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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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ergreifen, um nicht Gefahr zu laufen, bei der Hilfe selbst verletzt zu werden.
     
    Diverse Wochen vergingen, in denen der Einsatz der vier Erwachsenen und auch der von Sarah immer wieder gefragt wurde. In der Regel halfen sie aus dem Hintergrund, sodass niemand etwas davon spürte. Sie wollten anonym bleiben und nicht in den Medien erscheinen. Nichts wäre unangenehmer, als von Reportern verfolgt zu werden. Sie selbst wussten, was sie geleistet hatten. Dies reichte ihnen völlig, um glücklich zu sein.
    Am liebsten halfen sie bei Unfällen, Überfällen, Die bstählen, Streitereien und sonstigen Zwistigkeiten. Nicht, dass sie sich einmischten. Nein, das taten sie nicht. Sie beeinflussten lediglich die Täter, um den Opfern zu ihrem Recht zu verhelfen.
    Doch trat nach einer Weile ein gewisses Alltagsgefühl ein. Anfangs hatte es bei jeder Hilfsaktion noch gepr ickelt. Dies ließ aber schnell nach. Es wurde langweilig, ständig Menschen zu lenken und zu manipulieren. Folglich ließ ihre Hilfsbereitschaft stetig nach. Es wurde ihnen sogar lästig, ständig der Messias zu sein. Sie wollten wieder eine Aufgabe finden, die ein Prickeln auslöste. Jetzt stellte sich ihnen die Frage, was sie als Alternative auswählen sollten, um wieder Spannung in ihr Leben zu bringen. Mittlerweile hatte ihre Hilfsbereitschaft sogar einen Selbstverständlichkeitsstatus bekommen. Die Menschen erwarteten jetzt, dass ihnen geholfen wurde, wenn sie massive Probleme hatten, die sie nicht selbst lösen konnten. Es sprach sich herum, dass ein paar ungewöhnliche Erwachsene und auch ein Kind in der Lage waren, Wunder zu bewirken.
    Eine besondere Gabe, die nicht mehr als das akzeptiert wird, produziert keine Glücksgefühle mehr, wenn sie als so selbstverständlich angesehen wird, wie das Zähne pu tzen oder Haare kämmen am Morgen. Durch ihre Hilfsbereitschaft hatten sie sich in eine Situation gebracht, aus der es nicht so leicht war, wieder herauszukommen.
     
    Franklyn brachte eine Wende in ihre abgefahrene Situation. Allerdings hatte diese Wende diverse Wochen auf sich warten lassen.
    „Könnt Ihr Euch vorstellen, was ich heute erlebt habe? So etwas Verrücktes darf es eigentlich gar nicht geben.“
    „Nein, mein Freund“, antwortete John. „Spann uns nicht auf die Folter. Was ist passiert? Was darf es nicht geben?“
    „Mir ist eine halbe Stunde verloren gegangen.“
    „So, so“, antwortete John. „Wobei ist dir eine halbe Stunde verloren gegangen?“
    „Du hast mich nicht verstanden. Oder ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. In meinem heutigen Tagesa blauf fehlt eine halbe Stunde. Sie ist einfach weg. Ich kann mich nicht daran erinnern, was ich in dieser halben Stunde getan habe. Es ist ein Gefühl, als hätte ich mich mit zu viel Wodka betäubt.“
    „Du meinst, es ist so, als hättest du einen Blackout?“, fragte John neugierig. „Das klingt spannend. Hast du mit tlerweile herausgefunden, was du in dieser halben Stunde getan hast?“
    „Nein, das ist ja gerade mein Problem. Ich könnte in dieser Zeit einen Mord begangen haben und weiß nichts davon. Ich hoffe, dass ich jetzt übertreibe, aber ich b efürchte, dass ich etwas getan habe, was ich vielleicht bereuen könnte.“ Franklyn setzte einen grübelnden Gesichtsausdruck auf.
    „Du kannst wirklich gut schauspielern. Hast du Dr ogen genommen?“, fragte Carla und lachte.
    „Nein, du nimmst mich nicht ernst.“
    „Entschuldigung, aber es hört sich einfach zu lustig an.“
    „Stell dir vor, du hättest das Gefühl, etwas getan haben zu können, was du bereuen könntest. Würdest du dich mit diesem Gedanken wohl fühlen?“
    „Nein, nicht unbedingt.“, antwortete Carla, nun nicht mehr lachend.
    „Siehst du. Genau das ist mir widerfahren. Ich fühle mich, als hätte mir jemand die Erinnerung gelöscht.“
    „Du hast bestimmt nichts Böses getan, andernfalls hätten wir längst die Polizei im Genick sitzen. Die sind schlimmer als Rottweiler. Kaum tust du etwas Schlechtes, wirst du sie nicht mehr los.“ Carla versuchte, ihn zu beruhigen, doch ihre Worte prallten an seiner Angst vor sich selbst ab, wie ein Tischtennisball an einer Steinplatte.
    „Franklyn, du hast dich bestimmt geirrt. Vielleicht bist du einfach nur eingeschlafen und kannst dich deshalb nicht mehr daran erinnern, was du getan hast. “
    „Hattest du vielleicht Alkohol in Kombination mit e inem Medikament zu dir genommen?“, fragte John.
    „Nein, es ist ziemlich lange her, dass ich das letzte Mal

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