Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
Wut brüllend und fauchend schnappte er um sich, um jede Hand, die nach ihm griff, wieder zu verscheuchen.
John fasste sich ein Herz und sprang ins Wasser. Er wusste am besten, wie man Don Camillo packen und ihn festhalten konnte, ohne großartig verletzt zu werden: Geschickt packte John sein Maul und verhinderte so, dass er gebissen wurde. Dann griff er mit der anderen Hand in das Nackenfell und krallte sich fest. Er musste ein wenig kämpfen, denn die Stelle, an der er gerade stand, war tief. Fast wäre er weggerutscht. Im letzten Moment konnte er das Gleichgewicht seines Körpers wieder herstellen. „Komm her, Bursche, auch du bekommst deine Dosis“, sagte John kämpfend.
Vom Ufer aus versuchte Franklyn, den zappelnden Hund zu übernehmen. Nach ein paar Fehlgriffen hatte er es geschafft. Er musste nur möglichst schnell das Maul umgreifen, um sich vor den scharfen Eckzähnen zu schützen. Anschließend übernahm Franklyn mit einem Griff in den Nacken die Kontrolle über den Hund.
„Pass auf, dass er dich nicht beißt“, riet ihm John, der bereits auf dem Weg ans Ufer war.
Carla und Sally halfen Franklyn, den zappelnden Hund festzuhalten. John war mittlerweile aus dem Wasser herausgesprungen und hatte sich hektisch seinen Gürtel aus der Hose gezogen. Er bildete damit eine Schlaufe.
„Wir werden ihn fesseln müssen. Legt ihn auf den Boden.“
John schnappte sich eine Pfote und steckte sie in die Gürtelschlaufe. Anschließend zog er die Schlaufe zu. Nummer eins war gefangen. Es fehlten allerdings noch drei weitere. Carla hatte es geschafft, eine weitere Pfote zu erhaschen. John wickelte ein Stück seines Gürtels darum und hatte den Hund nun zur Hälfte lahm gelegt. Pfote drei und vier zu fesseln war nur noch eine Frage der Zeit. Nach ein paar Sekunden hatten sie Don Camillo komplett gefesselt. Jetzt mussten sie ihn nur noch zur Stromquelle bringen.
Franklyn sah einen aufgerollten Draht in der Nähe des Zauns herumliegen. Vermutlich hatte der Nachbar ihn bei der letzten Reparatur dort vergessen. „Sally, nimm den Draht und roll ihn auseinander. Wir legen Don Camillo auf den Boden. Ich stecke ein Ende in sein Fell, das andere Ende wirfst du anschließend auf den Zaun.“
„Gute Idee, so fließt der Strom in seinen Körper und wird nicht vom Wasser abgeleitet.“
Als sie es geschafft hatten, Don Camillo bis vor den Zaun zu transportieren und ihn auf dem Fußboden festzuhalten, hatte Sally den blanken Draht auseinander gerollt. Sie reichte Franklyn ein Ende. Vorsichtig steckte er den Draht in sein dickes Fell bis auf die Haut. Mit seinem Daumen drückte er auf das Ende, um einen guten Kontakt zu gewährleisten.
„Jetzt!“, rief er. Dabei deutete er mit dem Gesicht in Richtung Zaun. „Leg den Draht auf den Zaun, aber möglichst so, dass er vorher nicht den Boden berührt.“
Dies war gar nicht so einfach, denn der Draht war ziemlich lang. Sally hatte sichtliche Schwierigkeiten, den Draht so zu verlegen, dass er in der Luft hing. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie rollte das Ende so weit auf, dass der Draht gerade eben bis zum Zaun reichte. Dann warf sie das Knäuel über den Elektrozaun und hoffte auf guten Kontakt.
Mit einem fremdartigen Gebrüll antwortete der Hund auf den Elektroschock, der im selben Moment durch seinen Körper schoss. Da er anschließend in sich zusammen sackte, konnte Franklyn das Kabel loslassen. Er hatte ebenfalls eine gute Portion abbekommen.
„Hoffentlich war der Stromschlag stark genug“, sagte John, der triefend und tropfend daneben stand. Als er sah, dass der Hund reglos am Boden lag, lockerte er die Fesseln seiner Pfoten und zog sie alle aus dem Gürtel heraus. Das eben noch zappelnde, kämpfende Monster lag jetzt reglos und zitternd am Boden. Doch jetzt wachte er auf. Winselnd leckte er an Franklyns Hand und sah sich um. Dann erhob er sich und bellte. Er war wieder der Alte.
„Wir haben es geschafft. Jetzt sind alle Instanzen unserer Gehirnkontrolle ausgerottet.“ Carla freute sich mächtig. Hoffentlich freute sie sich nicht zu früh. Schon einmal waren sie der Meinung gewesen, dass sie sich vom Übel befreit hätten. Doch es hatte sich damals nur versteckt.
Bitteres Ende
Der für Menschen relativ ungefährliche Stromstoß aus dem Weidenzaun hatte der azurblauen Gewalt mächtig zugesetzt. Anfangs schien es, als sei sie komplett außer Gefecht gesetzt, doch im Laufe der Tage heilten die Wunden zusehends. Einige Beschädigungen hingegen wollten sich
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