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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Basis verwenden. Zudem hatte sie in verschiedenen Pittsburgher Hotels als Reinigungskraft gearbeitet und den Großteil ihres Verdienstes gespart. Diese Jobs hatte sie geliebt. Ihren iPod auf AC/DC, Leonard Cohen oder Valley of Shadow geschaltet, war sie durch die Gästezimmer getanzt und hatte auf eine einladende Atmosphäre geachtet. Obwohl sie tüchtig war, erhielt sie nur einen geringen Lohn, dafür aber Trinkgelder von zufriedenen Gästen. Oft lagen Zwanzigdollarscheine und Dankesbriefe auf den Nachttischen. Oder zehn Dollar und die Zeichnung von einem Fünfjährigen. Dieses Geld hatte sie auf dasselbe Sparkonto eingezahlt wie das Erbe ihrer Eltern.
    Vor fast vier Wochen hatte sie die Zusage von der Berkeley University bekommen. Noch bevor sie das Schreiben las, verriet ihr der große, dicke Umschlag mit Broschüren und Kursverzeichnissen die Erfüllung ihres Traums. Auf das Stipendium, diese wundervolle Wende ihres Schicksals, war sie unvorbereitet gewesen. Sie hatte nicht gewusst, wie sie darauf reagieren sollte, und sich kaum zu freuen gewagt – voller Angst, wenn sie glücklich wäre, würden ihr die launischen Schicksalsgöttinnen alles wieder wegnehmen. Niemandem hatte sie von ihrem Erfolg erzählt und sich nicht einmal getraut zu lächeln.
    Jetzt sprach sie zum ersten Mal darüber, und das wirkte sich widersprüchlich auf sie aus. Befreiend. Und erschreckend.
    Juliette blinzelte sie an, und Sophie ahnte, was ihrer besten Freundin durch den Kopf ging. Berkeley? Soph hat sieh für ein Studium beworben? Wann ist das passiert? Ein Stipendium?
    Schließlich strahlte sie über das ganze Gesicht, und die grünbraunen Augen funkelten. »Also deshalb hast du neulich eine Ausbildung erwähnt.« Damit meinte sie den Nachmittag, an dem sie durch die Straßen von Edinburgh gewandert waren. Dabei hatten sie sich über Studienmöglichkeiten und das Alter unterhalten. Jetzt zählte Jules offenbar zwei und zwei zusammen und wusste, woran Soph bei jenem Spaziergang gedacht hatte. Mit fünfundzwanzig würde sie an einer der berühmtesten Universitäten der Welt studieren.
    Sophie erwiderte das Lächeln. »Ja, deshalb.«
    Spontan ergriff Jules die Hände der Freundin, und ihr verständnisvoller Blick wärmte Sophie das Herz. Welch ein Glück, dass Juliette in ihr Leben getreten war … So musste man sich fühlen, wenn man eine geliebte Schwester hatte.
    »Schon immer war mir klar, Soph, dass du dich eines Tages zu solch einer Bewerbung entschließen würdest und dass man dich begeistert aufnehmen würde.« In Juliettes Augen schienen Tränen zu glänzen. »Wahrscheinlich hat das Video von deinem Tanz die College-Typen einfach umgehauen.« Sie umarmten und beglückwünschten einander. In diesem Moment hatten sie beide allen Grund, dem Schicksal zu danken.
    »Darf ich mitmachen?«, erklang eine tiefe Stimme mit schottischem Akzent.
    Sophie ließ ihre Freundin los und drehte sich zu Gabriel Black um, der auf den Eingangsstufen des Schlosses stand. Seine silbergrauen Augen leuchteten, sein Lächeln wirkte atemberaubend. Wie ein Model in einem Smokingkatalog sah er aus. Nun gesellten sich Uriel und Michael zu ihm und vervollständigten den hinreißenden Anblick. Soph errötete, und Jules lachte.
    Aber neben ihrer Verlegenheit empfand Sophie noch andere Gefühle. Wo ist Azrael? Wieso steht er nicht bei seinen Brüdern? Ihre Enttäuschung beunruhigte sie. O nein, ich verknalle mich ganz schrecklich in ihn. Aber sie verknallte sich nicht nur, es war schlimmer. In ihrer Brust entstand ein stechender Schmerz, während sie die Gesichter der Männer anstarrte und wünschte, einer von ihnen wäre Azrael. Für seine Goldaugen hätte sie gleich alle drei zum Teufel gejagt. Mein Gott, erst vor ein paar Stunden habe ich ihn kennengelernt und bin schon besessen von ihm. Sie spürte, wie ihr Lächeln erlosch, und sie wusste, das würde ihrer Freundin auffallen. Aus den Augenwinkeln sah sie Jules’ gerunzelte Stirn.
    »Stimmt etwas nicht, Soph?«, fragte Juliette besorgt.
    »Alles bestens«, erwiderte Sophie und schämte sich für die Lüge. Bevor ich anfange, ihm hinterherzulaufen, muss ich in die Staaten zurückfließen und nach San Francisco ziehen. Als sie wieder zum Schloss schaute, begegnete sie Michaels Blick. Seine intensiven blauen Augen schienen sie auf der Klippe festzunageln, in ihr Inneres zu starren, und sie entsann sich, dass er ein Cop war. Ja, das passte zu ihm. Irgendwie hatte sie das Gefühl, er würde in ihrem Gesicht nach

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