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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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getroffen, wie du vorausgesagt hast. Schau in die Sterne, da wirst du sehen, was ich gewählt habe.«
    »Und was wird aus deiner Aufgabe hier, deinen Pflichten, dem Volk und dem Reich gegenüber?«
    Die Worte sollten streng sein, mahnend, doch die gebieterische Stimme war schwächer geworden, sie schreckte Ava nicht mehr. Sie zögerte nur einen Atemzug.
    »Die Eltern sind nicht so alt, sie werden das Reich noch viele Jahre führen. Ich will meinen eigenen Weg gehen und niemand wird mich daran hindern«, sie lachte hell und hart.
    »Du lädst große Schuld auf dich, wenn du uns verlässt, Ava!«
    Ava riss Eyra die Zügel aus der Hand, ergriff den Sattelknauf und schwang sich in den Sattel. »Dafür ist es zu spät. Du hast immer darauf bestanden, die andere mit zu nennen, Tante«, sagte sie bitter, »jetzt hat sie den Sieg davon getragen. Von heute an bin ich Ninian.«
    Sie schnalzte und Luna setzte sich in Bewegung. Eyra machte keinen Versuch mehr sie aufzuhalten. Unter dem Torbogen drehte das Mädchen sich noch einmal um.
    »Ihr hättet mir diesen Namen nicht geben sollen. Lebt wohl.«
    Sie drückte dem Pferd die Hacken in die Weichen und verschwand in der Dunkelheit.
    Wie zum Hohn riss die Wolkendecke über Tillholde auf und Eyra hob die weitblickenden Augen zum Himmel. Das Doppelgestirn stand in hellem Glanz, doch war es die kriegerische Ninian, die in triumphierendem Leuchten erstrahlte – das Licht der sanften Ava war verblasst.

3. Kapitel
    Nebelmond 1463 p. DC
    Die Wochen nach dem Zusammentreffen mit Fortunagra brachten keine Änderungen in Jermyns Leben, abgesehen davon, dass er einen Schatten bekam. Doch war es kein heimlicher Verfolger oder Attentäter und eher lästig als gefährlich.
    Der Ehrenwerte schien die Schlappe hingenommen zu haben. Er rührte sich nicht und hatte sein Vorhaben entweder aufgegeben oder wartete einen günstigeren Zeitpunkt ab.
    Auch Jermyn verhielt sich ruhig, aber sein Entschluss stand fest. Er würde sich nicht einschüchtern lassen, weder von dem Edelmann noch von einem der anderen Patrone, sondern sich auf eigene Faust einen Namen in den dunklen Vierteln von Dea machen.
    Vorerst aber musste er sich nicht feindlicher Schläger erwehren, sondern der Anhänglichkeit des kleinen Mannes, den er aus Fortunagras Kellern gerettet hatte.
    Eine ganze Weile versuchte er, ihn durch ruppiges Benehmen und Drohungen zu verscheuchen. Aber wie ein Hund heftete Wag sich an seine Fersen und lief ihm hartnäckig über den Weg. Er tauchte vor den Schänken auf, in denen Jermyn aß, drückte sich am Eingang herum und hielt Mitleid heischend seine verbundenen Hände hoch. Manchmal bettelte er die anderen Gäste an und erstand für die karge Gabe eine Schale Suppe, die er gierig hinunterschlürfte. Dabei setzte er sich immer so, dass Jermyn ihn sehen musste.
    Eines Tages hatte Wag es mit seiner Bettelei zu arg getrieben. Die Wirtin, eine hagere, zänkische Person, begann zu zetern, eine Vogelscheuche wie er vertreibe die Gäste. Sie winkte ihrem Hausknecht, der aussah, als könne er den mageren, kleinen Kerl leicht in der Mitte entzweibrechen, aber Wag schlüpfte unter den klobigen Fingern hindurch.
    »Ich will doch nur zu mein Patron«, rief er atemlos, während er zwischen den Tischen herwieselte, den wütenden Knecht dicht auf den Fersen. Vor Jermyns Tisch blieb er stehen und hob flehend die Hände. Die Binden waren verdreckt, fleckig von getrocknetem Blut. Der ganze Kerl wirkte erbarmungswürdig und Jermyn brachte es zu seinem Ärger nicht fertig, ihn fortzujagen.
    »Lass ihn. Er gehört zu mir«, knurrte er widerwillig. Der Hausknecht zögerte, aber ein Blick aus den schwarzen Augen veranlasste ihn zu eiligem Rückzug.
    Jermyn fand, er habe genug getan und wandte sich seiner Mahlzeit zu. Wag blieb mit hängenden Schultern vor ihm stehen. Geräuschvoll zog er die Nase hoch, sein Mund stand offen und ein Speicheltropfen hing an seiner Unterlippe. Hohläugig stierte er auf den gedeckten Tisch.
    Jermyn fluchte halblaut, und mehr um die Jammergestalt loszuwerden denn aus Mitleid, rief er dem Hausknecht zu, er möge etwas zu essen bringen. Wag machte Miene, auf die Knie zu fallen, um seinem Gönner zu danken, aber Jermyn scheuchte ihn mit einer Handbewegung zurück. Er wollte den kleinen Mann nicht bei sich haben. Doch die Schenke war voll und so hockte Wag schließlich am äußersten Ende des Tisches und schaufelte gierig Kohl und Graupen in sich hinein. Jermyn war der Appetit vergangen.
    »Was ist

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