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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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jetzt war, herzensgut und großartig. Ein Engel.
    Er wünschte, sie würde ihren eigenen Wert erkennen und lernen, sich selbst zu lieben – damit sie lernen konnte, ihn zu lieben.
    In diesem Moment war die Versuchung, ihr zu erzählen, er sei ein Vampir und sie sein Sternenengel, fast übermächtig. Wenn sie entsetzt davonlief, würde sie nicht weit kommen. Immerhin umringten ihn derzeit einige der ältesten Vampire, die er jemals erschaffen hatte. Die fünf Mitglieder der Band kannten einander sehr gut, arbeiteten schon lange zusammen. Auf der Bühne waren sie perfekt aufeinander eingespielt. Dadurch entstand eine Synchronizität, die menschlichen Musikern nicht gelingen würde. Deshalb standen sie an der Spitze der Charts, und der arme Max wurde in aller Welt von Journalisten bedrängt, die an den Maskierten herankommen wollten.
    Falls Sophie einen Fluchtversuch unternahm, würden Uro und die anderen sie sofort schnappen. Natürlich konnte er auch allein mit ihr fertigwerden. Und er fürchtete auch gar nicht, sie im physischen Sinn zu verlieren, sondern geistig und seelisch.
    Nein, er durfte sie nicht einweihen. Nicht, nachdem sie sich vorhin erst noch an einen ihrer Pflegeväter und den Missbrauch erinnert hatte. So tief saß der Schmerz in ihrer Seele. Beim geringsten Anlass kehrten jene Gedanken zurück. Sie hatte einfach zu viel durchgemacht. Darauf gründeten sich ihre Minderwertigkeitskomplexe. Sogar Schönheiten litten darunter, denn sie glaubten, was Menschen – oder vielmehr Unmenschen – ihnen suggerierten. Besonders die Lügen.
    Noch war Sophie nicht bereit für die Wahrheit, erst einmal musste er ihr Vertrauen gewinnen. Sonst würde er sie für immer verlieren. Von diesem Gedanken inspiriert, fragte er: »Möchten Sie nach dem Spiel mit mir essen gehen, Sophie?«
    Sie biss sich wieder auf die Unterlippe. Offenbar gehörte das zu ihren Gewohnheiten und bekundete Nervosität oder Scheu. Azraels Blick wurde erneut von dem prallen, rosigen Fleisch gefesselt. Alle seine Muskeln spannten sich an, während er auf die Antwort wartete. Sag Ja, dachte er, zwang sich aber, den Befehl nicht in ihren Kopf zu senden, denn sie musste den Wunsch verspüren, mit ihm auszugehen. Antworte, bevor ich deine Lippen küsse!
    »Az, ich …« Unsicher verstummte sie. Um zu wissen, was in ihr vorging, musste er ihre Gedanken nicht lesen. Sie zögerte, weil sie glaubte, er würde eigentlich seinen Sternenengel suchen.
    »Sagen Sie einfach Ja«, forderte er sie auf, ein wenig altmodisch, aber effektiv.
    Ihr stockte der Atem. Dann lächelte sie. »Okay.«
    Azrael war unfähig, ein breites Grinsen zu unterdrücken.
    »Aber ich muss das Restaurant aussuchen«, verlangte sie, »weil ich kein Knoblauchfan bin.«
    Amüsiert nickte er. Warum er zustimmte, verriet er nicht. »Das bin ich auch nicht.«
    »Wie wär’s mit dem Panera? Ich liebe diese Suppe in der Brotschüssel. Obwohl ich’s kaum erwarten kann, das Boudin in San Francisco auszuprobieren. Angeblich würden manche Leute dafür sterben.«
    Azraels Miene verdüsterte sich. Manchmal passierte das, wenn jemand gedankenlos vom Sterben redete. Aber das überwand er sogleich, und sofern Sophie dank ihrer Feinfühligkeit etwas gemerkt hatte, erwähnte sie es glücklicherweise nicht. »Also gehen wir ins Panera.«
    Ein paar Minuten später begann das letzte Drittel des Spiels. Uro brachte ihr noch ein A & W. In einer knappen Stunde hatte sie ungeniert drei Flaschen getrunken. Stolz und fasziniert beobachtete Azrael, wie sie immer wieder aufsprang und lauter jubelte als die meisten Männer im Stadion. Und er war nicht einmal eifersüchtig, wenn sie aus voller Kehle schrie: »Ich liebe dich, Geno!«
    Nun ja, vielleicht ein bisschen. Aber das ging sofort vorbei.
    Als sie nach einem Schluck A & W leise aufstieß und errötete, lachte er. Tastsächlich, Sophie Bryce steckte voller Leben. Und sie erhellte seine Nacht.
    Wie Sonnenschein.
    Uro und die anderen Musiker verabschiedeten sich von Sophie und verließen das Stadion, bevor sie mit Azrael aufbrach. Um nicht von Fans der Band erkannt und bestürmt zu werden, benutzten sie einen VIP-Ausgang.
    Auch Az führte Sophie durch diese Tür hinaus. Sobald sie nicht mehr im Stadion waren, spürte er die Gegenwart der anderen Vampire aus seiner Band. Die Jungs würden in der Nähe bleiben, bis er sie wegschickte. Wenn er den Sternenengel in dieser Nacht nicht selbst schützte, würden auch Randall und alle anderen Vampire ihren Auftrag

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