Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
Vom Netzwerk:
heben.
    »Noch eine halbe Stunde, cara . Du wirst sehen, es lohnt sich!«
    »Noch eine halbe Stunde? Dann sind wir über drei Stunden gelaufen. Das hättest du ruhig vorher sagen können!« Fidelio, der seinen Schritt verlangsamt, um an einer abschüssigen Stelle auf mich zu warten, reicht mir die Hand.
    »Aber wenn ich das vorher gesagt hätte, dann wärst du doch nicht mitgekommen.« Er sieht mich treuherzig an. Wenig später bin ich ihm dann doch noch dankbar, dass er mich gezwungenat durchzuhalten, denn gerade als ich aufhöre, daran zu glauben, dass wir die Badebucht jemals erreichen, lichtet sich der Wald und gibt den Blick auf einen verlassenen, von Felsen umringten Strand frei, auf dem ein paar zitronengelbe Liegen stehen: Flitterwochenpanorama. Vorsichtig klettern wir die letzten Meter in den Sand hinunter, wo wir uns erschöpft niederlassen und stumm das Restaurant auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht beobachten. Ein Kellner deckt zwei Tische, die vor dem in den Felsen gebauten restaurante stehen. Der perfekte Ort für einen Heiratsantrag. Zumindest wenn man den richtigen Mann dabeihat. Ich betrachte Fidelio, wie er neben mir auf dem Liegestuhl sitzt. Sosehr ich es mir auch wünschen würde, aber er ist einfach nicht mein Typ und löst – mal abgesehen von den Momenten, in denen er mal wieder mit hundert Sachen mit dem Wagen um die engen Kurven düst – einfach kein Herzrasen bei mir aus. Plötzlich wird die Stille von einem sich nähernden Lärm zerrissen. In der Luft kreist ein Hubschrauber, der langsam auf die Bucht zufliegt. Die Rotorengeräusche verschlucken Fidelios Stimme, der gerade dazu ansetzen wollte, mir etwas über die Beschaffenheit der Felsformationen zu erzählen.
    Ich beobachte, wie sich der Helikopter nach vorne neigt und sich dann schwerfällig, wie ein großes Insekt, auf einem viel zu kleinen Felsvorsprung niederlässt. Nachdem der Pilot den Helikopter mit den Kufen auf dem festen Untergrund aufgesetzt hat, drehen die Rotoren sich noch eine Weile weiter, bis sie schließlich ganz zum Stehen kommen. Dann erscheint der Pilot, hievt eine Weinkiste aus dem Inneren des Hubschraubers und trägt sie zum Restaurant, von wo aus ihm der Kellner entgegenkommt und ihm den vino abnimmt. Von seiner Last befreit, kehrt der Pilot um, und wenig später verschwindet der elitottero am Horizont, genauso plötzlich, wie er gekommen ist.
    »Wir hätten auch mit dem Hubschrauber herkommen können«, sagt Fidelio. »Nicht, dass ich das Geld nicht ausgebenollte, aber diese Helikopter sind eine fürchterliche Umweltverschmutzung!« Er stemmt die Hände in die Hüfte und blickt sich um. »Willst du baden? Dann besorge ich dir ein Handtuch.«
    Mittlerweile ist es später Nachmittag. Der Tag ist kühler als die vorangegangenen, und ein paar Wölkchen haben sich von uns unbemerkt vor die Sonne geschoben. Zögerlich stehe ich am Ufer. Ein paar Wellen schwappen mir über die Füße, das Wasser ist erstaunlich kühl, und mich fröstelt es, aber ich will meinen Gastgeber, der gerade mit einem dicken gelben Badetuch angelaufen kommt, nicht enttäuschen.
    »Alles in Ordnung bei dir? Du schaust so nachdenklich.« Ich fühle mich ertappt und zu einem Bad im Meer verpflichtet. Kurz bin ich versucht, ihm zu sagen, dass ich lieber darauf verzichten würde, aber kaum geht mir der Gedanke durch den Kopf, ermutigt Fidelio mich. »Na hopp, du hast doch extra einen Bikini angezogen. Geh du nur Baden, ich erkundige mich in der Zwischenzeit mal in der trattoria , ob wir hier auch was zu Essen bekommen können.«
    Während er sich umdreht und erneut in Richtung Restaurant stapft, streife ich mir mein Kleid über den Kopf, nehme Anlauf und renne, bevor ich Gelegenheit habe, es mir anders zu überlegen, ins Meer und schwimme mit langen Zügen in die Bucht hinaus. Dann lege ich mich auf den Rücken und lasse mich eine Weile von den Wellen tragen. Vielleicht, denke ich, während ich so vor mich hintreibe, war es doch keine so schlechte Idee, diesen Auftrag anzunehmen. Denn ehrlich gesagt ist es ziemlich lange her, dass ein deutscher Mann das Bedürfnis hatte, mir eine einsame Bucht zu zeigen. Und das ist ein schönes Gefühl, auch wenn er nicht der Richtige ist. Ich denke an Mario und daran, was er wohl jetzt im schönen Sizilien, wo ich in einigen Tagen ganz uneigennützig Station machen werde, so treibt.
    Vom Strand höre ich Fidelio rufen, der mit einer kleinen Flasche Wein in der Hand aus dem Restaurant zurückgekehrt ist.

Weitere Kostenlose Bücher