Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
über Jahre von den guten Ergebnissen des roten Rennstalls verwöhnt, kann er eine Niederlage in der formula uno daher genauso wenig einstecken wie beim Fußball oder dem Versuch, eine Frau zu verführen.
Avanti Amore! Ihre Dana.
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6. P ortofino
Getränk: Cappuccino
Freund des Tages: Fidelio, der Umweltaktivist
Place to be: Die Hügel von Zoaglie
Erkenntnis: I found no love in Portofino
F idelio erwartet mich am Gartenzaun. Während ich mit meinem Auto die letzte Kurve der Bergstraße in den Hügeln von Zoaglie meistere, sehe ich ihn bereits an der Pforte seines Grundstückes stehen. Ganz der aufmerksame Gentleman, hat er mich, nachdem ich ihn auf dem Handy kontaktiert habe, zurückgerufen, um mich die letzten zwanzig Minuten meiner Autofahrt via Telefon die Küste entlangzudirigieren. Mit der zuvorkommenden Gastfreundschaft der Italiener eilt er mir nun entgegen, um mich die steinerne Abfahrt hinunter auf ein schmales gemauertes Plateau neben der Terrasse seines Hauses zu lotsen. Ich parke meinen Wagen und stelle den Motor aus. Es ist schwül. Als ich aus dem Auto steige und mit einem lauten Knall die Tür zuschlage, umschließt mich die Nachmittagshitze wie eine dicke Decke.
»Ciao, cara mia!« Fidelio ist größer und schlanker, als ich ihn in Erinnerung habe. Die Arme weit geöffnet, strebt er auf mich zu. »Willkommen in meiner Hütte!«, ruft er und versucht sich in Bescheidenheit, dabei weiß er genau, dass ich mir sehr wohl der exklusiven Lage seiner Villa bewusst bin, von der aus der Blick hinunter auf die ligurische Küste und weit über das Meer reicht. Statt mich, wie erwartet, mit überbordender italienischer Herzlichkeit an sich zu drücken, haucht er mir mit vornehmer Zurückhaltung zwei Luftküsse auf die Wangen, tritt einen Schritt zurück und lächelt mich an. Dann hebt er mein Gepäck aus demofferraum und bedeutet mir, ihm ins Haus zu folgen, die hölzerne Treppe in den ersten Stock hinauf.
»Du hast mich gefunden, das ist sehr gut, der Weg hier herauf ist nicht leicht zu erklären. Es war das Einfachste, dich am Telefon zu behalten und hier hochzulotsen.« Oben angekommen, bleibt er einen Moment stehen und mustert mich. »Du hast eine neue Frisur«, stellt er dann fest.
»Ja. Ich war bei einem Friseur in Turin. Er hat mich zu diesem Schnitt überredet«, antworte ich.
»Aha«, entgegnet Fidelio trocken. »Das sieht lustig aus.« Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt als Kompliment zu verstehen ist, und beschließe lieber, nicht weiter nachzufragen. Fidelio öffnet eine der mit Intarsien verzierten Türen, die rechts und links vom Gang abgehen. Er lässt meine Koffer auf den Boden neben dem alten Bauernbett gleiten. Dann stößt er die Fensterläden zum Garten auf. Eine ungemähte, von Obstbäumen bewachsene Wiese schlängelt sich stufenartig den Hang hinunter, bis zu einem ovalen Swimmingpool, in dessen Wasser ein paar Zweige treiben. In der Ferne leuchtet das Meer.
Ich atme tief durch. Der Himmel ist wolkenlos, nur der Horizont begrenzt meinen Blick. Die Häuser an der Küste sehen von hier oben aus wie Puppenstuben.
»Ich lass dich jetzt mal in Ruhe ankommen«, sagt Fidelio und macht Anstalten, das Zimmer wieder zu verlassen. Das ungute Gefühl, das mich seit meinem Aufbruch in Turin die ganze Fahrt über begleitet hat, denn immerhin übernachte ich alleine bei einem völlig Fremden, verschwindet schlagartig. In Fidelios Haus herrscht eine angenehme Atmosphäre, zudem übt sich mein Gastgeber in fast schon britischer Zurückhaltung. Dem alten Klischee des leidenschaftlichen Italieners, der über alles Blonde herfällt, das es nicht rechtzeitig in die Zypressenwipfel schafft, scheint er nicht zu entsprechen. Vielleicht ist dieses Bild mittlerweile einfach veraltet.
ennoch – hätte Raffaele mir nicht ausdrücklich versichert, dass es sich bei Fidelio um einen etwas spleenigen, aber treuen und vollkommen vertrauenswürdigen Stammgast handelt, ich wäre wahrscheinlich nicht auf sein Angebot eingegangen, das er mir im Zucca unterbreitet hat.
»Mach dich ein wenig frisch, wenn du magst, ich warte im Wohnzimmer auf dich.« Dann lässt er mich im Gästezimmer allein. Erneut trete ich ans Fenster.
In der Ferne läuft gerade eine Luxusyacht im Hafen von Portofino ein. So großzügig Fidelios gastfreundliches Angebot auch ist: Mit der Wahrheit hat er es nicht so genau genommen, als er mir den Vorschlag unterbreitete, in seinem Haus in Portofino zu übernachten. Sein
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