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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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den Hals brechen, von dem guten Kochlöffel ganz zu schweigen.«
    Imeke schluchzte auf und Ava fuhr die Umstehenden an:
    »Wieso habt ihr das zugelassen? Wie ist er überhaupt hinaufgekommen?«
    »Der große Knut hat ihn raufgejagt«, jammerte Imeke, »er hat doch nur einen Spaß gemacht.«
    »Spaß? Ein schöner Spaß«, entrüstete sich ein dicker Koch, »den ganzen Tag hat er uns in der Küche gestört. Wo sind die Zwiebeln? Er jongliert damit. Wo ist meine Kupferpfanne? Er nimmt sie als Trommel, macht Radau und zieht durch die Küche und alle dummen Mägde und Küchenjungen hinterdrein. Aber als ich die Grütze umrühren wollte, weil sie am Anbrennen war, schnappt sich der Kerl doch meinen Kochlöffel und will damit seine Mätzchen machen! Na, da bin ich halt auf ihn los. Ich wollt' ja nur meinen Löffel haben, den Bratspieß hatte ich nur rein zufällig in der Hand.«
    »Du wolltest ihn aufspießen, du Ungeheuer«, schluchzte Imeke, ohne den Blick von ihrem tollkühnen Liebhaber zu nehmen.
    »Jedenfalls ist er hier rausgerannt«, fuhr Berit fort, »dieser Dummkopf von einem Koch mit seinem Spieß hinterdrein und alle anderen ebenfalls, als habe sie der Verstand verlassen. Imeke schrie Mord und Brand und da ist halt der große Knut aufmerksam geworden. Er ist auf den Narren los und der hat Haken geschlagen wie ein Hase und ist in den Torturm, der große Knut hinterher. Der Narr ist auf die Zinnen raus und da traut der große Knut sich nicht hin. Ooh«, sie schlug die Hand vor den Mund. Ein Ächzen ging durch die Menge, alle wichen zurück.
    Der Mann auf der Mauer war zu kurz gesprungen. Der Löffel fiel und zersplitterte auf den Steinen, der Gaukler aber hing gerade über dem Hofplatz, klammerte sich an den Rand der Zinne und strampelte wild mit den Füßen.
    Imeke schrie nun doch, helle, hohe Entsetzensschreie. Der große Knut stand an der kleinen Tür, die aus dem Torturm führte, aber es war ihm anzusehen, dass er sich nicht auf Zinnen hinauswagte. Von ihm konnte keine Hilfe kommen und lange würde sich der Gaukler nicht mehr halten können. Berit kniff Ava in den Arm und keuchte:
    »Tu etwas, sie sagen, du bist eine Mächtige, hilf ihm!«
    Ava schüttelte sie ab.
    »Macht Platz, geht zurück, los, weiter, weiter ...«
    Die Menschen gehorchten, eingeschüchtert von dem Zorn in ihrer Stimme.
    Schließlich stand sie allein vor dem Turm. Viel Zeit blieb ihr nicht.
    Sie hob ihr Gesicht in den dunkler werdenden Himmel und zwang sich, die Unruhe, die sie umgab, zu vergessen. Hoch über der Wolkendecke strichen die Winde vom nördlichen Gebirge herab, beladen mit der Kälte der verschneiten Berghänge. Von Süden jedoch strömte schon seit Tagen die wärmere, feuchtere Luft der großen Ebene, brandete gegen die Ausläufer des Berglandes und traf auf die feindseligen, winterlichen Luftmassen. Vor kurzem waren die ersten Frühlingsstürme über Tillholde hinweg getobt und obwohl sie sich beruhigt hatten, herrschte genug Bewegung in den hohen Luftschichten.
    Ava bemächtigte sich der milden Strömung, trieb sie an wie ein träges Pferd und jagte sie in die eisigen Höhen. Fauchend fuhren die feindlichen Winde aufeinander los.
    »Dreht euch, schneller, schneller! Senkt euch, bewegt euch, herab zu mir. Kommt, folgt meinem Befehl!«
    Sie riss die Arme in die Höhe und erschrecktes Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer, als der Himmel über ihnen in Bewegung geriet. Die Wolken begannen sich zu drehen, langsam erst, dann immer schneller, bis man dem rasenden Wirbel mit den Augen nicht mehr folgen konnte. Ein Schlauch löste sich aus dem Strudel, heftige Windböen trieben den Hofleuten Staub in die Augen und immer noch sank der wirbelnde Schlauch tiefer. Ava spürte die ungeheure Kraft der Elemente, sie hielt den Sturm, er konnte weder entkommen, noch sich gegen sie richten, er musste tun, was sie wollte. Eine wilde Begeisterung ergriff sie. Zweifel und Elend waren vergessen. Jetzt lebte sie.
    Der Aufschrei der Menge weckte sie aus ihrem Rausch. Die eine Hand des Gauklers war vom Rand der Zinne abgerutscht, und da, auch die andere. Er stürzte ...
    »Fangt ihn auf!«
    Der Wirbelsturm erfasste den Körper, schleuderte ihn herum wie eine Lumpenpuppe. Für einen Moment sah man ein angstverzerrtes Gesicht mit weit aufgerissenem Mund. Den Schrei übertönte das Brausen des Sturms, Böen peitschten das bunte Gewand, rissen die Schellenkappe herunter, wild flatterndes Haar verdeckte das Gesicht.
    Doch die Gewalt des Sturzes war

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