Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
Vom Netzwerk:
seiner Macht. Also war es Az nicht schwergefallen, einen Weg zur Golden Gate Bridge zu öffnen und einen hellen Glanz in Sophies Augen zu zaubern.
    Etwas so Simples konnte diese Frau beglücken, die in ihrem kurzen Leben maßloses Leid erduldet hatte. Sie lächelte ihn an, und er spürte die Wärme der Sonne, die er zu lange vermisst hatte. Sofort verlor er sich in diesem Licht.
    Und dann kam sie ihm entgegen, so unschuldig und aufrichtig, um etwas mit ihm zu teilen, was sie noch niemand anderem offenbart hatte. Das bedeutete, dass sie ihm vertraute.
    Da verlor er die Kontrolle.
    Während er jetzt ihren Kopf festhielt, nahm er den wunderbaren Geruch ihres Haars und ihrer makellosen Haut wahr. In ihrem Atem roch er Schokolade und Karamell vom Ghirardelli-Laden auf dem Pier. Doch am meisten reizte ihn der süße, süße Duft ihres Blutes, der ihn einhüllte und anstachelte.
    Das Monster in ihm erwachte, hob den Kopf, seine Augen glühten. Fast zitternd vor Lust, mit schmerzhaft angehaltenem Atem, neigte Azrael sich hinab, sein Kuss verschloss Sophies Mund.
    Als er den Schauer in ihrem Körper spürte, war er machtlos gegen das Entzücken, das er in ihr entfachte. Der Erzengel in ihm zog sich in den Schatten zurück, verdrängt vom hungrigen, entschlossenen Vampir. Warm und weich unter seinen Fingerspitzen, schmeckte sie nach Honig. Seine Reißzähne wurden länger. Doch das war ihm egal. Er fühlte, wie sie sich drohend an Sophies volle Lippen drückten, die er begierig öffnete.
    Würden sie sich in ihren Hals graben? Ja, dachte er verzweifelt. Das wünschte er, sein ganzer Körper schmerzte, sein Glied schwoll an. Nur wenige Sekunden hatte er gebraucht, um die Kontrolle zu verlieren. Nun musste er das Ziel erreichen. Er könnte ihr die Kleider vom Leib reißen – oder einfach mittels Magie entfernen. Er wollte Sophie sehen, die schlanke Gestalt, die glatte, milchweiße Haut.
    Bebend würde sie sich an ihn schmiegen, und er könnte sie nehmen, hier und jetzt. Würde Uro ihn zurückhalten und sie zu retten versuchen? Nein. Wenn ein Vampir ein weibliches Opfer überwältigte, war es pure Erotik. Der Anblick faszinierte und erregte andere Vampire. Auch deshalb hatte Az in den zweitausend Jahren niemals das Blut einer Frau getrunken. Und weil er keiner so nahe sein wollte, die nicht sein Sternenengel war.
    Aber jetzt umarmte er seine Seelengefährtin, seine Zähne zeigten sich, und er könnte Uro sogar einladen, den Genuss mit ihm zu teilen. Bei diesem Gedanken lachte er beinahe. Hatte Sophie nicht darüber fantasiert? Der Erzengel in ihm entschwand, als einer seiner spitzen Zähne ihre Lippen streifte. Jetzt war er ganz und gar ein Vampir, ruchlos und sündhaft. Der Gedanke, seinen Sternenengel langsam und sanft zu erobern, war nur mehr ferne Erinnerung.
    Gib mir alles. Ein überflüssiger Befehl. Denn Sophies Körper kapitulierte bereits. Sie war ein Sternenengel, aber ihre Macht noch unentdeckt. Ohne die zählte sie zu den Sterblichen, ihm kräftemäßig nicht ebenbürtig. Nicht hier, nicht jetzt.
    Doch selbst wenn es anders gewesen wäre … Plötzlich hatte er keine Lust mehr, sich fair zu verhalten.
    Leise seufzte sie, lehnte sich zitternd an ihn, und Gier erfasste ihn wie Flammen Benzin. Ehe ihm bewusst wurde, was er tat, krallte er seine Finger in ihr goldblondes Haar. So behutsam wie möglich beendete er den Kuss. Keuchende Atemzüge erfüllten die Nacht. Ihre oder seine oder ihrer beider? Das vermochte er nicht mehr zu unterscheiden. In diesem Moment beherrschte ihn nur mehr wildes Verlangen.
    Ringsum sah er die Welt in grellen Farben. Zweifellos glühten seine Augen wie zwei Sonnen. Seine Fänge ragten aus seinem Mund. Wahrscheinlich bildete seine blasse Haut einen etwas zu krassen Gegensatz zu seinem rabenschwarzen langen Haar. Der König der Vampire strich die Locken seiner Gefährtin beiseite, verstärkte seinen Griff, öffnete die Lippen noch weiter. Und da roch er es – den säuerlichen Gestank des drohenden Todes.
    Niemals hätte er das bemerkt, wären seine Sinne nicht dermaßen geschärft gewesen. Wäre Sophie keine so drängende Versuchung gewesen, hätte er sich in einem dezenteren Vampirzustand befunden und die Aura des übernatürlichen Mörders nicht wahrgenommen, die der Wind über der San Francisco Bay heranwehte.
    Abrupt richtete er sich auf und bezwang den Impuls, mit Sophie in den nächstbesten Schatten zu fliehen und sie in Sicherheit zu bringen. Stattdessen kommunizierte er mit den

Weitere Kostenlose Bücher