Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
sie auf einem Baum sitzen und du sie erschreckst.
Nachdem der Vogelschwarm über die beiden Mädchen hinweg gezogen war, setzten die Tiere zur Landung an. Alle Vögel landeten auf dem Pickup und schnatterten um die Wette. Auf der Ladefläche, auf dem Dach, auf dem Spiegel und auf der Motorhaube, überall saßen Vögel und entledigten sich ihrer Notdurft. Es sah wirklich nicht schön aus, was sie dort veranstalteten. Es mussten tausende Vögel sein, denn der gesamte Lack, die Scheiben und die Ladefläche, ja sogar die Türschlösser waren anschließend mit Kot verschmiert.
„Das ist ja Wahnsinn. Sieh dir das an!“, staunte Jenny. „ Ich glaube, du musst dir jetzt nichts mehr für deinen Racheakt ausdenken. Was die Vögel getan haben, kannst du nicht mehr übertrumpfen.“
„ Warte ab, es kommt noch besser“, sagte Sarah und grinste. Noch immer betrachtete sie wie gebannt den Vogelschwarm. Jetzt, da sie alle saßen, war es wesentlich leichter, die Tiere unter Kontrolle zu halten. Sie hätte niemals geglaubt, dass sie das schaffen würde. Ihre Fähigkeiten der Gehirnkontrolle wuchsen von Tag zu Tag.
Sarah kniff kurz ihre Augen zu und sendete einen kurzen Impuls an die Vögel. Scheinbar erschreckte sie damit alle Tiere zugleich, denn sie hoben zeitgleich ab. Diejenigen, die sich noch nicht entledigt hatten, taten das jetzt im Flug. Es regnete hunderte Kothäufchen, während sie davon flogen. Sie stoben auseinander und erzeugten dabei einen unglaublichen Lärm. Dass sie in der Luft nicht aneinanderstießen, grenzte an ein Wunder.
Jenny musste dermaßen lachen, dass sie fast von der Parkbank gefallen wäre. Lachkrampf wäre als Bezeichnung für ihren Zustand untertrieben gewesen.
„Schadenfreude ist die schönste Freude“, lachte nun auch Sarah. „Siehst du, man sollte Kinder niemals unterschätzen.“
Nachdem sie sich beruhigt hatten und nicht mehr lachen mussten – dies hatte wirklich sehr lange gedauert -, sahen sie sich das Werk der Vögel an. Die Tiere hatten kaum etwas daneben gemacht. Sie schienen regelrecht gezielt zu haben. Nahezu alle Häufchen waren auf dem Pickup gelandet.
„Hervorragend, ganze Arbeit!“, lobte Jenny die Vögel. „Aber warum haben die das getan?“
„Ach, weißt du“, leitete Sarah ihre Erklärung ein. „Manchmal helfen Vögel den Menschen. Ich hatte heute Morgen beim Waschen eine Wimper aus meinem Auge geholt. Sie muss beim Reiben dort hinein geraten sein. Also durfte ich mir etwas wünschen. Ich pustete sie vom Finger herunter und wünschte mir, dass der Nachbar eine Abreibung bekommen sollte, weil er immer wieder sein doofes Auto auf den Fußweg stellt und ich darum herum laufen muss. Ich ärgere mich schon seit Wochen über den blöden Rocker.“
Jenny wusste nicht, ob sie die Geschichte glauben sollte. Da Sarah sie aber noch nie angelogen hatte, glaubte sie es schließlich doch. „Meine Wimpern-Wünsche sind bisher noch nie in Erfüllung gegangen.“
„Wahrscheinlich hast du bisher nie richtig an Wimpern-Wünsche geglaubt. Wenn du nicht daran glaubst, funktioniert es auch nicht. Du siehst ja, was Wimpern alles können. Jetzt hast du einen Beweis, dass Wünschen funktionieren kann.“
„Du bist echt cool, dir so was zu wünschen. Bei der nächsten Wimper denke ich an dich. Und dann wünsche ich mir auch so was Lustiges.“
„Tu das, es macht wirklich Spaß.“
Gut gelaunt schlenderten die beiden Mädchen zurück nach Hause. Noch lange erzählten sie sich die Geschichte über die verrückten Vögel. Sarah musste unglaublich aufpassen, dass ihre Version glaubhaft klang. Sie wollte auf keinen Fall verraten, dass sie über die Fähigkeit verfügte, Vögel zu manipulieren.
Verkehrsrowdy
Franklyn befand sich gerade auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Wie immer floss der Verkehr in der Rush Hour mal zäh, mal zügig. Als er gerade einmal wieder auf fast vierzig Meilen pro Stunde hochbeschleunigen konnte, schoss aus der Spur links neben ihm ein absolut rücksichtsloser Verkehrsteilnehmer vor sein Auto, da der Verkehr der mittleren Spur momentan etwas schneller floss. Schlimmer noch, Franklyn musste beinahe eine Vollbremsung machen, um ihm nicht aufzufahren. Doch damit nicht genug: Der Fahrer zog bei der nächsten Gelegenheit wieder auf die linke Fahrbahn, beschleunigte und hing nach ein paar Yards hinter dem nächsten Stau. Vor Franklyn lief der Verkehr besser. Als er fast auf der Höhe des Störenfrieds war, schoss dieser erneut vor Franklyn und zwang
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