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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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dachte sie erleichtert, »ich habe ihn gerettet. Ich werde immer da sein, um ihn zu retten!«
    Endlich verstand sie – es gab nichts Wichtigeres in ihrem Leben, als Jermyn beizustehen. Die Angst um ihn würde sie nicht ertragen können.
    Flüchtig berührte sie die Lehmmauer und sie öffnete sich, um Ava einzulassen. Dahinter schwebte der braune, fasrige Nebel, der die zeitlose Lebenssphäre der Erdenmutter von der zeitgebundenen wirklichen Welt trennte. Ein leichter Schwindel überfiel Ava als sie durch den Dunst schritt, aber das Gefühl war ihr so vertraut, dass sie es nicht beachtete.
    Auf der anderen Seite kam ihr die Erdenmutter mit ausgebreiteten Armen entgegen und zog sie an sich. Ava ließ sich in ihre weiche Wärme sinken, dankbar für die schrankenlose Liebe, die ihr entgegenströmte.
    Dann ließ die Erdenmutter sie los, hielt sie auf Armeslänge von sich und sah sie prüfend an.
    »Was ist mit dir, liebste Tochter? Du hältst dich zurück und das Fremde an dir, was ich bei deinem letzten Besuch gespürt habe, ist gewachsen. Du wandelst dich, ich sehe es, du bist kein Kind mehr.«
    »Nein, deshalb gehe ich fort, Mutter.«
    »So bald schon verlässt du mich? Kaum einen Augenblick bist du hier gewesen. Die dort oben, sie nehmen so viel von dir. Schicken sie dich fort?«
    Eifersucht klang in ihren Worten und Ava beeilte sich, sie zu beschwichtigen. »Nein, sie wissen nichts davon.«
    »So bleiben sie ungeschützt.«
    Wie unter einem Hieb zuckte das Mädchen zusammen. Nur um ihretwillen verhielten die Erdgeister sich ruhig.
    »Warum kannst du sie nicht immer im Zaume halten?«, brach es aus ihr heraus. Gäbe es keine Erdbeben, würde die Schuld nicht so schwer wiegen, die sie auf sich lud, wenn sie Tillholde verließ.
    Die Erdenmutter sah sie bekümmert an.
    »Soll ich es ihnen verwehren, dass sie sich meiner Nähe freuen? Sie sind meine Kinder wie du es bist. Warum lebt dein Volk über meinem Haus? Ich bin hier seit Anbeginn der Zeit, aber meine Erde ist groß, viele Orte gäbe es, an denen die Geister schlafen! Doch ich will nicht schelten. Hätten die Menschen mein Heiligtum ganz verlassen, so hättest du nie zu mir gefunden, Tochter meines Herzens.«
    Die braunen Augen schwammen in Tränen, die wie Bäche über ihre Wangen flossen. Ava berührte sie mit den Fingern und führte diese an die Lippen.
    »Weine nicht, Mutter«, flüsterte sie, »ich folge einem Ruf, der stärker ist als ich.«
    »Stärker als du?«, grollte die Erdenmutter und ihre Tränen versiegten. »Was kann stärker sein als du, die du meine Kraft in dir trägst?«
    Ava lächelte. »Nicht alle Kräfte in der Welt stammen von dir, Mutter. Kannst du etwas gegen die Macht tun, die die Herzen der Menschen zueinander zieht?«
    Die Erdenmutter nahm Avas Hände.
    »Wenn ich es könnte, würdest du es wünschen, Tochter?«
    »Ich weiß es nicht. In mir ist alles verwirrt. Ich weiß nur, dass ich von hier fort muss, ich kann nicht bleiben. Lebewohl, Mutter. Ich werde meinen Geist durch die Erde zu dir schicken, wie ich es schon vorher gemacht habe.«
    »Tu das, Liebe und tu es oft. Vergiss mich nicht!«
    Ava fragte zögernd: »Du lässt mir deine Kraft?«
    Die Erdenmutter schien verwundert. »Ich habe sie dir gegeben zu deinem Gebrauch, warum sollte ich sie zurücknehmen?«
    »Was immer ich damit tue?«
    Ratlos erwiderte die Erdenmutter ihren Blick und ihre Ziehtochter verstand. Die Göttin hatte keine Vorstellung von Gut und Böse, aus Liebe teilte sie ihre gewaltigen Kräfte, aber die Verantwortung dafür lag allein in Avas Händen. Sanft löste sich das Mädchen aus dem flehenden Griff und verneigte sich, dann wich sie zurück, bis der Zeitennebel die traurigen Züge der Erdenmutter vor ihren Blicken verbarg.
    Das Feuer in der Halle war nicht weiter heruntergebrannt, als sie zurückkam. Hier war keine Zeit vergangen, während Ava in dem unterirdischen Reich weilte. Die Trauer, die sie eben noch empfunden hatte, wich der zitternden Erregung, die sie seit ihrem Traum erfüllte. Sie rannte durch die Halle zum Kleinen Tor, wo die Stute weiß in der Dunkelheit schimmerte.
    Als sie nach den Zügeln fasste, um aufzusteigen, fuhr sie zurück. Eine andere Hand hatte in die Riemen gegriffen und eine dunkle Gestalt trat hinter der Stute hervor.
    »Was hast du vor, Avaninian?«
    Ava hob streitlustig das Kinn.
    »Ich gehe fort, Eyra, und du wirst mich nicht aufhalten.«
    »Und wohin willst du?«
    »Das geht dich nichts an. Ich habe eine Entscheidung

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