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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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klar.«
    »Gut. Wir fahren in einem der Dorfautos zurück in die Stadt. Irgendetwas Unverdächtiges. Der Wagen, in dem Sie gekommen sind, ist ein Risiko. Ich werde jemanden bitten, ihn zur Küste zu fahren und irgendwo stehen zu lassen.«
    »Krieg ich ihn zurück, wenn das alles hier vorbei ist?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Na ja, hätte ich mir denken können.«
     
    Die Behörden hatten, wie Lise wusste, ihre Methoden, um Leute aufzuspüren, an denen sie interessiert waren. Winzige Hochfrequenzsender konnten unbemerkt an Fahrzeugen oder Kleidungsstücken angebracht werden; und es standen noch geheimnisvollere, subtilere Geräte zur Verfügung. Der Dorfbewohner, der das Auto nach Norden fuhr, nahm ihre Kleidung und sonstige Besitzstücke mit. Im Dorfladen zog sich Lise eine Bluse mit Blumenmuster und eine Musselinhose an, Turk suchte sich Jeans und ein weißes Hemd aus. Beide duschten sie in der Ambulanz. »Achten Sie besonders auf Ihre Haare«, hatte Diane sie belehrt. »Dort kann auch etwas versteckt sein.«
    Als Lise schließlich in das rostbefleckte Fahrzeug stieg, das Diane für sie organisiert hatte, fühlte sie sich gereinigt, aber auch reichlich paranoid. Sie schnallte sich auf dem Beifahrersitz an, Turk setzte sich hinter das Steuer, und dann warteten sie, während Diane sich von einem Dutzend Minang verabschiedete, die sich um sie versammelt hatten.
    »Ziemlich populär, die Frau«, sagte Lise.
    »Sie ist in allen Dörfern an der Nordküste bekannt«, erwiderte Turk. »Meist Malayen, Tamilen und Minang, die es hierher verschlagen hat. Sie hilft, wo sie gebraucht wird. Überall wird eine Unterkunft für sie bereitgehalten, alle beschützen sie.«
    »Sie wissen, dass sie eine Vierte ist?«
    »Ja. Und sie ist nicht die einzige. Etliche dieser Dorfältesten sind älter, als man denken würde.«
    Die Welt veränderte sich, dachte Lise, und alles Gerede über die Unantastbarkeit des menschlichen Genoms konnte diesen Wandel nicht aufhalten. Sie stellte sich vor, wie sie Brian diese Tatsache beibrachte, eine Tatsache, die er zweifellos leugnen würde. Brian war Experte darin, die Risse im Fundament seines Glaubens an das segensreiche Wirken der Genomischen Sicherheit zu übertünchen. Doch die Risse vergrößerten sich. Das Gebäude wackelte bereits.
    Diane Dupree hievte sich vorsichtig in das Auto und legte den Sitzgurt an. Turk fuhr langsam los, die Dorfbewohner, die die enge Straße ganz ausfüllten, folgten ihnen noch einige Meter.
    »Es gefällt ihnen nicht, dass ich weggehe«, sagte Diane. »Sie denken, dass ich vielleicht nicht wiederkomme.«
     
    Lise schrumpfte jedes Mal zusammen, wenn ihnen ein anderes Fahrzeug begegnete, aber Turk fuhr, sobald sie auf gepflasterter Straße waren, fröhlich drauflos. Ein Baseballcap tief ins Gesicht gezogen, summte er vor sich hin, während Diane schweigend die an ihnen vorüberziehende Welt betrachtete.
    Nach einer Weile wandte sich Diane zu der alten Frau um. »Erzählen Sie mir von Avram Dvali.«
    »Es wäre vielleicht leichter, wenn Sie mir erst einmal sagen würden, was Sie schon wissen.«
    »Nun, er hat an der Amerikanischen Universität gelehrt, aber er war ein verschlossener Typ und dort nicht besonders beliebt. Er hat seinen Job ohne Erklärung gekündigt, etwa ein Jahr, bevor mein Vater verschwand. Im Personalbüro habe ich erfahren, dass sein letzter Gehaltsscheck an eine Postfachadresse in Kubelick’s Grave weitergeleitet wurde. Meine Mutter hat erzählt« – bei einer der seltenen Gelegenheiten, da Lise sie gedrängt hatte, über die Vergangenheit zu sprechen –, »dass er öfters bei uns zu Besuch war, bevor er seine Stelle aufgab. Es ist keine Adresse von ihm in Kubelick’s Grave verzeichnet, aber anderswo auch nicht. Ich wollte dorthin, um herauszufinden, ob die Postfachadresse noch in Gebrauch ist oder wer sie damals gemietet hat. Viel versprochen hatte ich mir davon allerdings nicht.«
    »Sie waren sehr nahe an etwas dran. Es wundert mich nicht, dass die Genomische Sicherheit Interesse an Ihnen hat.«
    »Dann hatte Dvali also etwas mit einer dieser Kommunikantensekten zu tun.«
    »Nicht nur zu tun. Es war seine. Er hat sie gegründet. Dvali hat seine Vierten-Behandlung in Neu-Delhi gemacht, einige Jahre, bevor er in die Neue Welt auswanderte. Ich habe ihn kennengelernt, kurz nachdem er von der Universität angestellt wurde. Es gibt Tausende von Vierten in der Gegend um Port Magellan – nicht mitgezählt jene, die es vorziehen, ihr verlängertes

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