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Azrael

Azrael

Titel: Azrael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Vampir.
    Sie sah ihn nicht auf sich zukommen. Ehe sie blinzeln konnte, umfing er ihre Taille und packte mit der anderen Hand ihr Haar. Verblüfft schrie sie auf, als er ihren Kopf nach hinten bog und ihren Hals entblößte. Sie krallte ihre Finger in die Lederjacke unter seinem Trenchcoat und schloss die Augen. Teils vor Angst, teils vor Verlangen, das wusste er. Ihr Duft und ihre Nähe übermannten ihn beinahe.
    Zweitausend Jahre lang hatte er darauf gewartet, seine Reißzähne im Hals der ihm bestimmten Frau zu versenken. Unermüdlich hatte er sie gesucht, die Hoffnung, sie zu finden, schon fast aufgegeben. Jetzt hielt er sie im Arm, und sie sträubte sich gegen alles, was er verkörperte, nur gegen einen Faktor nicht. Also musste es geschehen, er hatte keine Wahl. Und in diesem Moment wollte er auch gar nichts anderes.
    »Ich habe dich gewarnt, Sonnenschein«, flüsterte er ihr ins Ohr. Stoßweise streifte ihr Atem seine Wange. Er lachte leise. »Dies ist das erste und sicher nicht das letzte Mal.«
    Dann umarmte er sie noch fester, seine Zähne gruben sich tief in die Seite ihres Halses. So süß und hilflos stöhnte sie. Er öffnete die Ader, um seinen Hunger zu stillen, und sein Körper vibrierte, von köstlichem neuem Leben erfüllt. Als er die ersten Blutstropfen auf seiner Zunge spürte, färbte sich sein Blickfeld rot.
    Nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hatte er sich vorgestellt, dass sie so wunderbar schmecken würde. Die schönsten Hoffnungen glaubte er erfüllt. Sie war seine Rettung. Gierig und unersättlich trank er Sophies Blut. In seinem Körper und in seiner Seele breitete sich ein kostbares, heilsames, reinigendes Feuer aus. Plötzlich war alles auf der Welt in bester Ordnung. Da gab es nichts Böses mehr. Keine Gefahr. Keinen Tod.
    Keinen Tod.
    So weich, so süß. Wohlig erschauerte sie, während ihre Macht schwand und sie seine in ihren Körper aufnahm. Azrael überschüttete sie mit dem heißen Entzücken, das nur der König aller Vampire seiner Erwählten schenken konnte. Ringsum spürte er ihre Magie, die warm und funkelnd knisterte und verebbte. Auch das Dunkel, das die Magie beeinflusst hatte, schwand dahin. Schließlich entspannte sich Sophie in seinem Arm.
    Sein Körper verströmte Hitze und Leidenschaft, sein Verlangen schmerzte. Langsam ließ er Sophies Haar los, und sie neigte sich vor, atmete kaum fühlbar an seinem Hals. Azrael presste sie fester an sich, von fast wahnsinniger Begierde getrieben.
    Hör auf, ermahnte er sich. Sie erfüllte ihn mit einem Glück, das er nie zuvor empfunden hatte. Das wollte er für nichts auf der Welt aufgeben. Aber wenn er seinen Hunger jetzt nicht zügelte, würde er seinen Sternenengel völlig aussaugen. Stets hatte er sich und sein Umfeld beherrscht. Aber Sophie Bryce änderte sein Wesen. Er musste die Kontrolle zurückerobern, die sie ihm zu entziehen drohte. Und zwar jetzt.
    Nur widerstrebend entfernte er seine Zähne aus ihrem Hals. An seine Brust geschmiegt, zitterte sie. Was sie empfand, verrieten ihre Augen unter schweren Lidern, glasig vor Lust. Der Duft ihres Verlangens reizte ihn, forderte ihn heraus. Wenn er wollte, konnte er sie auf dem Boden ihres zerstörten Apartments vollends unterwerfen.
    Doch das wäre sinnlos. Deshalb hatte er sie nicht gebissen. Oder?
    Er musste sie wegbringen, weg von den Menschen, die sie mit ihrer ungeheuren Macht verletzen konnte. Weg von den neugierigen Augen der Monster, die Gregori womöglich im Umkreis postiert hatte. Az hatte ihren Kampfgeist besiegt. Aber für wie lange? Noch immer hörte er den Donner grollen, der erneut anzuschwellen drohte. Auf das Dach prasselten die ersten Regentropfen. Auch über ihr Gesicht rann eine Träne.
    Azraels Blickfeld nahm normale Farben an. In seiner Brust entstanden seltsame Gefühle. Behutsam streiften seine Lippen Sophies Wange, und er schmeckte das Salz ihrer Schmerzen.
    Entschlossen bezwang er das Ungetüm in seinem Innern. Sophies Seele befand sich in Aufruhr. Für sie ergab die Welt keinen Sinn mehr. Weder ihm noch sich selbst würde sie das gestehen. Nicht hier, nicht jetzt, geschwächt vom Überschwang ihrer Emotionen. Aber sie brauchte ihren Erzengel so dringend wie er seinen Sternenengel.
    »Halt dich an mir fest«, flüsterte er.
    Vielleicht instinktiv, vielleicht aus einem starken Bedürfnis heraus umschlang sie ihn mit beiden Armen. Er schaute nach oben, schoss durch die Zimmerdecke und schirmte Sophie mit seinem Körper ab. Rings um ihn splitterte

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