Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
nicht.
Meine Intuition sagte mir, dass ich dem schwarzhaarigen, attraktiven Mann vertrauen konnte, aber ich war vorsichtig. River hatte ihm bestimmt nicht erzählt, dass er ein Marianer war, und aus meinem Mund würde die Geschichte mit allen Einzelheiten einfach lächerlich klingen. Selbst mein Vater, der mich lange kannte und wusste, dass ich mir solche Sachen nicht einfach zusammenspann, hatte mit höchstem Aufwand überzeugt werden müssen.
Gerade wollte ich beginnen zu erklären, als Ribbon noch etwas hinzufügte: »Ach ja – wenn du schon dabei bist, kannst du mir auch gleich sagen, wo mein Auto ist. Ich vermisse meinen DeLorean.«
Ich seufzte schwer. Männer.
»Okay, Ribbon. Ich werde dir alles erzählen.« Unsicher fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen.
»Alles begann vor ein paar Tagen. River und ich sind mittlerweile ein Paar und verbringen dementsprechend viel Zeit miteinander, nicht nur in der Schule, sondern auch nachmittags und abends. Allerdings versteht sich River überhaupt nicht mit meinem Stiefbruder Eric, und nach einigen Auseinandersetzungen waren auch meine Mutter und mein Stiefvater Gregory Aames ziemlich besorgt.«
Ich konnte sehen, wie Ribbon merklich aufhorchte. Der Name Aames wirkte, wie immer. »Um sich sicher sein zu können, dass River kein schlechter Typ ist, haben Gregory und Isabel – das ist meine Mom – darauf bestanden, ihn kennenzulernen, also haben sie ihn zum Abendessen eingeladen. River stand der ganzen Sache etwas skeptisch gegenüber, aber mir zuliebe ist er doch gekommen. Am Anfang sah es so aus, als würde nur Eric gegen ihn was haben … River kann sehr charmant sein, weißt du? Er hat meine Mom bezaubert, und auch Gregory schien ihn sympathisch zu finden. Aber dann hat Gregory irgendwie herausgefunden, dass River der Sohn seines …« Ich wog die Worte sorgfältig ab – jetzt durfte ich mir keine Fehler erlauben! »… seines Erzfeindes Baltimore ist. Baltimore wurde vor etwa vierzehn Jahren von Gregory in sein Labor verschleppt, wo er schließlich starb – nachdem Gregory auch Rivers Mutter Monique getötet hatte. Gregory wirft Baltimore, Monique und River vor, seine Frau Angela auf dem Gewissen zu haben, die die Schwester von Monique war.«
»Das heißt also, dein River und dieser Eric sind im Prinzip Cousins?«, schlussfolgerte Ribbon, um die ganzen Familienverhältnisse auf die Reihe zu bekommen.
»Ja«, antwortete ich. »Aber Eric weiß davon wohl nichts. Nun, jedenfalls hat Gregory gemerkt, dass River der Einzige aus der Familie ist, dessen Leben er noch nicht auf dem Gewissen hat, und ist mit seinem Handlanger auf uns losgegangen. Er wollte ihn ebenfalls in das Labor bringen. River und ich konnten mit deinem Wagen noch fliehen, wir sind einfach querfeldein gefahren und haben uns dann entschieden, zu meinem richtigen Vater zu fahren, um dort um Hilfe zu bitten.
Du musst wissen – Tom, mein echter Vater, hat früher in dem Labor gearbeitet, in dem Baltimore gestorben ist, allerdings war er schon weg, als das passiert ist. Erst hat mein Vater uns nicht ernst genommen, aber dann, am Morgen des nächsten Tages, hatte die Situation gar keine Chance mehr, sich selbst in Ordnung zu bringen. Der Handlanger von Gregory ist aufgetaucht und hat uns angegriffen. River hat um unser Leben gekämpft, aber es hatte keinen Sinn … Nur ich konnte fliehen, allerdings ohne dein Auto … Skelter hatte die Reifen durchstochen und –«
»Sagtest du gerade ›Skelter‹?«, unterbrach mich Ribbon.
»Ja – das ist der Bodyguard, Leibwächter und die rechte Hand von Gregory. Der Mann fürs Grobe«, erklärte ich.
Ribbon sah mit einem Mal sehr nachdenklich aus. Er schwieg einige Sekunden lang. »Skelter und ich kennen uns«, sagte er langsam.
»Tatsächlich?«, fragte ich überrascht. »Ich weiß eigentlich gar nichts über Skelter, nur dass er seit mindestens zehn Jahren für Gregory arbeitet.«
»Ich kenne ihn …«, murmelte Ribbon noch einmal, und ich vergaß für einen Moment meine eigene Geschichte, als er aufstand und zu erzählen begann.
»Die Geschichte kennen nur er und ich – und gleich auch du, Ashlyn, also erwarte ich Diskretion … Es ist nun zwölf Jahre her. Ich war gerade achtzehn geworden, lebte noch in Oceanside und hatte das Bedürfnis, reich zu werden. Wie wohl jeder Mensch. Meine Kindheit war nicht grade rosig; mein Vater war früh verstorben und meine Mutter hatte mit meinen vier Geschwistern und mir einige Mäuler zu stopfen. Ich weiß
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