Avanias der Große
den Göttern, all die Schmach, all das Leid, das seinen ergebenen Untertanen angetan worden war, zu sühnen. So ließ er seinen Sohn zum Krieger und Gelehrten ausbilden, damit dieser in späteren Zeiten den Eid erfüllen könne. Nun, in diesem Jahr, ist die Zeit gekommen!“
„ Verstehe ich Euch richtig? Ihr wollt also noch in diesem Jahr gegen Böntschakis zu Felde ziehen?“
„ Ja, so ist es, Majestät! Und wir erbitten um Eure Unterstützung unseres Vorhabens!“
Tschalenko wusste nicht, wie er reagieren sollte. Mit den Jahren wird ein Mann immer egoistischer und materialistischer. So auch der König der Halussen. Er dachte nur an seinen eigenen Vorteil und er wollte nichts von seinem Wohlstand aufs Spiel setzen. „Ich freue mich sehr, dass ich den Sohn unseres Freundes Sassanias, König von Alvestia, als mein Gast willkommen heißen darf. Das, was Ihr von mir verlangt, bedarf erst gründlichster Überlegung! Wir sind im Norden von Feinden umgeben. Ob wir da einige unserer Truppen entbehren können, weiß ich noch nicht.“
„Natürlich können wir das!“, fiel Menko seinem Vater ins Wort. „Die Barbaren haben wir vor einigen Jahren besiegt. Wir sind besser dran als denn je!“
Menko mochte, wie er den anderen schon erzählt hatte, seinen Vater nicht. Jetzt hatte er ihn als Lügner bloßgestellt. Für ihn war das ein glücklicher Augenblick.
Tschalenko kam in Verlegenheit. „Östrake ist stärker denn je. Die zweifache Stadtmauer ist zu gut, um in die Stadt eindringen zu können! Es käme einem Selbstmordkommando gleich! Oder ihr lockt die Palparen auf ein offenes Feld, aber selbst dann werdet ihr stark in der Unterzahl sein und kaum eine gute Gelegenheit gegen sie haben!“
„ Sie sagen, sie hätten eine neue Waffe, mit der das leicht gehen würde.“, warf Menko seinem Vater sporadisch entgegen.
Tschalenko war überrascht und nun genauso neugierig wie sein Sohn.
„Das ist richtig! Wir werden Euch die ungeheure Kraft dieser Waffe jetzt demonstrieren.“
Avanias gab Lamandias sein Zeichen. Lamandias nahm Avanias' Tasche und holte etwas von dem Schwarzpulver heraus. Sie nahmen eine kleine Kugel, legten sie auf ein Eisenstab und zündeten die fünf Ellen lange Schnur an, die sie daran fest gemacht hatten. Die Kugel schoss quer durch den Saal und schlug in die Wand des östlichen Teils des Saales ein. Tschalenko erschrak und erhob sich von seinem Thron und wollte in Deckung eilen. Menko rührte sich nicht, sondern blieb fassungslos stehen. Der König wollte sich hinter seinem Thron verstecken, aber es war schon vorbei, so begab er sich wieder zurück auf seinen prunkvoll verzierten Stuhl. Die vier Alvestier versuchten, so gut es ging, ihr Lachen zu unterdrücken.
„Gnade der Götter! Wo habt Ihr diese Waffe gefunden?“
Avanias lächelte Tschalenko und Menko an. Menko lächelte zurück, war aber genervt von seines Vaters Kommentaren.
„Das darf ich Euch leider nicht verraten. Verzeiht mir, Majestät! Wir haben genug davon und wir haben einen talentierten Mann, der uns große Röhren zum Feuern bauen kann. Wir werden damit die Palparen überraschen und vernichten!“
Tschalenko begutachtete jeden Einzelnen von ihnen. Er war überzeugt von dieser Waffe. Nun packte ihn die Raffgier. Würde Avanias tatsächlich Östrake mit seiner Hilfe einnehmen, dann hätten sie eine unschätzbar große Beute eingenommen. Und natürlich wollte er auch etwas vom Kuchen abhaben. „Ihr habt mich mit dieser Waffe und Euren Kriegsplänen völlig umgehauen. An was für eine Beteiligung denkt Ihr?“
„Das kommt ganz darauf an, wie es Euer Hof erlaubt. Wir brauchen aber möglichst jeden gut ausgebildeten Soldaten!“
„ Ich werde Euch unterstützen, so gut es mir geht. Aber nur unter einer Bedingung!“
„ Die wäre?“, fragte Avanias mit klopfendem Herzen.
„ Ihr müsst meinen Sohn mitnehmen!“
Menko geriet beinahe in Rage. Vater gegen Sohn, Sohn gegen Vater, Avanias konnte ihren Zwist überhaupt nicht nachvollziehen. Das war ja auch selbstverständlich, kam er doch aus gutem Hause und hatte seine Familie nie wirklich kennenlernen dürfen. Ihn verärgerte dieser Streit zwischen den beiden. Zwar kannte er die beiden Männer nicht, aber er hatte sie in so kurzer Zeit irgendwie lieb gewonnen. Und es waren ja nun auch seine Verbündeten.
„Ich gehe nirgendwohin! Nicht für dich und auch nicht für sonst wen! Und außerdem kann ich nicht einmal mit dem Schwert umgehen.“
„ Du bist nichts Anderes als ein
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