren beiden Völkern zu festigen. Wahrscheinlich waren sie schon am Tag ihrer Geburt einander versprochen worden. Ich bin mir sicher, dass sie ihn nicht freiwillig heiraten will! Sie hat es nicht direkt bestätigt, aber an ihrer Mimik konnte ich es ablesen.“
„ Das macht die Sache kompliziert. Tut mir leid!“
„ Wenn ich doch nur einen Weg finden würde!“
„ Und sie weiß ja nicht einmal, wer du in Wahrheit bist. Glaub mir, wenn sie es erfährt, dann schwinden ihre Gefühle für dich dahin! Wenn sie überhaupt etwas für dich empfunden haben sollte!“
„ Das war ein großer Fehler! Ich hätte es ihr sagen müssen. Sie hätte es an jenem Tag bestimmt verstanden. Und ich hätte sie mitnehmen müssen!“
„ Unsinn! Hättest du das gemacht, dann wäre unser ganzer Plan des Feldzuges aufgeflogen. Die Häscher des Böntschakis suchen doch bestimmt schon nach ihr. Und wie würdest du es deinem Vater erklären? Er wäre mit Sicherheit gegen diese Verbindung. Da bin ich mir ganz sicher! Ich kenne deinen Vater ziemlich gut.“
„ Die Liebe fällt dorthin, wo wir es überhaupt nicht erwarten!“
Lamandias nickte leicht mit dem Kopf. Er war seinem König absolut loyal, aber er konnte Avanias verstehen und wollte ihm ehrlich helfen und nicht so wie Malgarias, ihn ermahnen und ihm seine eigene Meinung aufzwingen. „Das ist auch wahr! Im Leben kommt es meistens anders, als man es sich vorgenommen hat! Mach am besten das, was du für richtig hältst! Lass dir von Malgarias nichts einreden! Vieles von dem, was er sagt, stimmt, aber in manchen Dingen irrt er sich!“
Es überraschte Avanias, so etwas über Malgarias aus Lamandias' Mund zu hören. Schon lange davor wusste Avanias, dass sein alter Meister nicht so gute Menschenkenntnisse hatte. Er hatte immer gedacht, Lamandias hätte höchsten Respekt vor Malgarias.
„ Wir sind uns nicht unähnlich, Avanias! Mir kannst du vertrauen! Ich werde immer zu dir halten.“
Avanias war sich nicht sicher, ob dieser Mann es ernst meinte. Und irgendwie war es ihm gleichgültig, ob er, ob alle es ernst meinten. Manche meinten es wohl nicht ernst und wollten sich nur beim Thronfolger einschleimen. Andere mochten ihn wohl wirklich, ihn als ganz gewöhnlichen Menschen, nicht als Adligen. Diese Sache zwischen Sarafie und ihm war etwas rein Privates und er mochte es nicht, wenn andere Leute sich da einmischten. Aber da sie beide königlichen Geblüts waren und später ihrem Volk gegenüber verpflichtet waren, war es auch eine Angelegenheit der Öffentlichkeit. Das war der Fluch, der auf ihn lastete, lamentierte Avanias innerlich. „Ich weiß das zu schätzen. Ich danke Euch! Mir kam nichts Anderes in den Sinn. Stets war ich mir Eurer Treue sicher, seit dem Tag unserer ersten Begegnung.“
Lamandias verneigte sich vor ihm. Er zog die Zügel an sich. Er wendete das Ross in die andere Richtung. Malgarias und Burgandias waren gut in der Ferne zu sehen. Der General seufzte wie ein Verzweifelter. „Sollen wir die Mission wirklich abbrechen?“
Avanias überlegte. Ja, sie war schön, ja, sie war gebildet, sie hatte eine besondere Ausstrahlung, die nur wenige Menschen besitzen. Aber er kannte sie doch nicht. Reichen denn ein paar Tage aus, um einen Menschen gut kennenzulernen? Wenn er jetzt die Mission und den Feldzug gegen Östrake abblasen würde, was sollte er dann in Avania machen? Die Zukunft ist nicht vorhersehbar und das Leben ist hart!
Avanias schüttelte den Kopf. „Nein!“
Seine Laufarbeit wurde immer besser und seine Reflexe immer schneller. Lumkin lernte sehr schnell, er war ein Naturtalent. An diesem heißen Nachmittag war der König höchstpersönlich gekommen, um dem besten Freund seines geliebten Sohnes beim Training zuzuschauen. Sassanias stand unten am Seiteneingang. Seit sehr vielen Jahren
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