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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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unterschätzt, so wie sie uns erst unterschätzt hatten.
    Ich rappelte mich auf, doch auch Skelter stand bereits. So schnell ich konnte, wirbelte ich herum und begann zu rennen. Ich sprang behände über eine umgestürzte Kommode, durchquerte mit wenigen Schritten den Flur, riss die Haustür auf und erreichte das Auto. Die Reifen waren durchstochen, und damit hatte ich keine Chance, damit zu fliehen.
    »Bleib stehen, dann passiert dir auch nichts!«, hörte ich Skelters Stimme hinter mir.
    Hastig drehte ich mich um, suchte panisch nach einem Ausweg und entschied mich instinktiv dafür, in das bewaldete Stück hinter dem Haus zu verschwinden.
    Mein Atem ging nur noch rasselnd, während ich mir meinen Weg zwischen Bäumen und Büschen hindurch bahnte.
    Doch Skelter war schnell. Viel zu schnell für mich.
    Es erschien mir so, als wäre sein unermüdlicher Körper nur für diesen heutigen Tag in den gestählten Zustand gebracht worden, nur, um eines Tages River, den Sohn Baltimores, zu jagen und zu Gregory zu bringen.
    »Ashlyn! Bleib verdammt noch mal stehen! Das ist doch zwecklos! Du kannst nicht entkommen!«
    Er hatte recht. Oh Gott, er hatte recht … Angsterfüllt sah ich mich um, versuchte, meine zitternden Muskeln unter Kontrolle zu bringen. Wohin ich auch sah, nur Grün und Braun. Skelter würde das ganze Waldstück durchforsten, um mich zu finden.
    Kraftlos machte ich ein paar Schritte vorwärts.
    Wenn ich mich jetzt einfach ergab … Vielleicht konnte ich mit Gregory reden, und ihn von Rivers Unschuld überzeugen …
    Beinahe hätte ich bitter aufgelacht. Gregory würde sich niemals überzeugen lassen. Er hasste River und mittlerweile hasste er auch mich.
    Oh Gott …
    Skelter kam näher. Ich konnte ihn hören, genauso wie er registriert hatte, dass ich stehen geblieben war.
    Doch dann vernahm ich ein Geräusch, das vielleicht die einzige Möglichkeit zur Rettung sein könnte … Ich folgte meinem Gehör, rannte weiter, stolperte über das moosbewachsene Unterholz und kam schließlich bei einer kleinen, naturgeschaffenen Quelle an, die aus einem graphitgrauen Stein entsprang und in ein kleines Wasserbecken mündete.
    Ohne noch länger zu zögern, ließ ich mich ins Wasser gleiten, tauchteunter und drückte mich mit meinem Körper so gut es ging an den Boden und an die Ränder. Von meinem Viorev-Stein schien ein merkwürdiges Leuchten auszugehen. Es war warm und angenehm, ich umschloss den Anhänger mit meinen Händen und spähte zur Wasseroberfläche. Rauschen umgab mich, ich konnte nichts erkennen, zu sehr sprudelte das Wasser um mich herum. Selbst unter Wasser hielt ich die Luft an, als ich bemerkte, dass sich alles verdunkelte – ein großer Schatten fiel auf die Quelle.
    Der Schatten – Skelter, der ins Wasser blickte und nach mir suchte – bewegte sich nicht vom Fleck, wartete ab.
    In diesem Augenblick war ich sehr, sehr dankbar darüber, dass Gregory und er zumindest noch nicht wussten, dass ich zu der Gilde der Wasserflüsterer gehörte und somit beinahe die gleichen Fähigkeiten wie River hatte. Ich zwang mich dazu, ruhig zu bleiben, abzuwarten. Doch plötzlich kam mir ein anderer Gedanke.
    Skelter war stark, aber unter Wasser war ich ihm überlegen. Wie einfach wäre es, jetzt aus dem Wasser zu schnellen, ihn zu packen und nach unten ins feuchte, kühle Nass zu ziehen. Ich könnte ihn festhalten, bis seine Bewegungen erlahmten, und dann – dann könnte ich mit River fliehen und für immer glücklich werden.
    Doch ich konnte es eben doch nicht.
    Ich war keine Mörderin, und Skelter tat das, was Gregory ihm aufgetragen hatte. Und so drückte ich mich noch fester an den Rand, versuchte, mich möglichst nicht mehr zu bewegen. Und auch als der Schatten verschwand und wieder Licht zu mir herabflutete, blieb ich regungslos auf dem Quellengrund, kauerte mich zusammen und lauschte nur auf das Rauschen und auf meinen eigenen Herzschlag.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit verstrich, bis ich es wagte, langsam und vorsichtig wieder aufzutauchen. Ich zog mich aus dem Wasser, meine Glieder zitterten und waren schwer wie Stein. Noch nie hatte ich mich weniger wie
ich selbst
gefühlt. War ich denn nur noch ein Schatten meiner selbst, wie ich dort auf dem feuchten Waldboden lag, die Beine noch im Wasser, wie ich immer wieder die Augen schloss, nur weil ich hoffte, dass alles ein böser Albtraum war, wenn ich sie wieder öffnete.
    Ich wollte aufwachen, aber es ging nicht.
    Die Tränen stiegen mir in die Augen, und jetzt

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