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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ist weg.«

    Mein Verstand hatte einen kurzen Jetzt-nicht-denken-Moment. Christine sollte Alex erst in zwei Tagen abholen. Gegenwärtig hatte sie das Sorgerecht für unseren kleinen Sohn, aber die Reise nach Disneyland war besprochen worden, und wir waren uns darüber einig gewesen. Sie hatte sogar gemeint, es sei eine gute Idee.«
    Ich setzte mich auf die Sofakante. »Das begreife ich nicht. Was meinst du damit? Sie hat Alex heimgeholt? Was ist los? Erkläre mir mal alles.«
    Nana verstaute ihre Häkelarbeit in einer Gobelintasche. »Ich war so wütend, ich hätte schreien können. Sie war völlig außer sich, Alex. Sie hat rumgebrüllt. Sogar mich hat sie angebrüllt und Jannie.«
    »Wieso war sie überhaupt hier? Sie sollte doch erst in -«
    »Sie ist früher hergeflogen. Das war ja das Schlimme, Alex. Ich glaube, sie ist hergekommen, um mit dir und Klein Alex ein paar schöne Tage zu verbringen. Mit uns allen. Und als sie herausfand, dass du gearbeitet hast, hat sie sich total verändert. Sie ist von einer Sekunde zur nächsten zur wütenden Hornisse geworden. Ich war völlig machtlos. Sie hat nicht auf mich gehört. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so wütend war, wie ausgewechselt.«
    Alles kam viel zu schnell. Ich kämpfte gegen einen Gefühlssturm. Dann wurde mir klar, dass ich mich von meinem kleinen Sohn nicht einmal hatte verabschieden können, dass er wieder weg war.
    »Was war mit Alex? Wie hat er das verkraftet?«
    »Er war verwirrt, der arme kleine Junge, und wohl traurig. Als seine Mutter ihn wegführte, hat er nach dir gefragt. Er hat gesagt, du hättest ihm versprochen, das wäre ein Urlaub. Er hatte sich so darauf gefreut. Wir alle. Das weißt du, Alex.«

    Mein Herz zog sich zusammen, und ich sah Alex’ Gesichtchen vor mir. Ich hatte das Gefühl, als entfernte er sich immer weiter von mir, als entglitte mir ein Teil meines Lebens.
    »Wie reagierten Jannie und Damon?«, fragte ich.
    Nana seufzte tief. »Sie waren tapfere Soldaten, aber Jannie hat sich heute Abend in den Schlaf geweint. Und ich glaube, Damon auch. Aber er verbirgt es besser. Arme Kinder, den ganzen Abend haben sie nur traurig rumgesessen.«
    Einen langen stummen Moment saßen wir nebeneinander auf dem Sofa. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Es tut mir Leid, dass ich nicht da war«, sagte ich schließlich zu Nana. »Ich weiß, dass das nicht viel bedeutet.«
    Sie nahm mein Kinn in ihre Hand und blickte mir tief in die Augen. Jetzt kommt’s. Mach die Schotten dicht!
    »Du bist ein guter Mann, Alex. Und du bist ein guter Vater. Vergiss das ja nicht, besonders nicht jetzt. Du hast … du hast eben einen schwierigen Job.«
    Wenige Minuten später schlich ich mich in das Zimmer, in dem Jannie und Damon schliefen. So wie sie dalagen, sahen sie wieder wie kleine Kinder aus. Das gefiel mir, und ich stand einfach da und schaute sie an. Nichts heilte mich so wie diese beiden. Meine Babys, ganz gleich, wie alt ihr seid.
    Jannie schlief an der Bettkante, die Decke an der Seite zusammengerollt. Ich ging zu ihr und deckte sie zu.
    »Dad?« Damons Flüstern erwischte mich kalt. »Bist du das?«
    »Was ist los, Damon?« Ich setzte mich auf seine Bettkante und massierte ihm den Rücken. Das habe ich gemacht, seit er ein Säugling war, und damit werde ich nicht aufhören, bis er es mir verbietet.
    »Musst du morgen arbeiten?«, fragte er. »Ist schon morgen?«

    In seiner Stimme war keine Spur von Bosheit. Dafür war er ein zu guter Mensch. Wenn ich ein ziemlich guter Vater war, war Damon ein großartiger Sohn.
    »Nein«, antwortete ich. »Morgen nicht. Wir machen Urlaub, erinnerst du dich?«

21
    Kurz nacheinander bekam ich jetzt zum zweiten Mal einen äußerst alarmierenden Weckanruf.
    Dieser kam von Fred van Allsburg, dem Stellvertretenden Direktor des FBI-Büros in Los Angeles. Ich hatte den Namen auf den Organisationslisten gesehen, aber wir hatten uns nie persönlich kennen gelernt, nicht einmal miteinander gesprochen. Trotzdem behandelte er mich sofort mit einer Art Vertrautheit am Telefon.
    »Alex, genießen Sie Ihren Urlaub?«, fragte er, kaum dass er Hallo gesagt hatte.
    Wusste denn die ganze Welt über mein Leben Bescheid? »Ja, alles bestens«, antwortete ich. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Hören Sie, ich wollte Ihnen danken, dass Sie sich gestern für den Fall Mary Smith zur Verfügung gestellt haben. Wir haben einen guten Start bei diesem Fall und haben das Gefühl, mit dem LAPD relativ gut zusammenzuarbeiten. Alex,

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