Ave Maria - Roman
Schifman und ihrem Chauffeur...«
»... wir schalten jetzt live nach Beverly Hills...«
»... Patrice Bennetts frühere Assistentin ist mit uns verbunden …«
Viele waren nationale Sender, alles von CNN bis E ! Entertainment Television .
Galletta drückte auf die Mute-Taste und schaltete den Ton aus.
»Für diese Art Mist leben einige Reporter. Ich habe Beamte vierundzwanzig Stunden im Dienst, nur um diese Arschlöcher von beiden Tatorten fern zu halten. Plus die verdammten Paparazzi. Alles ist völlig außer Kontrolle, und das wird noch schlimmer werden. Sie haben so etwas schon durchgemacht. Irgendwelche Vorschläge?«
Die hatte ich allerdings. Wir mussten vor etlichen Jahren in Washington, D.C., ein paar schmerzliche Lektionen bezüglich der kitzligen Medienberichterstattung bei dem Fall mit dem Scharfschützen lernen.
»Gut, das ist mein Eindruck - wie viel er auch wert sein mag, und ich hoffe, dass er Ihnen wenigstens ein bisschen hilft. Versuchen Sie nicht, die Berichterstattung zu kontrollieren, denn das wird Ihnen nie gelingen«, erklärte ich. »Das Einzige, was Sie kontrollieren können, ist, welche Informationen über den Tatort nach außen dringt. Geben Sie strikten
Befehl an alle, die mit dem Fall zu tun haben, den Mund zu halten. Einen Knebelerlass. Keine Interviews ohne ausdrückliche Genehmigung Ihrer Abteilung. Und - das klingt vielleicht etwas verrückt - aber stellen Sie ein paar Leute zum Telefonieren ab. Die sollen jeden pensionierten Polizisten anrufen, den sie auftreiben können, und ihnen erklären, keinerlei Kommentare an die Presse abzugeben, überhaupt keine. Pensionierte Polizisten können eines Ihrer größten Probleme werden. Einige lieben es geradezu, ihre Theorien vor der Kamera abzulassen.«
Wieder lächelte sie mich scheu an. »Nur Ihr Eindruck, nicht etwa Ihre klare Meinung und Einschätzung von allem.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Glauben Sie mir, das meiste habe ich auf die harte Tour gelernt.«
Während ich sprach, schritt Detective Galletta langsam vor der großen Wandtafel auf und ab. Sie nahm die Beweise in sich auf. Genauso war es richtig. Die Details mussten sich in den Ecken des Gehirns sammeln und dort sein, wenn man sie brauchte. Ich hatte schon bemerkt, dass Galletta über gute Instinkte verfügte. Auf alle Fälle besaß sie einen gesunden Zynismus, aber sie konnte auch zuhören. Es war leicht zu sehen, weshalb sie so jung in eine derartige Position aufgestiegen war. Aber würde sie das überleben?
»Nur noch ein Gedanke«, sagte ich. »Mary Smith beobachtet wahrscheinlich alles, was Sie tun. Ich schlage daher vor, dass Sie sie und ihre Taten nicht öffentlich verächtlich machen - jedenfalls jetzt noch nicht. Sie spielt schon mit dem Medienspektakel, oder?«
»Ja, stimmt. Ich glaube schon.«
Detective Galletta blieb stehen und betrachtete die stummen
Fernsehbilder. »Wahrscheinlich geht ihr das alles runter wie Öl.«
Das dachte ich ebenfalls. Und dieses Monster musste gefüttert werden, aber ganz, ganz vorsichtig.
Das Lady -Monster?
20
Es war kurz nach Mitternacht, als ich ins Hotel zurückkam und weitere schlechte Nachrichten empfing. Nicht nur war Jamilla nach San Francisco zurückgeflogen. Das hatte ich schon erwartet und war mir bewusst, dass ich es mal wieder bei Jam verschissen hatte.
Als ich ins Hotelzimmer trat, sah ich, dass Nana Mama auf dem Sofa schlief. In den Fingern hielt sie noch die hellblaue Häkelarbeit. Sie schlief friedlich wie ein Kind.
Ich wollte die Arme nicht stören, aber sie wachte von allein auf. So war es immer mit Nana gewesen. Als ich klein war, musste ich nur neben ihrem Bett stehen, wenn ich krank war oder einen Albtraum hatte. Sie behauptete immer, dass sie stets über mich wachte, selbst wenn sie schlief. Hatte sie heute Abend über mich gewacht?
Ich blickte die alte Frau einen Moment lang an. Ich weiß nicht, welche Gefühle die meisten Menschen bezüglich ihrer Großeltern haben, ich liebte Nana Mama, manchmal so sehr, dass es wehtat. Nana hatte mich aufgezogen, seit ich zehn war. Schließlich beugte ich mich hinunter und küsste sie auf die Wange.
»Hast du meine Nachricht auf dem Anrufbeantworter abgehört?«, fragte ich.
Nana blickte gedankenverloren auf das Hoteltelefon, wo das rote Licht blinkte.
»Ich nehme an, nein«, sagte ich achselzuckend.
Sie legte mir die Hand auf den Unterarm. »Ach, Alex. Christine war hier im Hotel. Sie ist gekommen und hat Klein Alex zurück nach Seattle mitgenommen. Er
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