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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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intensiv beeinflusst hatte. Wie sie von A nach B gelangt war, würde sie nicht wissen, und er überlegte, ob er ihr falsche Informationen suggerieren sollte.
    Vorsichtig legte er sie auf seine schwarze Satinbettdecke und trat zurück. Dann fluchte er leise, strich sich durch das lange schwarze Haar und wandte sich ab.
    Du musst es ihr saßen, Az,ßanz egal, ob sie dafür bereit ist oder nicht. Widerstrebend hörte er seiner inneren Stimme zu und akzeptierte die Mahnung. Es war an der Zeit. In dieser Nacht hatte jemand einen Mordanschlag auf Sophie verübt oder keine Mühe gescheut, um Azrael zu erschrecken. Das Phantom hatte die Karambolage auf der Brücke sicher nicht inszeniert, weil es ihn töten wollte. Dass er ein Vampir war und solchen Attacken entrinnen konnte, wussten alle in der übernatürlichen Welt.
    Entweder planten die Adarianer irgendetwas, was Az verborgen blieb, oder sonst jemand mischte hier mit. Falls Phantome und Incubi sich wieder auf der Erde herumtrieben, waren vielleicht auch andere Kreaturen erneut aufgetaucht, Gespenster oder sogar Drachen. Offenbar kündigten die veränderten Vibrationen in der Luft, die er seit Kurzem wahrnahm, eine größere Aktion an, als er vermutet hatte. Und die begann in dieser Nacht.
    Automatisch schwenkte er eine Hand in Richtung des steinernen Kamins, in dem prompt ein helles Feuer zum Leben erwachte. Nach einem tiefen Atemzug zog Az seine Lederjacke aus und hängte sie über einen der beiden Plüschsessel. Sein Trenchcoat, den er Sophie um die Schultern gelegt hatte, war bei der Flucht von der Calliope verloren gegangen. Seufzend krempelte er seine schwarzen Hemdsärmel hoch und sank in den freien Sessel.
    Sophie bewegte sich, ihr Haar überflutete das schwarze Satinkissen wie ein honigfarbener Wasserfall. Im flackernden Fackelschein, der die Wände rot und gelb bemalte, schimmerten die Locken und reizten Azraels Fingerspitzen.
    Langsam und geschmeidig stand er auf, ging zum Bett und stützte seine starken Arme zu beiden Seiten der bewusstlosen Gestalt auf die Decke.
    Der Duft ihres Haars, ihrer Haut und ihres Bluts erregte seine hypersensitiven Sinne erneut, die Fänge wuchsen, sein ganzer Körper spannte sich an. Mit Sophies Nähe quälte er sich selbst. Das wusste er. Doch er war ihr so hilflos ausgeliefert wie eine Motte dem Licht – einem schönen, schlummernden, ahnungslosen, unschuldigen Licht.
    Nun rührte sie sich wieder, und diesmal öffnete sie die Augen. Verwirrt starrte sie ihn an, mit verschleiertem Blick, und er verstand nicht, wieso sie aus dem Schlaf erwacht war, den er ihr aufgezwungen hatte. Das war unmöglich …
    »Az?«, fragte sie schläfrig, als sie etwas klarer sah.
    Hastig zwang er seine Fänge ein Stück in den Kiefer zurück und senkte die Lider, damit sie die rote Glut in den schwarzen Pupillen nicht sah.
    »Was …«
    Er spürte, wie sie sich unter ihm bewegte, und blinzelte. Glücklicherweise hatte sich sein Blickfeld normalisiert. Sophie musterte die steinernen Wände, die lodernden Fackeln.
    »Was ist geschehen? Wo sind wir?« Nun schaute sie ihn wieder an, so verstört, dass ihm das Herz schmerzte. »Was ist auf dem Boot passiert?«
    »Du bist an Deck eingeschlafen«, improvisierte er blitzschnell, »und da habe ich dich hierhergebracht.«
    Als sie sich aufrichtete, wich er zurück, um sie nicht einzuengen. »Nein.« Sie presste die Hände an ihre Schläfen und runzelte die Stirn. Blicklos starrte sie auf die schwarze Steppdecke hinab. »Nein, ich habe gesehen, wie das Boot zerstört wurde.«
    Unmöglich, dachte er bestürzt. Noch vor dem Krach auf der Brücke habe ich sie in Schlaf versetzt. Erinnert sie sich auch an alles andere? An den Flug durch die Luft?
    »Viele Menschen wurden verletzt.« Jetzt kniete sie neben ihm, und plötzlich geriet sie in Panik. »Wir müssen ihnen helfen. Oder haben wir sie geheilt?« Ihre Sonnenscheinaugen hielten seinen Blick fest. »Und – oh, mein Gott, Az, du kannst fliegen?«, fragte sie ehrfürchtig. »Ohne deine Flügel?«

16
    An die letzte Stunde erinnerte sie sich nur lückenhaft. Aber sie wusste, dass etwas Schlimmes geschehen war. Sie hatte auf dem Bootsdeck gestanden … und Azrael geküsst. Plötzlich war da ein schriller Lärm, sie hatte nach oben geschaut und etwas stürzen sehen.
    Dann verschwommene Bilder, ein ohrenbetäubender Krach – und sie hatte hinuntergestarrt, auf Azraels zertrümmertes Boot. Die Wrackteile waren im Meer versunken, zusammen mit dem Ding, das die

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