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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Nacht zusammen verbringen – also von zu Hause flüchten –, schon ist der Ruf der Familie ruiniert. Die einzige Möglichkeit für die Eltern, weiterhin bella figura zu machen, ist, der Heirat zuzustimmen. Nur so können sie die drohende Schande beheben. Denn Sex vor der Ehe ist in manchen Ecken Italiens auch heute noch ein No-go. Also passen Sie auf – in Süditalien sind Sie schneller verheiratet, als Ihnen lieb ist!
    In Norditalien hingegen ist man in Liebesdingen bereits im 21. Jahrhundert angekommen – zumindest, wenn es um amouröse Abenteuer zwischen Mann und Frau geht. In puncto gleichgeschlechtlicher Liebe denkt man hingegen im ganzen Land vorsintflutlich, wenn auch die Abneigung gegen Homosexuelle in Süditalien noch deutlich stärer ausgeprägt ist. Infolge dieses intoleranten Verhaltens blüht die Doppelmoral: Die wiederkehrenden Sexskandale in Rom sind dafür das beste Beispiel. So gehen Politiker, die eigentlich Sex mit einem Mann suchen, zu Transvestiten, um im Zweifel behaupten zu können, sie hätten den verkleideten Spielgefährten für eine Frau gehalten. Nicht nur in der Prostitution, sondern auch in den anderen Wirtschaftszweigen macht sich das Nord-Süd-Gefälle bemerkbar: Den großen Zentren wie Mailand, Turin und Genua steht der unterentwickelte Süden gegenüber. Nur in einem Punkt gibt es keinen Unterschied zwischen Nord- und Süditalien: Verlieben können Sie sich aber überall!
    Avanti Amore! Ihre Dana.
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14. T oscana

    Getränk:  Brunello di Montalcino
    Freund des Tages:  Mario, meine erste Liebe
    Place to be:  Die Geschlechtertürme von San Gimignano
    Erkenntnis:  Auch Weinreben lieben klassische Musik
    D ass meine Suche nach Mario mich zurück in den Norden führt, lässt meine Stimmung steigen. Denn der Süden hat mir nicht besonders viel Glück gebracht. Meine Handtasche ist weg, geblieben sind mir nur eine EC-Karte und mein Handy. Und die italienischen Männer haben sich auch dem Nord-Süd-Gefälle entsprechend entwickelt. Einzig Raffaele hält mir noch die Stange und versorgt mich mit wertvollen Tipps hinsichtlich meiner Reiseplanung. Mittlerweile habe ich Fosco abgeschworen und konzentriere mich jetzt wieder auf das eigentliche Ziel dieser Reise, meine Reportage für die Komplizin und die Suche nach Mario. Wenigstens ihn werde ich noch treffen, da bin ich mir sicher! Bewaffnet mit der Handynummer seiner Mutter, mache ich mich auf den Weg in Richtung San Gimignano. Unterwegs will ich einen Zwischenstopp in Montalcino einlegen, denn Raffaele hat mir den Hinweis gegeben, dass man dort besonders guten Rotwein kaufen kann – damit ich wenigstens eine Flasche mit nach Hause bringe. Montalcino liegt in der Nähe von Siena – im Süden der Toskana –, und von dort soll er kommen, einer der besten Weine Italiens, der Brunello di Montalcino . Nicht, dass ich mich mit Wein auskennen würde, ich bin ja schon froh, wenn ich trocken von lieblich unterscheiden kann, aber testen will ich ihn trotzdem.
    Nach etwa vier Stunden Fahrt hat sich die Landschaft veränert, alles wirkt plötzlich viel weitläufiger. Ich fahre über eine Landstraße vorbei an den Feldern, die mit Mohn und Sonnenblumen bewachsen sind, passiere sanft abfallende Weinhänge, grüne Wiesen und Kornfelder, hier und da tauchen vereinzelt ein paar Höfe auf, die von tiefgrünen Zypressen umgeben sind, die beidseitig die Zufahrtswege der Anwesen säumen. Auf einem Schild, das ich durch Zufall entdecke, steht Il paradiso di Frassina geschrieben. Es steht am Fuße eines Hügels, hinter dem sich ein Weingut verbirgt. Spontan entscheide ich mich, hier Halt zu machen. Die frisch gemähten Rasenflächen vor dem Gutshaus sind gesäumt von rechteckigen Kübeln, sattrote Blumen leuchten in der Sonne. Ein paar Holzbänke laden dazu ein, sich niederzulassen und den Blick über die toskanische Landschaft schweifen zu lassen. Von irgendwoher erklingt leise klassische Musik. Ich beschließe, mich etwas umzusehen. Nach ein paar Metern erblicke ich am Rande eines Weinfeldes einen kleinen Lautsprecher, aus dem die Musik ertönt. Was mag es damit nur auf sich haben? Hinter mir höre ich den Kies knirschen, scheinbar ist jemand aus dem Haus getreten. Als ich mich umdrehe, sehe ich einen grauhaarigen Mann um die fünfzig auf mich zukommen, der Ähnlichkeit mit Eros Ramazotti hat.
    »Buongiorno«, begrüßt er mich freundlich und mit fester Stimme.
    »Buongiorno«, sage ich ebenfalls. »Ich bin durch Zufall bei Ihnen gelandet. Ich wollte

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