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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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und die anderen«, erklärte Ely, der ebenfalls auftauchte.
    Das hatte Kevin sofort erkannt, nachdem er das Bewusstsein wiedererlangt hatte.
    Adam und die zwei übrigen Adarianer waren noch nicht in Vampire verwandelt worden. Dafür hatte Kevin seine Gründe. Der Vampirismus stärkte einen Adarianer, schwächte ihn jedoch in anderer Hinsicht, und der Anführer brauchte Männer, die auch tagsüber agieren konnten.
    Erfolgreich hatten sich die zu Vampiren gewordenen Adarianer in Azraels Höhle geschlichen, den Sternenengel entführt und dann die anderen auf der Insel Alcatraz getroffen. Als der Tag heraufgedämmert war, hatte Kevin sich mit seinen Erwählten unterirdisch in Sicherheit gebracht. Adam hatte versprochen, Sophie irgendwo zu verstecken, denn der General wollte sie nicht bei sich behalten. Falls nämlich Azrael tagsüber wach bleiben konnte – was zu bezweifeln war –, würde er seine hellseherische Gabe nutzen und die Frau aufspüren, während Kevin und seine Getreuen hilflos schliefen und leichte Beute wären.
    Also hatte Kevin sich auf Adams naturgegebene Intelligenz verlassen und angenommen, der Adarianer würde Miss Bryce möglichst weit von San Francisco entfernt halten und den Erzengelbrüdern unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten.
    Aber jetzt … Nach einem kurzen Blick auf seine Gefährten suchte er sich den nächstbesten Schatten, der groß genug für eine kräftige Gestalt war, und trat hinein. Ein paar Minuten später verließen die vier die dunkle Dimension in der spanischen Festung auf Alcatraz, in einem alten Bereich unterhalb des Gefängnisses.
    Alles schien ruhig, abgesehen von dem Möwengeschrei und dem Heulen des Windes. Kevin nickte seinen Begleitern zu. Dann stiegen sie alle mehrere Treppenfluchten in die Nacht hinauf. Ein eisiger Sturm peitschte Bäume und Büsche, brachte die Vögel von ihrem Kurs ab und hinderte sie an der Suche nach geschützten Schlafplätzen. Am Himmel jagten tief hängende Wolken dahin, Hagel prasselte den Adarianern ins Gesicht, und der wilde Wind wehte Kevin das schwarze Haar in die Stirn.
    Über San Francisco flammten bläulich weiße Blitze auf, von krachenden Donnerschlägen gefolgt. Nur kurz beobachtete der General sie, bevor er die Augen schloss. In der Stille seines Gehirns rief er nach Adam und den anderen. Keine Antwort. Nur Leere statt des erhofften brüderlichen Kontakts. Von grausiger Gewissheit gepeinigt, hob er die Lider.
    Seine Männer waren tot. Nach so vielen Jahrtausenden blieben nur vier Angehörige der adarianischen Rasse übrig, die jetzt in der frühen Abendstunde auf den Felsen standen und das kalte, einsame Meer anstarrten. Kevin wandte sich zu Ely und wollte ihm mitteilen, was er in der Tiefe seines Herzens wusste.
    Aber da witterte er plötzlich Blut.
    Bei diesem kalten, heftigen Wind hätte er kein anderes Blut wahrgenommen. Nur starkes, machtvolles Adarianerblut. Wortlos folgte er dem Geruch zu dessen Quelle, verwandelte sich in Nebel, um zwei Tore zu passieren, und blieb im Block D der Haftanstalt stehen. Hinter ihm materialisierten sich die drei Erwählten. Und vor ihm lag die Einzelzelle Nummer neun, in der die gefährlichsten Verbrecher gesessen hatten. Hier roch es besonders stark nach einem Desinfektionsmittel, das aber nicht übertünchte, was vergossen worden war.
    Ohne jeden Zweifel – Adam, Thane und Raze lebten nicht mehr. Kevin roch die Magie ihres Blutes, spürte die Reste ihrer Geister, ausgelöscht wie Kerzenflammen in diesem grässlichen Gewittersturm.
    »Die Erzengel?«, fragte Ely mit leiser, belegter Stimme. So viele Männer hatten sie verloren. Von den ursprünglich zwölf Adarianern existierten nur mehr vier.
    Kevin bemühte sich, logisch zu denken. Irgendetwas an dieser Szenerie erschien ihm falsch, die Menge des Bluts wies nicht auf einen Kampf mit den Erzengeln hin. Vielleicht würde er das Rätsel lösen, wenn er den Verlust überwunden hatte.
    Aber seine Brust fühlte sich so beengt an. In seinem schmerzenden Kiefer wuchsen die Reißzähne, seine Augen brannten, scharf wie die eines Raubtiers. In seinem Innern tobte ein so qualvolles Leid, dass er seinen eigenen Körper zerreißen oder ins Sonnenlicht stürmen wollte.
    Und dann wurde die Trauer von wildem Hass gegen die uralten Feinde verdrängt. Ja, er musste die vier Erzengel töten. Alles hatten sie ihm genommen.
    Eher instinktiv als bewusst löste er sich in blauen Nebel von der Farbe seiner glühenden Augen auf, der durch das Gefängnis zog, bis in

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