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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn das jedes Mal eine lange Reise erforderte. Was Schnittwunden, glatte Knochenbrüche oder gewöhnliche Funktionsstörungen anging, war sie durchaus kompetent. Außerdem besprach sie sich regelmäßig mit einem umherreisenden Arzt aus Port Magellan, der Verständnis für ihre Situation hatte und dafür sorgte, dass sie mit den grundlegenden Medikamenten, sterilem Verbandszeug und so weiter ausgerüstet war.
    »Dann hätten Sie Tomas vielleicht doch in die Stadt schicken sollen«, sagte Turk. »Ich finde, er sieht ernsthaft krank aus.«
    »Die Schnittwunde am Arm war das geringste Problem. Hat er Ihnen gesagt, dass er Krebs hatte?«
    »Um Gottes willen, nein. Krebs?«
    »Wir haben ihn hierhergebracht, weil sich seine Wunde entzündet hatte. Der Krebs hat sich dann in ganz simplen Bluttests gezeigt. Meine diagnostische Ausrüstung ist ziemlich bescheiden, aber ich habe einen tragbaren Bildwandler – zehn Jahre alt und funktioniert noch immer einwandfrei. Er hat die Diagnose bestätigt. Und die Prognose war sehr ernst. Krebs ist zwar keine unbehandelbare Krankheit, aber Ihr Freund ist Ärzten allzu lange aus dem Weg gegangen. Es hatten sich schon jede Menge Metastasen gebildet.«
    »Dann wird er also doch sterben.«
    »Nein.« Diane machte eine Pause. Erneut fixierte sie ihn mit diesem starren, ein wenig unheimlichen Blick. Turk machte keinen Versuch, ihm auszuweichen; es war wie ein Blickduell mit einer Katze. »Ich habe ihm eine unkonventionelle Behandlung angeboten.«
    »Was denn? Bestrahlung oder so was?«
    »Ich habe angeboten, ihn zu einem Vierten zu machen.«
    Für einen Moment war Turk so verblüfft, dass ihm die Worte fehlten. Draußen spielte die Musik weiter, irgendetwas Melodieloses, Fremdartiges, auf einem Holzxylophon erzeugt und durch einen billigen Lautsprecher gejagt. Er räusperte sich. »Das können Sie tun?«
    »Ich kann es. Ich habe es bereits getan.«
    Turk fragte sich, in was er da hineingeraten war und wie er sich möglichst schnell wieder herausziehen konnte. »Nun, ich vermute, es ist nicht illegal hier…«
    »Da vermuten Sie falsch. Man kommt hier nur leichter damit durch. Aber wir müssen sehr diskret sein. Ein paar zusätzliche Jahrzehnte Leben – damit geht man nicht auf den Marktplatz.«
    »Und warum erzählen Sie es dann mir?«
    »Weil Tomas Hilfe brauchen wird, während er sich erholt. Und weil ich glaube, dass ich Ihnen trauen kann.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Diane verblüffte ihn mit einem Lächeln. »Sie sind hergekommen, um nach ihm zu suchen. Nennen wir’s also eine begründete Vermutung. Wissen Sie, bei der Vierten-Behandlung geht es nicht nur um Langlebigkeit. Die Marsianer waren sehr zögerlich, an der menschlichen Biologie herumzubasteln. Sie wollten auf keinen Fall so etwas wie eine Ältestenelite schaffen. Die Vierten-Behandlung gibt etwas, aber sie nimmt auch etwas. Sie gibt dreißig oder vierzig zusätzliche Lebensjahre – und ich bin ein Beispiel dafür, falls Sie es noch nicht erraten haben –, aber sie formt auch gewisse menschliche Eigenschaften um.«
    »Eigenschaften?« Turk hatte seines Wissens bisher noch nie mit einem oder einer Vierten gesprochen. Und das war es ja, was diese Frau zu sein behauptete. Wie alt war sie wohl? Neunzig? Oder hundert? Er starrte sie mit großen Augen an.
    »Bin ich so furchterregend?«
    »Nein, Ma’am, überhaupt nicht, aber…«
    »Nicht mal ein bisschen?« Sie lächelte immer noch.
    »Na ja, ich…«
    »Was ich sagen will, Turk, ist, dass ich als Vierte ein schärferes Sensorium für soziales Verhalten habe als die Mehrzahl der nicht veränderten Menschen. Ich erkenne etwa, wenn jemand lügt oder unaufrichtig ist, jedenfalls wenn ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe. Ich bin nicht allwissend, ich bin nicht besonders weise und ich kann nicht Gedanken lesen, aber man könnte sagen, dass mein Bullshit-Detektor ein paar Stufen höher eingestellt ist. Und da jede Gruppe von Vierten ständig bedroht ist – durch die Polizei oder Kriminelle oder beide –, ist das eine sehr nützliche Fähigkeit. Nein, ich kenne Sie nicht gut genug, um behaupten zu können, dass ich Ihnen traue, aber ich kann Sie deutlich genug wahrnehmen, um zu sagen, dass ich gewillt bin, Ihnen zu trauen. Verstehen Sie das?«
    »Denke schon. Ich meine, ich habe überhaupt nichts gegen Vierte. Ich habe mir eigentlich nie groß Gedanken darüber gemacht.«
    »Diese bequeme Unschuld ist nun vorbei. Ihr Freund wird nicht an Krebs sterben, aber

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