Avanias der Große
niemand konnte euren Streit überhören.“
Avanias hob seinen Kopf an, jedoch schaute er sich nur die Landschaft an. Er machte den Mund auf, aber schwieg dann doch.
„Es geht um Sarafie, nicht wahr?“
Der Prinz zuckte zusammen, als hätte ihn ein Blitz getroffen. „Nein, da war nichts! Nichts von Bedeutung.“
„Sie ist wahrlich eine sehr schöne und gebildete Frau. Wie schätzt du sie ein? Glaubst du, so wie Malgarias, dass sie hinterhältig sein könnte?“
„ Nein, du hast doch bestimmt schon mit Malgarias darüber gesprochen. Also weißt du ja auch schon alles.“
Der General war wirklich kein Mann der Worte und von zwischenmenschlichen Beziehungsproblemen verstand er auch nicht viel. Was sollte er denn schon sagen? Irgendwie hatte er es geahnt, aber nun wusste Avanias aus erster Hand, dass Malgarias nicht schweigen konnte und mit anderen über ihre Gespräche diskutierte, was ihn jetzt verärgerte.
„Dennoch, junger Prinz, ich wollte dir auch nur mal meine Meinung zu diesem Thema sagen. Der erste Schein trügt! Glaub mir, ich bin auch auf einige Frauen hereingefallen!“
„ Wie denkt Burgandias darüber?“
„ Weiß ich nicht, wir sprachen noch nicht darüber.“
„ Es würde mich sehr interessieren, wie er darüber denkt.“
„ Weißt du, ich musste lernen, dass wir Männer uns nicht so viele Gedanken über Frauen machen sollten. Wir sollten erst einmal unsere Arbeit, unsere Pflichten, erfüllen, danach haben wir Zeit für Frauen und andere Dinge!“
„ Ihr sprecht über Frauen als wären sie Gegenstände.“
„ Nein, du hast mich wohl falsch verstanden! Na ja, wie auch immer! Bei dir ist es wahrscheinlich nur die Lust. Keiner kann dir das verübeln. Sobald wir wieder in Avania sind, suche ich dir eine fast so schöne Frau wie sie. Du wirst früh merken, dass sie dich gut von dieser einen Frau ablenken kann.“
„ Wie mir scheint, müsst Ihr noch sehr viel lernen! Ihr habt wohl noch nie die wahre Liebe erfahren.“
Der General hatte jetzt Zugang zum Prinzen. Das war jetzt wohl wirklich unangebracht, wie er wusste, dennoch tat er es und lachte. Avanias guckte ernst, als hätte Lamandias ihn beleidigt.
„Wahre Liebe? Wenn du glaubst, dass du die wahre, die einzige Liebe in deinem Leben, gefunden hast, dann befindest du dich auf dem Holzweg, mein Freund! So etwas wie Liebe auf den ersten Blick ist nur Illusion!“
„ Wie Ihr meint! Das wird sich mit der Zeit zeigen, wie stark die Bindung ist! Meint Ihr nicht ebenso?“
„ Ja, das stimmt! Wenn du nach mehr als drei oder vier Monden immer noch oft an sie denken musst, dann wird es wohl so etwas wie Liebe sein! So etwas ist aber, wenn ich das nebenbei erwähnen darf, bei mir noch nicht der Fall gewesen!“
Viele Geliebte hatte Lamandias bisher in seinem Leben gehabt, bis er sich für eine von ihnen entschieden und sie geheiratet hatte. Aber es war eine Frau, die er nicht sonderlich mochte. Er begehrte sie und sie schien ihm eine gute Ehefrau zu sein. Aber mehr war da nicht, was sie beide verband. Für seine Frau würde er nicht sein Leben riskieren oder ihr große Opfer darbringen. „Dir scheint es echt ernst zu sein mit dieser Frau. Ich nehme an, es war nicht die erste in deinem Leben, oder?“
„Nein, es gab schon welche davor. Aber das war keine echte Liebe! Das habe ich besonders in den letzten Tagen deutlich erkannt.“
„ Stell dir vor, sie wäre keine Prinzessin, sondern eine einfache Frau aus dem Volk. Würdest du dann immer noch starke Gefühle für sie empfinden?“
„ Ich weiß, was Ihr meint. Es ist aber nicht ihr Stand, der mich reizt, denn ich habe ja auch viele andere schöne und gebildete Hofdamen und Prinzessinnen kennengelernt. Sie ist etwas Besonderes! Sie hat etwas an sich, was keine andere hat.“
„ Ja, ich weiß, sie ist die Tochter deines größten Feindes. Das reizt dich an ihr.“
„ Wollt Ihr mir etwas unterstellen?“
„ Nein! Die Götter sind meine Zeugen! Ich meinte, dadurch, dass sie eigentlich deine Erzfeindin ist, ist sie verlockend für dich. Wie sagte mal ein Gelehrter? Gegensätze ziehen sich an! Oder so ähnlich. Hoffentlich verstehst du, was ich meine!“
Avanias dachte kurz über Lamandias' Worte nach. Lamandias schien weiser und intelligenter als sein alter Lehrer zu sein, dachte er sich gerade. Womöglich hatte er recht und der Zustand, dass sie eine Fremde, eine aus dem Hause des Feindes, war, hätte ihn diese Frau so interessant gemacht. Auch wenn dem so wäre, wäre ihm das
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