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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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ich spüre es genau. Während ich die Nummer der Casa Margaret wähle, die ich mir auf einem Zettel notiert habe, beobachte ich aus den Augenwinkeln den gut aussehenden Mann von eben, der vor einem Schaufenster stehengeblieben ist und ebenfalls telefoniert.
    In meinem Telefon ertönt das Freizeichen, dann wird abgehoben.
    »Pronto!«, ertönt am anderen Ende der Leitung eine weibliche Stimme.
    » Buongiorno. Mein Name ist Dana Phillips«, stelle ich mich vor. »Ich bin auf der Suche nach Allegra Tozzi. Können Sie mir vielleicht sagen, wie ich sie erreichen kann?«
    »Allegra? Aber sicher! Woher kennen Sie sie denn?«, fragt die Frau neugierig.
    »Ach, wir sind uns vor vielen Jahren begegnet, haben uns aber aus den Augen verloren«, antworte ich, um ihr zu versichern, dass ich Allegra Tozzi wirklich kenne.
    »Si, si.« Ich höre, wie die Frau am anderen Ende herumhantiert. »Haben Sie was zum Schreiben? Die Vorwahl von San Gimignano ist ...«
    »San Gimignano?«, unterbreche ich die Frau am Telefon. »Das ist doch nicht auf Sizilien, oder?«
    »Auf Sizilien? Nein, natürlich nicht. Das liegt in der Toskana.«
    Aber ich dachte, Allegra Tozzi wohnt auf Sizilien?«, frage ich verwirrt.
    »Sie hat hier auch lange gelebt. Aber sie hat vor ein paar Jahren einen Job in der Toskana angenommen. Nach der Trennung von ihrem Mann brauchte sie scheinbar einen Ortswechsel«, plaudert die Dame munter weiter.
    »Ach du je«, entgegne ich. »Jetzt bin ich ganz in den Süden gefahren, um sie aufzuspüren, und nun wohnt sie in der Toskana. Haben Sie zufällig auch die Nummer von Ihrem Sohn?«
    »Nein, leider nicht. Aber rufen Sie Allegra doch einfach an. Sie kann Ihnen bestimmt weiterhelfen.« Dann gibt sie mir ohne weitere Nachfrage die Kontaktdaten durch. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass sich mein einziger Grund, Sizilien zu besuchen, damit in Luft aufgelöst hat, freue mich aber, dass ich endlich die Nummer von Marios Mutter herausgefunden habe. Damit bin ich Mario einen großen Schritt näher gekommen. Die Vorfreude, ihn endlich wieder zu sehen, lenkt mich leider trotzdem nicht von meinen Gedanken an Fosco ab, der immer noch durch mein Gehirn schwirrt wie eine Hummel, die sich im Haus verflogen hat. Ich rufe meine Freundin Ellen in Deutschland an.
    »Ja«, ertönt es schon nach zweimal klingeln.
    »Ellen, ich bin’s.«
    »Und? Wie geht es dir jetzt?«
    »Es geht so. Die Sonne scheint. Ich bin in Neapel. Ich habe eine neue Handtasche. Und ich hatte eine gigantische Zeit mit Fosco auf Capri. Eigentlich habe ich keinen Grund, mich zu beschweren.«
    »Aber?«
    »Fosco hat sich seitdem nicht mehr gemeldet, und das ist jetzt drei Tage her.«
    »Schon wieder das Gleiche?« Ellen seufzt. Dann sagt sie zuverlässig: »Vielleicht hat er ja in New York seine amerikanische Karte in das Handy gelegt und hat die SMS, die du ihm auf die itaienische Nummer geschickt hast, noch gar nicht bekommen?« Da ist sie. Die glaubhafte Ausrede, nach der ich seit Tagen suche und die mich zumindest noch eine weitere Nacht ruhig schlafen lassen wird.
    »Danke, Ellen, das ist genau das, was ich hören musste!« Ich kann mir vorstellen, wie sie am anderen Ende der Leitung lächelt.
    »Bitte, bitte. Was macht denn deine Suche nach diesem Mario?«
    »Ach ... um ehrlich zu sein, die habe ich über die Begegnung mit Fosco etwas schleifen lassen. Eben habe ich auf Sizilien angerufen, in dem agriturismo, wo wir uns damals begegnet sind, waren sie sehr auskunftsfreudig. Ich habe jetzt die Nummer seiner Mutter. Allerdings lebt sie nicht mehr auf Sizilien, sondern in der Toskana. Das Treffen mit Mario wird also erst am Ende meiner Reise stattfinden, aber ich werde ihn finden, da bin ich mir sicher.«
    »Na dann – viel Glück!« Wir beenden das Gespräch, und ich beschließe, mein Handy vorerst nicht wieder in der Tasche zu verstecken, sondern in der Hand zu behalten, für den Fall, dass Fosco meine SMS lesen und sich umgehend bei mir melden wird. Bis es so weit ist, werde ich mich einfach von Neapel ablenken lassen, das sich mir seit meiner Ankunft ausschließlich von seiner besten Seite präsentiert. In mich versunken wandere ich durch die in friedliches Sonnenlicht getauchten Gassen. Raffaeles Warnungen vor dieser ach so gefährlichen Stadt halte ich mittlerweile für unbegründet. Offensichtlich gehört er auch zu jenen südländischen Übertreibungskünstlern, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, aus Effekthascherei ihre Erzählungen etwas aufzubauschen.

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