Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Praxis.« Er lacht. »Außerdem sagt man bei uns in Italien vecchia gallina fa buon brodo . Altes Huhn macht gute Brühe.«
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Do Italians better?
Oder ... warum der Italiener ohne sein Handy nicht leben kann
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen, es gibt Leute, die finden es mittlerweile schick, kein Handy zu haben. Nicht erreichbar zu sein gilt für manch einen als Luxus, den sich nicht jeder leisten kann oder will. Für einen Italiener hingegen ist ein Leben ohne Handy undenkbar. Genau wie seine Sonnenbrille ist auch das portable Telefon – offiziell cellulare , liebevoll telefonino genannt – ein unverzichtbares Accessoire. Sollte es jemals möglich sein, sich ein Telefon implantieren zu lassen, wird diese Erfindung bestimmt auf das Konto eines Italieners gehen. Die Beziehung zu seinem Handy ist nämlich genauso innig wie die zu seiner Verwandtschaft – klar –, schließlich steht beides in enger Verbindung zueinander. Da die Familie in Italien ein hohes Gut ist, will man schließlich immer, ständig und überall über die neusten Geschichten der Anverwandten informiert werden. Und da eine Großfamilie naturgemäß aus vielen Mitgliedern besteht, hängt der Italiener den halben Tag am Telefon. La mamma ruft ihre Söhne an, die Söhne ihre Väter, die Väter ihre Geschwister, die Geschwister die Neffen, die Neffen die Tanten, die Tanten la mamma, und dann wird einmal rundum gewechselt. »Wann bist du heute Abend zu Hause?« – »Was gibt es zu Essen?« – »Wie ist das Wetter bei Euch?« Nichts, aber auch gar nichts wird für diskussionsunwürdig gehalten, jegliche Veränderung im Leben des Einzelnen vor dem Familiengericht analysiert. Und so ists nichts Ungewöhnliches, einen italienischen Mann dabei zu beobachten, wie er auf der Straße, im Auto, im Restaurant oder in einem Geschäft lauthals in sein Telefon spricht. Selbst im Museum und am Strand wird geklingelt und gequatscht, was das Zeug hält. Und da ja jeder weiß, wie es in der eigenen Familie läuft, stört sich auch niemand an dem lauten Geschnatter. Eins steht fest: In Italien hätte Max Raabe mit »Kein Schwein ruft mich an« keinen Hit landen können.
Avanti Amore! Ihre Dana.
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8. G enova
Getränk des Tages: Latte macchiato
Freund des Tages: Roberto, der Bodyguard
Place to be: Die Kirche, die all deine Sünden vergibt
Erkenntnis: Italiener kennen immer den Weg, auch wenn sie ihn nicht kennen
R oberto ist ein Vorzeigeitaliener. Er ist groß, muskulös, trägt einen perfekt sitzenden Anzug mit handgenähten Schuhen dazu, seine dunklen Haare hat er mit Gel aus dem Gesicht gestrichen. Mit großen Schritten läuft der Cousin von Fidelio vor mir die Via Garibaldi entlang und zeigt begeistert auf die noblen, bis zu sieben Stockwerke hohen Palazzi, die die Straße säumen. Auch nach all den Jahrhunderten, die seit ihrer Erbauung vergangen sind, zeugen sie noch immer von unermesslicher Pracht und vergangenem wie gegenwärtigem Reichtum. Ich muss einen Schritt zulegen, um Roberto, den Fidelio für mich als Stadtführer engagiert hat, solange er einen Termin wahrnimmt, vorbei an den üppig verzierten Gebäuden folgen zu können. Hier und da läuft er durch eine geöffnete Tür, um mir den einen oder anderen Innenhof zu zeigen.
»In einigen der Palazzi sind inzwischen Museen untergebracht!«, ruft Roberto, während er achtlos an zwei Eingängen vorbei sprintet. »Die interessieren mich allerdings nicht so.« Er grinst, und auf einmal sieht der nüchterne Geschäftsmann aus wie ein kleiner Junge, der etwas ausgeheckt hat. »Ich finde Kultur ziemlich langweilig.« Eine seltsame Einstellung, die Fidelios Cousin da hat, vor allem angesichts der Tatsache, dass kaum ein Land so reich an Kulturdenkmälern ist wie Italien.
Das da drüben ...«, sagt er und deutet auf ein beeindruckendes Gebäude »... ist der Palazzo meiner Familie.« Dann eilen wir auf der anderen Seite der Straße entlang, wo Roberto im Vorbeigehen den Direktor der Deutschen Bank von Genua begrüßt, außerdem einen befreundeten Grafen aus der Nachbarschaft und den Besitzer eines angesagten Cafés, bevor wir bei dem Versuch, eine Straße zu überqueren, von einem Auto gestoppt werden, aus dessen halbgeöffnetem Fenster uns Robertos jüngerer Bruder zuwinkt. Vom Beifahrersitz aus wechselt er ein paar Worte mit seinem fratello , während sein Chauffeur mit unbewegter Miene geradeaus starrt.
»Hier kennt jeder jeden«, erklärt Roberto, nachdem wir uns
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