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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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verabschiedet haben und weiter durch Genuas Innenstadt laufen, während die Gegend um uns herum an Pracht verliert und zwielichtiger wird. Instinktiv verstecke ich mich hinter Robertos breitem Rücken und bin, angesichts der Blicke der merkwürdigen Gestalten, die mittlerweile das Stadtbild bevölkern, froh, dass Fidelios Verwandter mindestens zwei Meter groß ist. Einen guten Orientierungssinn scheint Roberto allerdings nicht zu haben. Mittlerweile irren wir seit gut dreißig Minuten durch ein ärmliches Viertel – fast genauso lange ist es her, dass Fidelio sich auf den Weg zu seinem Termin gemacht hat. Und es sieht nicht so aus, als ob wir das Café, in dem mir Roberto eine Auszeit von der Stadtführung versprochen hat, jemals erreichen werden.
    »Roberto, wie weit ist es zum Café noch?« Missmutig wie ein kleines Kind stapfe ich hinter ihm her.
    »Gleich, gleich, wir sind gleich da!« Das hat Roberto schon mindestens drei Mal gesagt. Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, dass uns auch die Straße, die wir gerade entlangeilen, nicht zu unserem Ziel führt. Wenig später bleiben wir vor einem Lebensmittelgeschäft stehen, an dem wir bereits mehrmals vorbeigekommen sind, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Vor den Türen des dunklen Ladens stehen ein paar Obst- und Gemüsekisten, dieanz offensichtlich schon seit einer Weile entsorgt werden müssten.
    »Roberto, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«
    »Natürlich! Ich bin schließlich in dieser Stadt groß geworden. Ich kenne Genua wie meine Westentasche.«
    »Das glaube ich dir ja, aber ich bin mir sicher, dass wir hier schon mal gewesen sind.«
    »Nein, nein.« Roberto schüttelt seinen schweren Kopf mit den dunklen zurückgegelten Locken. »Du musst dich irren, diese kleinen Geschäfte ähneln sich hier einfach alle. Glaub mir, bella! « Obwohl ich mir sicher bin, gebe ich mich geschlagen und trotte weiter hinter ihm her. Zwanzig Minuten später stehen wir wieder an derselben Stelle. Jetzt muss Roberto einräumen, dass er sich getäuscht hat.
    »Tut mir leid. Ich habe mich doch ein wenig verfranst.«
    Er schaut mich verlegen an. Als echter Italiener hat er es wohl als seine Aufgabe betrachtet, mich ohne nach dem Weg fragen zu müssen, aus dem Gassengewirr herauszuführen, in das wir bereits wenige Minuten nach Beginn unseres Rundgangs geraten sind.
    »Aber wie dem auch sei«, beharrt er, »du kannst froh sein, dass du mit mir hier bist und hier nicht allein herumwanderst. Du hast zwar ein hübsches Gesicht, aber das wird dir im Zweifelsfall auch nicht helfen.« Er wirft einen Blick auf meine teure Armbanduhr, die mir meine Eltern zum Abitur geschenkt haben. »Glaub mir, so eine Uhr wäre hier sofort weg. Und die Diebe würden sich auch nicht die Mühe machen, sie dir abzunehmen. Sie würden dir einfach die Hand abhacken.«
    Ich schaue ihn erschrocken an. »Meinst du nicht, das ist ein wenig übertrieben?«
    »Das mag sein, wir Italiener übertreiben ja gern. Aber generell ist Genua einfach nicht ungefährlich. Es ist eben eine Hafenstadt. Wie Neapel auch. Und Hafenstädte sind Durchlauferhitzer. Viele Leute sind nur hier, um wenig später ein Schiff zu besteien, das sie nach Sardinien, Korsika oder Sizilien bringt, oder gleich noch viel weiter hinaus in die große weite Welt. Und da gibt es einige, die gern ein paar kostenlose Mitbringsel dabeihaben, die sie an ihrem Zielort verscherbeln können.« Er legt einen Arm um mich, und ich werde den Verdacht nicht los, dass es Roberto ganz gut gefällt, sich als Beschützer aufzuspielen.
    »Du gefällst mir«, sagt er und grinst mich an. »Pass nur gut auf dich auf während deiner Reise. Und versprich mir, dass du nicht allein nach Neapel fährst. Dagegen ist Genua nämlich ein Ponyhof.« Etwas verlegen lächele ich zurück. Ich fühle mich ein bisschen eingeschüchtert von diesem gut aussehenden und selbstbewussten Bild von einem Mann.
    Mittlerweile sind die Gassen, durch die wir laufen, so eng, dass man dem Nachbarn bei Bedarf etwas durch das Fenster hinüber auf die andere Straßenseite reichen kann, und sie sind ziemlich düster. Aber Roberto scheint nicht gewillt, seinen Status als Mann für alle Lebenslagen so schnell aufzugeben. Erneut verweist er auf seine Qualitäten als Stadtführer, um darüber hinwegzutäuschen, dass er den richtigen Weg immer noch nicht gefunden hat.
    »Wir versuchen es jetzt noch einmal in dieser Richtung.« Er zeigt unbestimmt hinter sich. Dann sagt er entschuldigend:

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