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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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für potenziell gefährlich hielt – und nach Lises Einschätzung war das einer der Gründe für die wachsende emotionale Entfremdung zwischen ihnen –, doch er nahm sie hin und nutzte sogar seinen ministeriellen Einfluss, um ihren Nachforschungen auf die Sprünge zu helfen.
    Zum Beispiel bei der Frau auf dem Foto.
    »Zwei Fotos eigentlich«, sagte sie zu Turk. Als sie von zu Hause ausgezogen war, hatte Lise eine Reihe von Dingen mitgenommen, die ihre Mutter ständig wegzuwerfen drohte, darunter eine Disk mit Fotos aus der Zeit, als ihre Eltern in Port Magellan gelebt hatten. Einige der Bilder waren bei Fakultätsfeiern im Haus der Adams’ aufgenommen worden. Lise zeigte sie alten Freunden der Familie, in der Hoffnung, auf diese Weise die Personen zu identifizieren, die sie nicht kannte. In den meisten Fällen gelang es ihr, doch es gab eine Ausnahme: eine dunkelhäutige ältere Frau in Jeans, hinter einer Gruppe von weitaus teurer gekleideten Fakultätsmitgliedern in der Tür stehend, als sei sie unerwartet eingetroffen; sie wirkte beunruhigt, nervös.
    Niemand kannte sie. Brian bot an, das Foto durch das Bilderkennungsprogramm des Ministeriums laufen zu lassen. Es war eine seiner »Wohltätigkeitsbomben«, wie Lise sie nannte – Akte der Großzügigkeit, die er ihr vor die Füße warf, um sie von dem eingeschlagenen Pfad der Trennung wieder abzubringen –, und sie nahm das Angebot an, jedoch mit dem unmissverständlichen Hinweis, dass sich dadurch nichts ändern würde.
    Immerhin wurden sie bei der Suche fündig. Dieselbe Frau war vor einiger Zeit schon einmal nach Port Magellan eingereist. Auf der entsprechenden Passagierliste war sie als »Sulean Moi« eingetragen.
    Der Name tauchte dann erneut in Verbindung mit Turk Findley auf. Er war der Pilot eines Charterflugs gewesen, der Sulean Moi über die Berge zur Wüstenstadt Kubelick’s Grave gebracht hatte – jener Stadt, die Lise Monate zuvor zu erreichen versucht hatte, um einem anderen Hinweis zu folgen.
     
    Turk hörte sich das alles geduldig an. Dann sagte er: »Sie war nicht sehr gesprächig. Hat bar bezahlt. Ich habe sie auf der Landebahn in Kubelick’s abgesetzt, und das war’s. Sie hat kein Wort über ihre Vergangenheit verloren oder darüber, warum sie nach Westen wollte. Denkst du, dass sie eine Vierte ist?«
    »Sie hat sich in fünfzehn Jahren kaum verändert. Das könnte ein Hinweis darauf sein.«
    »Dann ist womöglich die einfachste Erklärung die richtige. Dein Vater hat sich der illegalen Behandlung unterzogen und ein neues Leben unter neuem Namen begonnen.«
    »Ja, vielleicht. Aber ich will mich nicht mit Hypothesen begnügen. Ich will wissen, was wirklich passiert ist.«
    »Und wenn du die Wahrheit herausgefunden hast, was dann? Wird dadurch dein Leben besser? Vielleicht erfährst du ja etwas, das dir überhaupt nicht gefällt. Vielleicht musst du noch einmal ganz neu anfangen zu trauern.«
    »Dann weiß ich aber wenigstens, worum ich trauere.«
     
    Wie so oft, wenn sie über ihren Vater sprach, träumte sie in der folgenden Nacht von ihm.
    Zunächst war es eher Erinnerung als Traum: Sie stand mit ihm auf der Veranda ihres Hauses oberhalb von Port Magellan, es war Abend, und er sprach mit ihr über die Hypothetischen.
    Sie führten diese Unterhaltung auf der Veranda, weil Lises Mutter für derlei Themen nichts übrig hatte. Das war der größte Gegensatz, den Lise zwischen ihren Eltern ausmachen konnte. Beide waren Spin-Überlebende, doch waren sie mit völlig verschiedenen Einstellungen und Gefühlen aus der Krise hervorgegangen. Ihr Vater hatte sich kopfüber in das Rätsel gestürzt, ja, hatte sich in die »neue Fremdheit« des Universums geradezu verliebt. Ihre Mutter dagegen tat so, als wäre nichts gewesen – als wären der Gartenzaun und die Hausmauer so starke Dämme, dass sie den Fluten der Zeit widerstehen konnten.
    Lise wusste nicht recht, auf welche Seite sie sich schlagen sollte. Sie liebte das Gefühl der Sicherheit, das ihr das von ihrer Mutter eingerichtete Heim vermittelte. Aber sie hörte auch ihrem Vater gern beim Reden zu.
    In dem Traum sprach er also über die Hypothetischen, während die unbenannten äquatorianischen Sterne am Himmel erschienen. Die Hypothetischen sind keine Personen, Lise, darüber darfst du dich nicht täuschen. Sie sind ein Netzwerk von mehr oder weniger geistlosen Maschinen, vermuten wir. Aber ist sich dieses Netzwerk seiner selbst bewusst? Hat es einen Verstand, ein Bewusstsein, so wie du und

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