Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Reise schicke ich dir eine Postkarte mit der Einladung zu meiner Hochzeit.«
»Oh Mann. Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?«
»Na ja, vielleicht auch nicht. Aber ich glaube an Schicksal. Es muss doch irgendwas zu bedeuten haben, dass ich jetzt ausgerechnet eine Reise durch Italien mache und mich plötzlich wieder so gut an ihn erinnern kann. Vielleicht hat das da oben jemand so arrangiert«, sage ich und deute gen Himmel. Raffaele wirkt nicht sonderlich überzeugt. »Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube daran, dass man etwas erreichen kann, wenn man es wirklich will. Aber ganz ohne Hilfe von oben. Wer weiß, ob es den da wirklich gibt.«
»Ach, und das aus dem Mund eines Italieners?«, necke ich ihn. »Ich dachte, ihr seid dem alten Papst alle hörig.«
»Ja, das sind auch noch viele, aber die Sympathie für den Papst hat abgenommen in letzter Zeit. Auch viele Italiener kritisieren, dass er so wenig modern ist. Und ehrlich gesagt, mit Benedetto ist es auch nicht mehr das Gleiche. Ich will ja jetzt nicht schon wieder die Deutschen kritisieren, aber er verkörpert genau die Eigenschaften, die man euch nachsagt. Er ist zurückhaltend und irgendwie auf seine Art kühl. Benedetto ist bestimmt ein kluger Mann, aber er schafft es nicht, uns Italiener so mitzureißen wie Johannes Paul II. Wie auch immer, ich magich jedenfalls nicht auf das Schicksal verlassen.« Dann dreht Raffaele sich um und nimmt einen Block hervor, auf dem er etwas notiert.
»Das ist meine Nummer. Ruf mich an, wenn irgendwas ist oder du noch Fragen zu den italienischen Männern hast. Ich kann sie dir alle beantworten.«
»Darauf komme ich auf jeden Fall zurück! Vielen Dank.« Ich schaue auf meine Uhr. »Ich glaube, ich gehe jetzt. Es ist schon spät, und ich will morgen früh los. Das war ein wirklich netter Abend.«
»Das fand ich auch.« Raffaele blickt mich etwas wehmütig an. »Schön, dass du noch mal hier warst. Und vielen Dank für die Hilfe.« Dann nimmt er mich in die Arme und drückt mir links und rechts einen Kuss auf die Wange. » Ciao bella . Wie gesagt, wenn ich dir irgendwie helfen kann ...!«
»Ciao«, entgegne ich lächelnd und wedele mit dem Zettel, auf den er seine Nummer geschrieben hat. »Ich ruf dich an.« Dann schnappe ich meine Tasche und laufe Richtung U-Bahn, um zu meinem Hotel zurückzukehren. Meine Chefin Carla wäre stolz auf mich. Kaum drei Tage in Italien und schon habe ich zwei Telefonnummern und eine Einladung nach Portofino. Das läuft doch besser als gedacht! Gut gelaunt passiere ich den Eingang der U-Bahn. Ich fahre die Rolltreppe runter und setze mich auf eine Bank, um auf die Bahn zu warten. Mein Blick fällt auf einen Automaten, der in einiger Entfernung an der Wand steht. In den Fächern hinter der Glasscheibe, in denen bei uns normalerweise Süßigkeiten deponiert sind, stehen Bücher. Neugierig stehe ich auf, um das Angebot aus der Nähe zu betrachten. Da meine Bahn erst in einer guten Viertelstunde fährt, entschließe ich mich spontan, einen der italienischen Romane aus dem Automaten zu ziehen. Nachdem ich die Münzen eingeworfen habe, fällt mit lautem Gerumpel der feste Einband hinunter ins Ausgabefach. Dann halte ich Margaret Mazzantinis Non ti muovere in den Händen.as heißt auf Deutsch: Geh nicht fort, und einen Moment frage ich mich, ob das Schicksal seine Meinung über meine Reisepläne kurzfristig geändert hat und mich nun doch zum Hierbleiben bewegen möchte.
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Do Italians better?
Oder ... warum der Italiener immer la bella figura macht
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen! So unterschiedlich Nord- und Süditaliener auch sein mögen, in einem sind sie sich doch auffallend ähnlich: Ihnen allen ist daran gelegen, eine »bella figura« zu machen. Denn in Italien, wo das Leben sich zum großen Teil in der Öffentlichkeit und somit vor den Augen aller abspielt, ist es ganz besonders wichtig, gut dazustehen! Den Italiener wird man daher eher selten in kurzen Hosen antreffen, und weiße Tennissocken sind hier im Süden eine echte Rarität. Der Italiener hält etwas auf sich, bewahrt die Haltung und trägt die sorgsam ausgewählte Kleidung mit Stil und Würde. Hinter der berühmten »bella figura« steckt aber mehr als nur ein maßgeschneiderter Anzug oder durchtrainierter Oberkörper. »Eine gute Figur machen« bezieht sich in Italien nämlich auf das gesamte Erscheinungsbild, das Auftreten und natürlich auf das Benehmen. Die »bella figura« ist das Resultat einer
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