Avanias der Große
weißt ganz genau, was ich meine!“, wurde Avanias nun etwas lauter und schroff zu Lumkin.
„ Du meinst bestimmt dieses eine Mal mit ihr. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wieso ich so dumm gewesen bin. Ich war total betrunken. Ich bereue es, mehr als alle anderen Fehler, die ich in meinem Leben getan habe. Bitte glaube mir!“
Avanias schwieg eine Weile lang. Lumkin befürchtete das nun folgende Ende ihrer Freundschaft, was er um jeden Preis verhindern wollte. „Sie war wie alle anderen Bürger gekleidet und sie hat mir erst danach verraten, wer sie war. Sie ist eine hinterhältige Schlange! Verzeih mir!“
„Ich weiß nicht mehr, was und wem ich noch glauben soll! Alles bricht in Chaos aus. Jetzt gerade, wo wir doch am Wendepunkt der Geschichte sind!“
„ Ich entschuldige mich mit ganzem Herzen noch einmal dafür! Ich habe auch dich damit beleidigt. Und ich bedaure, dass ich es dir nicht erzählen konnte! Ich bin ein Feigling.“
„ Als mein bester Freund hättest du es mir aber sagen müssen, egal wie! Du hättest es mir auch schriftlich sagen können!“
„ Ich kann nicht schreiben.“
Avanias schwieg wieder eine kurze Weile lang. Lumkin hatte, wie die meisten einfachen Bürger von Avania, das Schreiben nicht erlernt.
„Dann hättest du es Ruban erzählen können und Ruban dann mir!“
„ Bezüglich Ruban, war er es, der es dir enthüllt hat?“
„ Es ist mir leider ausgerutscht. Aber es tut ja jetzt sowieso nichts mehr zur Sache! Ja, er hat es mir gestern Abend erzählt.“
„ Es tut mir leid! Es kam mir zu spät in den Sinn. Ich habe erst, nachdem du schon fort warst, daran gedacht, zu Ruban zu gehen.“
„ Du hast damit auch Nandia sehr wehgetan. Nähere dich von nun an ihr nicht mehr! Du hast ihr Vertrauen missbraucht!“
„ Es war wirklich nur Sex und ich wusste nicht, dass sie es war! Es tut mir tausendfach leid! Hoffentlich kann mir Nandia eines Tages vergeben!“
„ Daran bist nur du allein schuld! Nun gut, ich bin bereit, dir zu vergeben. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Wir können es nicht mehr ändern.“
Lumkin starrte nun entsetzt zu Avanias auf. Der Prinz schaute immer noch nur geradeaus.
„Was meinst du damit?“
„ Sobald wir wieder in Avania sind, werden wir mit dem Schwert gegeneinander kämpfen.“
„ Was?“
Da war er also, der König der Alvestier, gefangen in einem kargen, kalten palparischen Verlies. Sie hatten ihm sein Augenlicht genommen. Seine Augen waren tot. Nichts ist schmerzlicher für einen Menschen, das Licht der Welt nicht mehr erblicken zu können.
Und da passierte es. Er nahm durch seinen Gehörsinn wahr, dass sich jemand in einer Zelle gegenüber der seinen befand. Bis jetzt war ihm diese Gestalt nicht aufgefallen. Er konnte das Klappern von Ketten hören. „Du, den sie hier festhalten, kannst du mich verstehen?“
Nun nahm der gefangene Alvestier einen großen Laut wahr. Der Mann schien sich zu bewegen. Er lebte also noch. „Ja, ich verstehe Eure Sprache, König!“
„ Ihr wisst, wer ich bin?“
„ Ich habe Vieles über Euch gehört. Einerseits seid Ihr ein strenger und andererseits ein barmherziger König, sagen die Menschen. Groß ist die Trauer, die ich empfinde, dass der böse Gewaltherrscher Euch hier gefangen hält!“
Diese Stimme war anders als alle Männerstimmen, die Sassanias bisher kannte. Sie war gewiss dunkel, wie die eines Mannes, aber auch zum Teil hell wie die einer Frau. Der König war aufgeheitert, dass nach so langer Zeit endlich jemand einige nette Worte zu ihm sprach. Und in diesem Fall war es unerwarteterweise sogar ein Palpare gewesen, und der zudem noch seine Sprache fließend beherrschte. „Weswegen halten sie Euch fest?“
„Sie sagen, ich sei ein falscher Prediger.“
„ Habt Ihr Euch nicht verteidigt gegen diese Anschuldigungen?“
„ Es nützt nichts, sich vor einem Mann rechtfertigen zu wollen, der einen schon verurteilt hat! Es ist mein Schicksal, hier zu sterben! Ich weiß es schon seit meiner Geburt.“
„ Ihr sollt sterben? Wie unberechenbar kaltherzig ist Böntschakis, dass er sogar Priester seines eigenen Volkes hinrichten lässt?!“
Dinjakis schwieg nun eine Weile. Sassanias fiel zurück auf die Wand und lehnte sich am Boden liegend an ihr an. „Wisst Ihr, unser Volk ist nicht besser als das Eure! Meine eigene Tochter hat mich an den Feind verraten. Wie schwer wiegt solch ein Verbrechen im Gegensatz zu all den anderen?!“
„Es ist keine Sache der Völker! Tief in
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