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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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blassen Wangen und ihre Augen strahlten.
    »Ich ... ich konnte mich nicht trennen«, die Worte sprudelten hervor, »wünscht mir Glück, Fräulein!«
    Ihre Freude war ansteckend und Ava lächelte.
    »Gerne, für alles, was du tust. Und worüber freust du dich so?«
    »Die Kaufleute nehmen heute einen Stoff mit, den ich gewebt habe. Er ist für eine Robe der Fürstin von Dea bestimmt und ich darf den ganzen Erlös behalten. Aber das ist nicht alles«, Neela holte tief Luft, ihre Stimme zitterte ein wenig. »Die Herrin schickt mich in die Berge. Sie hat Proben meiner Arbeit zu den Mondenweberinnen geschickt. Die ehrwürdigen Schwestern meinen, ich hätte vielleicht die Gabe und haben mich eingeladen. Und die Herrin wird meinen Unterhalt bezahlen, bis es sich gezeigt hat, ob ich in das Kloster eintreten kann.«
    Es war eine lange Rede für das schweigsame Mädchen. Ava ergriff ihre Hände und drückte sie herzlich. »Ich freue mich für dich und für die Mutter auch. Wie stolz wird sie auf dich sein! Aber willst du wirklich im Kloster leben? Ohne Mann und Kinder?«
    »Oh, ja, ich kann mir nichts schöneres vorstellen. Habt ihr jemals einen Mondenschleier gesehen, Lady Ava?«
    »Ja, die Herrin Lalun besitzt einen. Ich werde sie fragen, ob du ihn ansehen kannst.«
    »Ich danke Euch. Oh, ich werde mir große Mühe geben. Ich wünsche mir so sehr, dass sie mich aufnehmen.«
    Gerührt von der Inbrunst dieser Worte, fragte Ava:
    »Wann wirst du aufbrechen?«
    »Mit der nächsten Garnlieferung in ein oder zwei Wochen. Ich weiß nicht, wie ich es bis dahin aushalten soll«, sie seufzte.
    »Die Mutter wird schon Arbeit für dich finden«, lachte Ava. »Immerhin verliert sie bald ihre beste Weberin. Aber komm am Nachmittag zu mir, ich zeige dir den Mondenschleier.«
    Sie nickte dem Mädchen zu und setzte ihren Weg mit leichterem Herzen fort.
     
    Die Mägde, die im Speisesaal Ordnung schafften, richteten ihr aus, dass sie in den Gemächern der Fürstin erwartet wurde. Ihr Unbehagen kehrte zurück, als sie dort nicht nur die Mutter, sondern auch ihre Tanten fand.
    Eyra saß kerzengerade in ihrem Stuhl, eindrucksvoll und düster in schwarzen Samt gekleidet, die dunklen Augen in dem strengen Gesicht halb unter den Lidern verborgen. Viele Hofleute fürchteten ihren durchdringenden Blick und die spitze Zunge. Die Fürstin beugte sich oft dem gebieterischen Urteil der älteren Schwester, nur Avas Vater ließ sich nicht mehr von ihrer hoheitsvollen Unnahbarkeit beeindrucken.
    »Es ist nicht schwer, allwissend zu wirken wie deine Tante«, hatte er schon der kleinen Ava erklärt, »man muss nur jedes Wort mit Nachdruck sprechen und an der Nase entlangblicken. Lass dich davon nicht einschüchtern, Mädchen.«
    Sie hatte seine Worte immer beherzigt, dennoch ärgerte sie sich jetzt über Eyras herablassende Miene.
    Die Mutter wanderte durch die große Kammer, hob hier etwas auf und fand dort etwas zu ordnen, aber ihre Geschäftigkeit wirkte ziellos. Ihr freundliches, besorgtes Gesicht war unscheinbar, ihr Gewand trotz der Schönheit des Gewebes schlicht und ihre Haltung unbedeutend – sie wirkte entschieden weniger fürstlich als ihre Schwestern. Es versetzte Ava einen kleinen Stich, sie so zu sehen, aber sie empfand nicht nur Ärger um der Mutter willen. Würde auch sie so aussehen, wenn sie zwanzig Jahre lang die Bürde der Herrschaft getragen hatte?
    »Meine liebe Elenor, lass einmal dieses sinnlose Hin und Her, mir wird ganz schwindelig davon.«
    Die Stimme war schwer und süß wie Honig, doch die Fürstin von Tillholde gehorchte wie ein gescholtenes Kind und setzte sich rasch auf eine Truhe. Ava verzog das Gesicht.
    Wie üblich schmiegte Lalun sich in die üppige Pelzdecke des Diwans. Es war ein prächtiges Möbelstück, der Fürst hatte dafür eigens Handwerker aus Dea kommen lassen, aber in dem schlichten Gemach war es immer ein Fremdkörper geblieben. Die Fürstin benutzte es selten und nur, um dem Gatten eine Freude zu machen. Es war Laluns bevorzugter Platz und sie sorgte dafür, dass ihre berückende Gestalt bestens zur Geltung kam, sollte etwa ein Mann hereinkommen, und sei es auch nur ihr Schwager.
    Sie hatte die Beine hochgezogen, der Rock enthüllte schlanke, wohlgeformte Fesseln. Das weite Morgengewand war von der weißen Schulter gerutscht und ihre Hand verschwand in dem schimmernden, bernsteinfarbenen Haar. Lalun war die mittlere der drei Schwestern, aber auf geheimnisvolle Weise schien sie um viele Jahre jünger als Avas

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