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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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mancher Gladiator brachte es zu Ruhm und Ansehen, wie die Meister des Himmelsspiels.
    Die Männer trugen breite, nägelbeschlagene Lederbänder um den Hals, die sie als Eigentum der Schule auswiesen, bis sie sich freigekämpft hatten.
    Eine Gasse von Zuschauern bildete sich, es hagelte Spottworte und Schmähungen auf die Gefangenen - ihr Aussehen, ihre körperliche Verfassung, die Dresche, die sie erwartete, bis sie zu einem rechten Gladiator zurechtgestutzt waren. Auch ihre Vergehen, die mit groben Pinselstrichen auf die rasierten Schädel geschrieben waren, wurden unbarmherzig aufs Korn genommen. Die Neulinge konnten sich nicht einmal mit Worten wehren. Breite Papierstreifen waren über ihre Münder geklebt, da sie einstweilen das Recht verwirkt hatten, wie freie Männer für sich zu reden.
    »Schaut euch die Mickerlinge an!«
    »Jou, auf die würd ich nich mal ’nen Hosenknopf setzen.«
    »Die solln ja auch nur die Latrinen putzen ...«
    »Ach was, die solln den Krüppeln die Schau stehlen.«
    »He, du, mit so ’nem Zinken würd ich mich nich in die Arena wagen. Ich setz drei Silbermünzen, dass der den ersten Kampf nich übersteht.«
    »Mann, hat der Plattfüße, der watschelt ja wie ’ne Mastgans.«
    »Jou, seine Gegner solln sich totlachen!«
    Die Unglücklichen zogen die Köpfe zwischen die Schultern und strebten so schnell es ging dem imposanten Gebäude der Großen Schule zu. Einige hielten die Blicke gesenkt, andere funkelten wütend in die Menge und ein grobknochiger Kerl mit vorstehenden Jochbögen hob die gefesselten Hände gegen die Spötter und reckte beide Mittelfinger in die Höhe.
    Ein Hagel von Schimpfworten antwortete ihm, eine Handvoll Dreck platschte gegen seinen Kopf, so dass ihm die braune Brühe über’s Gesicht lief. Die Wächter zogen ihre Knüppel und schlugen wahllos auf die Zuschauer ein, die fluchend zurückwichen.
    »Verpisst euch, ihr Hundsfötter«, brüllte der stiernackige Anführer, »ihr beschädigt das Eigentum unserer ruhmreichen Schule, zurück ...«
    Mit kräftigen Hieben trieb er die Gaffer auseinander und die angehenden Kämpfer verschwanden halb erleichtert, halb widerwillig hinter den Toren der Gladiatorenschule.
    Nach diesem unterhaltsamen Zwischenspiel schlossen sich die Menschen wieder so dicht zusammen, dass man über ihre Schultern und Köpfe hätte laufen können. Nur widerstrebend gab man den Weg frei - etwa für einen Meldeläufer, der kräftigen Gebrauch von seinem Botenstab machen musste, einen hochgestellten Herrn zu Pferde oder für einen würdevollen Magistraten, der in seiner Sänfte behäbig durch die Menge schaukelte.
    Vor zwei jungen Leuten allerdings bildete sich eine Gasse, ohne dass sie von Stab, Peitsche oder einem Ausrufer Gebrauch machen mussten. Allein das flammende Haar des jungen Mannes schien die Menschen einzuschüchtern, viele grüßten ihn, aber nur selten nickte er flüchtig zurück.
    Sein Äußeres vermochte diese Ehrerbietung nicht zu erklären. Mittelgroß und schmal gebaut, war seine Gestalt unbedeutend und für einen Edelmann kleidete er sich nicht prächtig genug. Die abgetragene schwarzlederne Jacke, die schwarzen Beinlinge und Stiefel hatten bessere Tage gesehen und von dem massiven goldenen Ohrring abgesehen unterschied er sich nicht von anderen jungen Männern, die ihr Brot als Schreiber verdienten. Doch die dunklen Augen in dem mageren Gesicht straften diesen Eindruck Lügen und in seiner Haltung lag der unerschütterliche Hochmut, den nur alter Adel oder großer Reichtum verleihen. Dasselbe galt für das Mädchen an seiner Seite. Graue Augen über hohen Wangenknochen blickten kühl unter dichten Wimpern hervor, die schmalen Brauen waren mit dem Pinsel bis in das zarte Gespinst der Schläfenhaare verlängert und im rechten Nasenflügel glitzerte ein weißer Stein. Die dunkelgrüne Kapuze war zurückgeworfen, der Nebel hatte einen Schleier feiner Wassertröpfchen über das dunkle Haar gelegt. Gleichgültig wie ein Fräulein von hoher Geburt achtete sie nicht auf ihre Umgebung, doch ihr knöchellanges Gewand war eher absonderlich als vornehm. Es schmiegte sich eng um ihre schlanke Gestalt, aber zwei hohe Schlitze erlaubten ihr, kräftig auszuschreiten, so dass sie ohne Mühe mit ihrem Gefährten Schritt hielt. Wie er trug sie Beinlinge und hohe Stiefel, aber weder Spottworte noch Anzüglichkeiten folgten ihr.
    Sie gingen schweigend nebeneinander her, ohne einen Blick zu wechseln.
    »Na, was is los, dicke Luft?«, verwunderte

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