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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Hilfssheriffs zu vereidigen, bis der Arzt gekommen war. In Kenntnis des Rätsels und der vergeblichen Anstrengungen, die auf die Beamten warteten, mußte Dr. Morehouse unwillkürlich trocken lächeln, als er mit dem Dorfbewohner aufbrach, in dessen Haus der Geflüchtete Zuflucht gefunden hatte.
    Sie fanden den Patienten außerordentlich schwach, aber bei Bewußtsein und ziemlich gefaßt. Da er dem Sheriff versprochen hatte, dem Flüchtling jede mögliche Auskunft zu entlocken und sie an ihn weiterzuleiten, begann Dr. Morehouse mit einem ruhigen und taktvollen Verhör, das in einem rationalen und entgegenkommenden Geist aufgenommen und nur durch die Schwäche der Erinnerung beeinträchtigt wurde. Die Ruhe des Mannes mußte zum Großteil von der gnadenvollen Unfähigkeit stammen, sich zu erinnern, denn er konnte jetzt nur berichten, daß er mit seinem Herrn im Arbeitszimmer gewesen war und gesehen zu haben glaubte, daß es im Nebenzimmer plötzlich dunkel geworden war, in dem Raum, in dem seit mehr als hundert Jahren das Sonnenlicht die Düsternis der vermauerten Fenster ersetzt hatte. Und selbst diese Erinnerung, die er wirklich halb in Zweifel stellte, wühlte die überreizten Nerven des Patienten im höchsten Maße auf. Mit größtmöglicher Freundlichkeit und Behutsamkeit teilte ihm Dr. Morehouse mit, daß sein Herr tot war - ein natürliches Opfer der Herzschwäche, die seine entsetzlichen Kriegsverletzungen verursacht haben mußten. Der Mann grämte sich darüber, denn er war dem behinderten Schriftsteller sehr ergeben gewesen; aber er versprach mit innerer Stärke, die Leiche nach Abschluß der amtlichen Totenbeschau zur Familie nach Boston zu begleiten.
    Der Arzt fuhr mit ständig wachsender Erregung nach Hause, nachdem er die Neugier des Hausbewohners und seiner Frau so beiläufig wie nur möglich befriedigt und sie gedrängt hatte, dem Patienten Obdach zu gewähren und ihn vom Tanner-Haus bis zu seiner Abreise mit der Leiche fernzuhalten. Endlich hatte er Zeit, das maschinenschriftliche Manuskript des Toten zu lesen und zumindest eine Ahnung davon zu gewinnen, welch höllisches Wesen den zerschmetterten Sinnen von Sicht und Gehör getrotzt hatte und auf so katastrophale Weise zu der zarten Intelligenz vorgedrungen war, die in ewiger Dunkelheit und ewigem Schweigen vor sich hinbrütete. Er wußte, es würde eine groteske und entsetzliche Lektüre werden, und beeilte sich nicht, damit zu beginnen. Vielmehr stellte er den Wagen in die Garage, machte es sich im Schlafrock bequem und stellte ein Tischchen mit Beruhigungs- und Belebungsmitteln neben den gewaltigen Stuhl, den er einzunehmen gedachte. Selbst dann noch verschwendete er die Zeit, indem er die numerierten Seiten langsam ordnete und es sorgfältig vermied, einen genauen Blick auf den Text zu werfen.
    Wir wissen alle, wie das Manuskript auf Dr. Morehouse wirkte. Keine andere Seele hätte es gelesen, wenn nicht seine Frau es in die Hand genommen hätte, als er eine Stunde später bewegungslos in seinem Sessel lag, schwer atmete und nicht auf ein Klopfen reagierte, das man für heftig genug halten konnte, einen mumifizierten Pharao zu erwecken. So entsetzlich das Dokument ist, besonders, was den offensichtlichen Stilbruch gegen Ende betrifft, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es für den volksvertrauten Arzt ein zusätzliches höchstes Grauen bedeutete, das zum Glück keinem anderen je zuteil werden wird. Gewiß meint man in Fenham allgemein, daß die tiefe Vertrautheit des Arztes mit dem Gebrabbel alter Leute und den Geschichten, die ihm sein Großvater in der Jugend erzählte, ihm eine besondere Kenntnis vermittelte, in deren Licht Richard Blakes entsetzliche Chronik eine neue, klare und erschütternde Bedeutung erlangt, die für das normale Menschengemüt beinahe unerträglich ist. Das erklärt Morehouses langsame Wiederherstellung an jenem Juni-Abend, den Widerwillen, mit dem er seiner Frau und seinem Sohn gestattete, das Manuskript zu lesen, die besondere Übellaunigkeit, mit der er sich ihrer Entschlossenheit fügte, dieses Dokument, das so bemerkenswert war, nicht zu verbrennen. Und es erklärt vor allem die eigentümliche Eile, mit der er sich anschickte, den alten Tanner-Besitz zu erwerben, das Haus mit Dynamit in die Luft zu sprengen und die Bäume des Sumpfes bis in beträchtliche Entfernung zur Straße fällen zu lassen. Der ganzen Sache gegenüber bewahrt er jetzt eine unbeugsame Zurückhaltung, und es ist ziemlich sicher, daß

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