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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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Finden Sie ihn. Töten Sie ihn.«
    Damit verschwand Alastair und ich ebenso – denn nur, was seine Augen einst erblickt hatten, konnte er mir nun in seinen Erinnerungen zeigen.
    Die Erinnerung, die mich nun überkam, ließ mich zusammenzucken. Es war eine sehr schöne Frau, die vor mir stand, die Abendsonne glomm schwach in ihrem Rücken und entzündete ihr rotblondes Haar. Lebhafte Augen blinzelten mich versonnen an, doch dann klopfte jemand an der Tür. Es war Monique, die Mutter Rivers.
    »Bitte nicht!«, murmelte ich, denn ich wusste, was nun geschehen würde. »Alastair, bitte, nicht …«
    Wie konnte ich Erinnerungen anflehen, sich für mich zu verändern? Wo ich doch noch nicht mal die Kraft hatte, die Zukunft zu drehen?
    Monique öffnete die Tür und sah sich Auge in Auge mit dem hochgewachsenen Alastair. Sie spiegelte sich in dem unbezwingbaren Grün seiner Iris, als er seine Hände erbarmungslos um ihren Hals legte.
    »Vergib mir, Monique, aber ich muss das tun«, zischte Alastair. »Es wird schnell gehen.« Er zwang sie mit seiner unvorstellbaren Kraft in die Knie.
    Ich stürzte mich auf ihn, während die Tränen über meine Wangen rannen, doch meine Hände waren nicht von festem Material und beeinflussten ihn nicht. Mein Schrei, mein Flehen drang nicht an sein Ohr.
    Monique wehrte sich, viel mehr als Angela. Vielleicht, weil sie wusste, wer Alastair war. Vielleicht aber auch, weil es ihr Charakter war, der sich an River vererbt und ihn beharrlich, trotzig und hartnäckig gemacht hatte. Sie zappelte, schlug nach Alastair, bohrte ihre Fingernägel in das Fleisch seiner Hände, bis eine feine Spur von rotem Blut über seine Handknöchel hinein in ihr Haar floss. Wut entbrannte in Alastair, als er mit äußerster Brutalität auf sie einschlug. Der Körper Moniques bebte, er bebte und zitterte, bis die Anspannung aus ihren Muskeln wich.
    Es war nicht schnell gegangen.
    Irgendwie schaffte es Monique, ihre anklagenden Augen geöffnet zu halten, bis ein letzter Ruck durch ihren sterbenden Körper ging und sie nach hinten glitt. Es war makaber, wie malerisch schön sich ihr rotblondes Haar auf dem Boden um ihr Gesicht fächerte.
    Alastair betrachtete sie. Beinahe zärtlich berührte er ihre hellen Wangen, ertastete mit der Fingerspitze die Rundung ihrer Lippen und ihres Kinns.
    Als ob er sich zwingen müsste, sie nicht mehr anzufassen, drehte Alastair sein Gesicht weg, bevor er eine Visitenkarte neben der Leiche platzierte.
    Die skrupellose Kälte seiner hinterlistigen Raffinesse raubte mir den Atem.
    Die Karte zeigte Gregorys Namen.
    Ich tauchte aus der visionsartigen Trance auf, weil Alastair seine Hand wegriss. Taumelnd ging ich zu Boden, stützte mich gerade noch an der Wand ab und fing so meinen Sturz ab. Die Gedanken rasten in meinem Kopf, sintflutartig stürzten die Gedankenfetzen auf mich ein. Ich musste sie sortieren, sie ordnen und endlich wieder klar denken.
    Das Metall um mein Handgelenk wurde mir durch seine Schwere wieder bewusst, doch jetzt hatte ich Wichtigeres zu überlegen.
    Die ganze Geschichte war heillos verstrickt. Niemals hatten River und ich auch nur eine winzige Chance auf eine funktionierende Beziehung gehabt – und das lag nicht daran, dass er ein Marianer und ich eine Menschenfrau war, sondern nur daran, dass jemand anderes für uns die Fäden gesponnen hatte, noch bevor wir eine Möglichkeit hatten zu handeln.
    Es lief alles zusammen – an diesem Tag.
    Endlich begriff ich, dass mein Gefühl mich nicht getäuscht hatte: die Geschichte hatte einen Ursprung. Und der lag bei Alastair.
    Er, der uneheliche Sohn des Großvaters von River, König Claude, war sein Leben lang mit dem Hass und der Abneigung von Königin Hippolyta und ihren Söhnen konfrontiert worden. Gleichzeitig nährte ihn seine Mutter Selene, die Mächtigste unter allen Wasserflüsterern, mit Wut und Neid. Sie trieb ihn mit listigem Mord so weit, dass er für den Tod seiner Konkurrenten Eaden und Baltimore und deren Frauen sorgte.
    Hilfloser Zorn übermannte mich.
    Ich schrie auf, vor innerem, seelischem Schmerz, vor Fassungslosigkeit.
    »Ihr!«, gellend erklang meine Stimme. »Ihr – Monster!«
    Mein Haar umtanzte wirbelnd mein wütendes Gesicht, als ich zu ihm herumfuhr, die Hand mit dem Zeigefinger anklagend ausgestreckt.
    »So, ich bin das Monster?« Alastair kam aggressiv auf mich zu. »Und was ist mit
meinem
Schmerz? Mit
meiner
Qual? Ich wurde nie akzeptiert. Ich war der Bastard eines Königs, der zu wenig Rückgrat

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