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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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meine Brüder in dieser ganzen Zeit beachtet hat.« Nun blieb er stehen. »Für mich wurdest du erschaffen und dann zusammen mit den anderen Sternenengeln zur Erde geschickt. Zwanzig Jahrhunderte lang habe ich dich gesucht.«
    Als er zu ihr kam, hörte sie keine Schritte auf dem Steinboden. Viel zu laut rauschte das Blut in ihren Ohren. Vor ihren Augen tanzten Sterne.
    »Das wusstest du nicht, Sophie. Du hattest keine Ahnung, wie kostbar du aus mehreren Gründen bist. Am wichtigsten sind deine Fähigkeiten. Die hast du nicht bemerkt bis …« Hilflos schüttelte er den Kopf und zuckte die Achseln. »Bis heute Nacht.« Die Lider gesenkt, holte er tief Luft. »Warum du gerade jetzt darauf gestoßen wurdest, weiß ich nicht.«
    Er schlug die Augen wieder auf, der Glanz darin schien zu erlöschen. Dann sah Sophie sein ganzes Gesicht nur mehr verschwommen, der höhlenartige Raum verdunkelte sich trotz der Fackeln. Ich falle in Ohnmacht. Ich muss atmen!
    Ganz egal, was geschah, was wahr sein mochte, was sie träumte oder auch nicht – vor diesem Mann durfte sie nicht die Besinnung verlieren. Er war ein Erzengel. Zumindest das stimmte. Aber er war auch der ehemalige Todesengel. Also musste ein Engel nicht automatisch gut sein. Atmen!
    Konzentriert atmete sie durch die Nase ein, hielt die Luft sekundenlang an und atmete durch den Mund aus. Das wiederholte sie ein paarmal, und die Nebel in ihrem Gehirn lichteten sich. In ihren Ohren ließ das Rauschen nach. Ihre Hände, vorhin seltsam gefühllos, begannen zu schmerzen. Noch immer stand Az vor dem Bett, sein Blick glühte wieder.
    Sie schaute auf ihre Finger hinab, die sie so fest in die Satindecke gekrallt hatte, dass die Nägel den Stoff fast zerrissen. Deshalb schmerzten ihre Hände. So wie ihr Kopf.
    »Sophie«, sagte Az leise. Nur ihre Aufmerksamkeit verlangte er, mehr nicht, und sie sah zu ihm auf.
    »Ich glaube dir.« Wie aus weiter Ferne kam ihre Stimme. »Warum?« Ohne nachzudenken, sprach sie die Frage aus, die der Tiefe ihres Herzens zu entstammen schien. Da wusste sie, dass sie ihm wirklich glaubte. Sie war Azraels Sternenengel. Irgendwie hatte sie das Gefühl, er würde es bedauern.
    Ganz vorsichtig, als wäre sie ein verängstigtes Tier, das er nicht erschrecken durfte, setzte er sich auf den Bettrand. »Es tut mir so leid, Sophie.«
    »Warum hast du mich belogen?« Jetzt merkte sie, dass sie sich nicht für verrückt hielt, weil sie seine Worte für bare Münze nahm. Vielleicht das erste Zeichen echten Wahnsinns. Oder weil sie ein Sternenengel war. »Hast du es die ganze Zeit gewusst? Seit du mich kennst? Und mich trotzdem im Glauben gelassen, ich wäre ein sterblicher Mensch?« Heiße Wut verengte ihre Kehle. »O Gott, du hast mich wochenlang für dumm verkauft! Bei der Hochzeit, beim Eishockeyspiel! Und ich habe mir auch noch Vorwürfe gemacht, weil ich dachte, ich würde dich deinem richtigen Sternenengel wegnehmen und wär’s gar nicht wert, in deiner Nähe zu sein!«
    Erbost sprang sie auf, wilder Zorn brannte in ihrer Brust, und sie spürte ein Funkeln in ihren Augen. Draußen grollten Donnerschläge, feuchte Gewitterluft wehte in die Höhle.
    »Nein, Sophie!«, widersprach Az energisch. Auch er stand auf und schaute sie flehend an. »Das wollte ich nicht. Ich habe versucht, dich zu schützen. Du hast in deinem Leben schon so viel erlitten, warst niederträchtigen Männern ausgeliefert. Wie konnte ich dir da erklären, du wärst für einen bestimmten Mann erschaffen worden?«
    »Also hast du dich an mich rangemacht und mich in deine Welt gelockt, ohne mir zu verraten, warum? Weil du deinen Spaß haben wolltest?«
    »Nein, Sophie …«
    »Und ich habe mich so elend gefühlt, seit ich mich in dich verknallt hatte! Wie ein Groupie, ein unbefugter Eindringling kam ich mir vor. Begreifst du, wie sehr ich mich gehasst habe, weil ich völlig besessen von dir war?« Nun schrie sie, unfähig, den schrillen Ton aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    »Ja, das begreife ich!« Als er zu ihr ging, wich sie zurück, obwohl es sinnlos war. Aber sie brauchte eine gewisse Distanz, und er blieb stehen. »Ich weiß es«,fuhr er in ruhigem Ton fort, offenbar um ein zivilisiertes Gespräch bemüht. »Und ich fand deine Schuldgefühle schrecklich. Die habe ich nicht verstanden, und sie haben alle wunderbaren Momente, die ich mit dir verbracht habe, gestört.«
     
    Wütend öffnete sie den Mund, um zu antworten, und schloss ihn wieder, von einem neuen Gedanken verwirrt, für den

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