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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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entgegengefahren, weil er neugierig war und helfen wollte. So sind wir Italiener.«
    »Vielleicht war er auch einfach lebensmüde«, sage ich trocken. »Hat er überlebt?«
    »Natürlich nicht. Bei Pompanianus, wo er per Schiff angekommen ist, hat er noch eine Therme besucht und danach noch ganz ordentlich gespeist. Am dritten Tag hat man ihn dann tot aufgefunden. Ob das Mut oder Dummheit ist, darüber lässt sich streiten. Ich jedenfalls hätte mich, wenn ich ehrlich bin, wahrscheinlich eher in Sicherheit gebracht.«
    »Siehst du, von wegen mutig. Typisch Italiener. Kennst du den Witz über den italienischen Panzer?«
    »Nee.«
    »Ein italienischer Panzer hat vier Gänge. Einen vorwärts, drei rückwärts.«
    »Haha.«
    »Du musst zugeben, dass ihr in der Welt nicht gerade für eure Unerschrockenheit bekannt geworden seid. Denk mal an eure Fußballspieler. Sehen gut aus, aber winden sich bei jedem noch so kleinen Foul auf dem Boden, als wären sie schwer verletzt. Kampfgeist gehört, mit Verlaub, nicht gerade zu den Eigenschaften, die man Italienern zuschreibt. Da gibt es offensichtlich eine Selbstbild-Fremdbild-Differenz.«
    Lassen wir das Thema.« Raffaele klingt eingeschnappt. »Erzähl mir lieber, was du abends gemacht hast.«
    »Um ehrlich zu sein, nicht wirklich viel. Ich hab deinen Rat befolgt und bin nicht mutterseelenallein in einen Club gegangen. Stattdessen war ich in der Oper!«
    »Im Teatro di San Carlo?« Raffaele klingt erstaunt.
    »Ja, warum?«
    »Das ist eines der bekanntesten Opernhäuser, da wollte ich immer schon mal hin! Was hast du denn gesehen?« Ich horche auf. Er klingt fast ein wenig neidisch.
    » Idemeneo . Von Mozart. Ich habe natürlich kein Wort verstanden, aber toll war es trotzdem. Und jetzt halt dich fest: Es war eine Premiere! Und ich habe eine Restkarte bekommen, richtig günstig! Das Opernhaus ist der Hammer, lauter kleine Logen mit eigener Tür, die man schließen kann. Ich habe mich ein wenig gefühlt wie Julia Roberts in Pretty Woman , nur dass ich kein rotes Abendkleid getragen habe. Und Richard Gere, der mich in die Oper einlädt, hat natürlich auch gefehlt.«
    »Das würde ich so nicht sagen.« Raffaele lacht. »Dass dich niemand eingeladen hat, meine ich. Ich kann kaum glauben, dass es für eine Mozart-Inszenierung im Teatro San Carlo günstige Tickets gibt. Offensichtlich hat dir da doch jemand die Eintrittskarte spendiert, nämlich der Mann aus dem Kartenhäuschen, der biglietteria . Und zwar auf eine, wie ich finde, sehr charmant zurückhaltende Art!«
    »Meinst du? Das würde mich natürlich für einige Enttäuschungen entschädigen, die ich in den letzten Tagen mit den italienischen Männern erlebt habe!«
    »Dana?«
    »Ja?«
    »Ich gebe es ungern zu, aber offensichtlich habe ich mich, was Neapel betrifft, tatsächlich getäuscht. Ich bin froh, dass es dir so gut gefällt und du eine gute Zeit dort hast. Ehrlich. Aber jetztuss ich arbeiten, hier sind gerade ein paar Gäste zur Tür hereingekommen.«
    Nachdenklich lege ich auf und wandere zwischen den engen Hauswänden, an denen verblichene Ladenschilder hängen, die Straße entlang, das Telefon immer noch fest in der Hand. So vielen Männern bin ich auf meiner Reise begegnet. Wie unterschiedlich sie doch waren! Aber der Richtige war offensichtlich nicht dabei, weder am Comer See noch auf Capri. Da Fosco im Männer-Bermuda-Dreieck verschwunden ist, ruhen all meine Hoffnungen jetzt auf Mario.
    Während ich, versteckt hinter einer großen Sonnenbrille und den Blick auf meine Ballerinas gerichtet, meine Reise rekapituliere, fällt ein Schatten auf mich. Dann geht alles ganz schnell. Ich erkenne den Mann wieder, der mir bereits eine halbe Stunde zuvor aufgefallen ist. Als ich ihn bemerke, ist er bereits dicht bei mir.
    Aus der Entfernung habe ich die aggressive Ausstrahlung, die ihn umgibt, gar nicht bemerkt, aber jetzt spüre ich sie ganz deutlich. Ehe ich weiß, wie mir geschieht, greift er mit beiden Händen nach meiner Tasche, um sie mir von der Schulter zu reißen. Geistesgegenwärtig klemme ich sie zwischen Arm und Körper fest, aber der Angreifer lässt nicht locker. Mit einem Ruck zieht er die Henkel nach unten. Es knackt laut, und ein stechender Schmerz durchfährt mich. Einen Moment lang weiß ich nicht genau, ob nur meine Tasche gerissen ist oder er mir mein Schultergelenk ausgekugelt hat. Zu perplex, um zu schreien, spüre ich, wie das Gewicht an meinem rechten Arm verschwindet. Ich versuche, nach meiner Tasche

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