Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
ich. Die tanzenden Menschen schrieen, klatschten und tanzten gleichzeitig weiter, während sich der Besitzer des Clubs selbst inszenierte. So etwas hatte ich noch nie gesehen … Eine königsblaue Schleppe glitt hinter ihm her, und Feuerfontänen schossen an den Seiten aus dem Boden, wenn er vorüberging. Gab es jemanden, der sich noch lieber selbst präsentierte als er?
Ohne auf Vlad zu warten, drängelte ich mich nach unten, erntete einige missfällige Blicke, die ich aber ignorierte, und stolperte dann geradewegs auf den Laufsteg.
In diesem Moment verstummten die Jubelschreie der Menschen, und ich hatte das Gefühl, dass sich die Aufmerksamkeit des Saales nur auf Ribbon und mich konzentrierte, obwohl die Musik einfach weiterspielte.
Ich zitterte leicht, als mir bewusst wurde, wo ich mich gerade befand: auf dem Laufsteg in dem glamourösesten Club der Downtown. Inmitten von exzentrischen Verbrechern, Drogendealern, Stripperinnen und Gott weiß was noch. Ribbon schien genauso überrascht wie alle anderen auch, aber er fand seine naturgegebene Coolness sehr schnell wieder.
Er verscheuchte die zwei hübschen Frauen mit einer Handbewegung, als ob er zwei Schmetterlinge zur Seite wehen wollte, und trat dann mit geöffneten Armen auf mich zu.
Ich schluckte und bevor ich wusste, was mir geschah, umarmten wir uns. Er küsste mich auf beide Wangen.
»Was machst du hier, Ashlyn?«, fragte er ungewöhnlich angespannt, als er mich zu der Umarmung herangezogen hatte.
»River ist in Gefahr«, presste ich hervor.
Das Publikum entspannte sich wieder. Vielleicht hatte es erst gedacht, ich sei eine durchgeknallte Auftragsmörderin, die es auf Ribbon abgesehen hatte, aber da er mich nun als Freundin begrüßte, gab sich diese Sorge auch wieder.
»Komm mit mir.« Er griff nach meiner Hand, winkte der Menge noch einmal zu, was einen erneuten Jubelruf zur Folge hatte, und zog mich dann hinter sich her, die mittelalterlichen Treppen nach oben, in die zweite Etage, wo sich die Lounge befand. Der Anblick war genau der Gleiche wie beim ersten Mal: Menschen, die tranken, miteinander in dunklen Ecken standen, privatere Gespräche führten.
Doch anstatt mit mir dort zu sprechen, führte mich Ribbon weiter bis zu einer Tür auf dem gleichen Stockwerk. Er legte seine Fingerspitzen auf ein kleines schwarzes Feld neben der eher unauffällig wirkenden Tür, verharrte einen Moment, in dem ich hören konnte, wie sich ein schweres Schloss selbst entriegelte, dann drückte er die Tür auf.
»Hier bin ich, wenn ich es nachts nicht mehr nach Hause schaffe«, sagte er. »Willkommen in der guten Stube.«
Gute Stube! Das war wieder ein absolut unpassender Ausdruck!
Ich befand mich in einer riesigen Lounge – ich wusste nicht, wie das funktionierte, ich hätte niemals gedacht, dass das Elysium-Gebäude so groß war. Die Lounge war nicht direkt puristisch, aber sehr, sehr modern. Sie war wie der Rest des Clubs in stilvollen Rot- und Blautönen gehalten, wirkte aber ein wenig gemütlicher. Ein großes, kreisrundes Bett bildete den Mittelpunkt des Raumes; es stand an keiner einzigen Wand angelehnt. Auf dem Bett befanden sich einige Kissen und Decken, etwas, was auf keinem der stylischen Sofas zu finden war. Mir sprang eine großartige silberne Musikanlage ins Auge, daneben eine echte Plattensammlung undnatürlich eine luxuriöse Bar mit allen alkoholischen Getränken, die man sich nur vorstellen konnte.
Erst jetzt merkte ich, wie stickig und rauchig es im Club war – denn hier drin roch es nur dezent nach Zitrone, ein frischer, angenehmer Duft.
Die schwere Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss, sodass ich wieder herumwirbelte. Ribbon stand vor mir, den Kopf leicht schräg gelegt. Mir wurde klar, dass er in diese Lounge wohl sonst nur seine Begleitung des Abends mitnahm – warum sonst stellte wohl das Bett das Zentrum dar?
Ich wurde nervös, aber dann entspannte sich die Situation wieder, als Ribbon, nonchalant wie immer, auf die Bar zuging. »Was möchtest du trinken?«
»Ein Wasser, bitte.«
Er zog die Augenbraue hoch, aber anstatt eine spöttische Bemerkung zu machen, erfüllte er mir meinen Wunsch und reichte mir ein Glas Wasser mit Eis und Zitronenscheibe.
»Und jetzt noch mal ganz von vorne, Ashlyn.« Er bot mir einen Platz auf der Couch an, während er sich mir gegenüber in den Sessel setzte. »Warum ist River in Schwierigkeiten?«
Ich schluckte, stellte das Glas ab und überlegte, was ich Ribbon erzählen konnte und was
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