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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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benimm dich auch gefälligst entsprechend!«
     
    Die Busfahrt verlief nicht gerade sehr angenehm.
    Lise saß möglichst weit weg von Turk und starrte missmutig in die Nacht hinaus. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was Turk getan oder was sie falsch gemacht oder was Brian gesagt hatte, jedenfalls nicht, bevor sie sich nicht beruhigt hatte.
    Es war der letzte Bus Richtung Süden, die einzigen anderen Passagiere waren einige mürrisch dreinblickende Männer in Khakihosen und blauen Hemden, vermutlich Schichtarbeiter, die außerhalb wohnten, weil sie sich die Mieten in der Stadt nicht leisten konnten. Der Mann eine Reihe hinter ihr murmelte irgendetwas auf Farsi. Der Bus hielt an leeren Parkplätzen und geschlossenen Läden – es war eine von einsamen Männern und flackernden Lichtern bevölkerte Welt. Dann lag die Stadt hinter ihnen, und es gab nur noch die Straße und das dunkle Wogen des Meeres.
    Nach einer Weile kam Diane den Gang hinunter und setzte sich neben Lise. »Turk meint, Sie sollten die Sache ernster nehmen.«
    »Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Ich denke es mir.«
    »Ich nehme sie ernst.«
    »Das mit dem Telefon war keine gute Idee. Eigentlich kann der Anruf nicht zurückverfolgt werden, aber wer weiß, über welche technischen Möglichkeiten die Genomische Sicherheit verfügt? Es ist besser, sich da auf nichts zu verlassen.«
    »Ich nehme das alles wirklich sehr ernst. Es ist nur…« Lise brachte den Satz nicht zu Ende, fand keine Worte für die plötzliche Erkenntnis, dass ein großer Teil ihres Lebens einfach unter den Rädern des Busses hinwegglitt.
     
    Als sie schließlich eine Haltestelle in der Nähe von Arundjis Flugplatz erreichten, hatte Turk aufgehört, mit den Zähnen zu knirschen. Nun machte er einen eher belämmerten Eindruck. Er warf Lise einen entschuldigungsheischenden Blick zu, den sie jedoch ignorierte.
    »Es ist fast ein Kilometer bis zum Flugplatz«, sagte er. »Bereit für eine kleine Wanderung?«
    »Ja«, erwiderte Diane. Lise nickte nur.
    Sie gingen eine spärlich beleuchtete Straße entlang. Lise lauschte dem Knirschen ihrer Schritte auf dem Seitenstreifen und dem Rauschen des Windes, der über baumlose, lediglich mit Büschen bewachsene Flächen fegte. Irgendwo im Gras summte ein Insekt – sie hätte es für eine Grille gehalten, wenn nicht der klagende Ton gewesen wäre: als würde ein trauriger Mensch mit dem Daumennagel immer wieder über die Zinken eines Kamms fahren.
    Schließlich gelangten sie zu dem eingezäunten Gelände des Flugplatzes. An einem Hintereingang, weitab vom Haupttor zog Turk einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Drahttür. »Von hier ab solltet ihr euch möglichst unauffällig verhalten. Das Terminal macht um zehn Uhr zu, aber es sind noch Wartungsmannschaften unterwegs. Und Sicherheitsleute.«
    »Hast du nicht das Recht, hier zu sein?«, fragte Lise.
    »Schon. Gewissermaßen. Aber es wäre trotzdem besser, nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Sie folgten Turk zu einem Hangar, einem von Dutzenden, die hinter dem Flughafenterminal aufgereiht standen. Die riesigen Türen waren mit einer Kette verschlossen, und Turk sagte: »Das mit der Brechstange war übrigens kein Witz. Ich brauche etwas, um das hier aufzusprengen.«
    »Du bist aus deinem eigenen Hangar ausgesperrt?«
    »Ja, ist eine komische Geschichte.« Er entfernte sich, suchte nach einem geeigneten Werkzeug.
    Lise war schweißgebadet, die Waden taten weh vom Laufen, und sie musste dringend auf die Toilette. Sie hatte keine Ersatzkleidung.
    »Vergeben Sie ihm«, sagte Diane. »Es ist nicht, dass er ihnen misstrauen würde. Er hat Angst um Sie. Er…«
    »Haben Sie vor, das jetzt ständig zu machen? Diese guruartigen Sprüche? Das wird nämlich langsam ganz schön lästig.«
    Diane starrte Lise mit großen Augen an. Dann fing sie an zu lachen.
    »Ich meine, tut mir leid, aber…«
    »Nein, entschuldigen Sie sich nicht. Sie haben völlig recht. Das ist eine der Gefahren des hohen Alters – die Neigung, klug daherzureden.«
    »Ich weiß, wovor Turk Angst hat. Er bricht alle Brücken hinter sich ab. Meine Brücken sind noch da. Ich habe ein Leben, in das ich zurückkehren kann.«
    »Und doch – Sie sind hier.« Ein erneutes Lachen. »Sagt der Guru.«
     
    Turk kam mit einem Stück Rundstahl zurück und stemmte es gegen den Riegel, der weniger stabil war als das daran befestigte Schloss und mit einem satten Dröhnen von der Tür absprang. Er schob die riesigen Stahltüren zur

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