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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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massiger als sein Angreifer, aber er wagte nicht, sich zu rühren. Worte formten sich in seinem Schädel, jedes ein glühender Nadelstich.
    »Wenn du noch einmal an sie denkst, du Schwein, ein einziges Mal nur, sorge ich dafür, dass du es nie mehr mit einer Frau treiben kannst! Verstanden?«
    Artos' Geschlecht prickelte. Taubheit breitete sich in seinem Unterleib aus und in wahnsinniger Angst nickte er. Jermyn stieß ihn von sich.
    »Hau ab!«
    Nur wenige Augenblicke später preschte Artos in halsbrecherischer Geschwindigkeit über die zerborstene Ruinenstraße, einen schwarzen Lederbeutel unter dem Wams fest an sich gepresst.
    Um ein Haar hätte er den Führer eines Ochsenkarrens über den Haufen geritten, der im letzten Schein der Abendsonne seine vier Tiere mit der Peitsche antrieb, um seine kostbare Fracht noch rechtzeitig an ihr Ziel zu bringen.
     
    Ächzend schleppte Wag die letzten beiden Säcke aus dem Innenhof in die Küche und warf sie auf den beachtlichen Haufen, der sich hinter der Tür stapelte. Er rieb sich das Kreuz und fragte sich mürrisch, wie es wohl zuging, dass er immer gerade heimkam, wenn besonders unangenehme Aufgaben anstanden.
    Mit sich und der Welt zufrieden war er beladen mit einer Pastete und einem Krug Essiggemüse zurückgekehrt, als die beiden gerade begonnen hatten, die Säcke hineinzutragen. Jermyn hatte ihn freudig willkommen geheißen.
    »Wag, wie schön, dich zu sehen. Und was zu essen hast du auch besorgt, herrlich! Gib mir die Fressalien und bring das Zeug hier rein.«
    Das Mädchen hatte Wags schmächtige Gestalt zweifelnd gemustert.
    »Ist das nicht zu viel für ihn?«
    »Ach was, der ist stärker, als er aussieht. Wir müssen die ganze Ladung nachher in den Turm schaffen. Wenn er sich beeilt, kriegt er auch noch was von der Pastete ab, sonst muss er sich mit den sauren Gurken begnügen.« Damit war er in der Halle verschwunden und Wag hatte seufzend den ersten Sack geschultert. »,Stärker als er aussieht'«, brummte er jetzt, »seine Knochen sind's ja nich!«
    Er stieß mit dem Fuß gegen den Haufen. Es klirrte metallisch und plötzlich überkam ihn eine Erleuchtung – ehrfürchtig starrte er auf die Säcke. Vor ihm lag ein ganzer Berg Gold – Gold, mit dem sich der Ehrenwerte Fortunagra Jermyns Schweigen erkaufte.
    Wags Unmut verflog. Dieser Jermyn war doch ein Teufelskerl, und er selbst hatte außerordentliche Klugheit bewiesen, dass er sich an ihn gehängt hatte. Von jetzt an würde das Leben besser werden. Sie würden diese zugigen Ruinen verlassen und ein schönes Stadthaus mit reichlicher Dienerschaft beziehen, – ihm, als erstem Gefolgsmann des Patrons, untergeordnet. Er würde endlich ein großer Mann werden ...
    Neugierig zog er einen Sack heran. Ob der Patron die Goldstücke einzeln nachzählen würde? Gewiss fiel es nicht auf, wenn eines oder auch zwei fehlten ... Er nestelte an dem Verschluss, doch zu seinem Verdruss war das Lederband mit einem Klecks Wachs versiegelt.
    »Na, sind sie alle gut verschlossen?«
    Jermyns Stimme säuselte, aber Wag schoss in die Höhe und verschluckte sich beinahe an der Antwort.
    »Äh, ja ... Patron, leid ... äh, i...ich mein bestens, b...bin gerade f...fertig geworden«, er wand sich unter dem vermaledeiten, schwarzen Blick. Ihm bangte vor dem, was kommen würde.
    Aber Jermyn sagte nur: »Prächtig. Ach ja, du hast Glück, es ist noch genug zu essen da. Das hier lassen wir jetzt erst mal in Ruhe.«
    Während Wag versuchte, mit den kläglichen Resten der Pastete seinen Hunger zu stillen, wanderte Jermyn ruhelos in der Halle hin und her. Ninian kam vom Hof herein, setzte sich auf die äußerste Kante eines Stuhles und beobachtete ihn schweigend. Schließlich blieb er stehen, wühlte in seinen Taschen und warf seinem überraschten Gefolgsmann eine prall gefüllte Börse zu.
    »Hier, verschwinde. Du kannst die ganze Nacht wegbleiben.«
    Geschickt fing Wag die Börse. So etwas ließ man sich kein zweites Mal sagen! Im Hof hörte er das Mädchen rufen. »Warte!« Er drehte sich um. Wie ein silberner Schatten kam sie durch die Dämmerung. Hübsch war sie, mit ihren merkwürdig schrägen, grauen Augen ...
    »Kannst du Luna zurück ins Stadthaus bringen? Es ist besser, wenn sie nachts im Stall steht.«
    Wag sah zu dem Pferd hinüber. Es schien ihm riesig in dem schwindenden Licht und er schüttelte erschrocken den Kopf.
    »Nee, Fräulein, tut mir das nich an. Vor den Viechern hab ich Angst. Un die hör'n bestimmt auch nich auf

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