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Titel: B00BOAFYL0 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Montagen steigen, dann wird ein solches Muster, sobald es erkennbar wird, wohl von Marktteilnehmern ausgeglichen werden, die in Erwartung dieses Ereignisses am Freitag Aktien kaufen. Es hat keinen Zweck, nach Mustern zu suchen, die für alle Marktteilnehmer offensichtlich sind. Sobald sie identifiziert werden, würden sie sich sofort gegenseitig aufheben.
    Irgendwie drang die von Lucas geübte Kritik nicht bis zu den »Wissenschaftlern« durch. Sie glaubten zuversichtlich daran, dass die wissenschaftlichen Errungenschaften der industriellen Revolution sich auf die soziale Ebene übertragen ließen. Dies galt vor allem für Bewegungen wie den Marxismus. Mit einer bunten Schar idealistischer Hohlköpfe, die eine maßgeschneiderte Gesellschaft zu errichten versuchten, hielt die Pseudowissenschaft ihren Einzug. Das Paradebeispiel hierfür ist die Planwirtschaft. Ökonomen waren die wahrscheinlichsten Kandidaten für einen solchen Einsatz der Wissenschaft; unter dem Gewicht von Gleichungen kann man Scharlatanerie geschickt verstecken, und niemand kann einen dabei erwischen, da es keinerlei kontrollierte Experimente gibt. Der Geist solcher Methoden, die ihre Kritiker (mich eingeschlossen) als »Wissenschaftismus« bezeichnen, blieb auch nach dem Niedergang des Marxismus im Finanzwesen erhalten, da einige Techniker meinten, ihre mathematischen Kenntnisse könnten ihnen helfen, die Märkte zu verstehen. Die Praxis des »Financial Engineering« geht mit einer kräftigen Dosis Pseudowissenschaft einher. Die Anhänger dieser Methoden messen Risiken und verwenden dabei historische Werte als Indikator für die Zukunft. Lassen Sie uns an dieser Stelle nur sagen, dass allein schon die Möglichkeit, dass die Verteilungen nicht stationär sind, das gesamte Konzept wie einen teuren (möglicherweise sehr kostspieligen ) Fehler erscheinen lassen. Dies führt uns zu einer grundlegenderen Fragestellung, nämlich zum Problem der Induktion, mit dem wir uns im nächsten Kapitel beschäftigen werden.

Kapitel 7
Das Problem der Induktion
    Über die Chromodynamik von Schwänen. Wir übertragen Solons Warnung auf philosophisches Terrain. Wie mir Victor Niederhoffer den Empirismus nahe brachte und ich dann die Deduktion hinzufügte. Warum es nicht wissenschaftlich ist, die Wissenschaft ernst zu nehmen. Soros wirbt für Popper. Der Buchladen an der Ecke 21. Straße/Fifth Avenue. Pascals Wette.

Von Bacon bis Hume
    Wenden wir uns diesem Problem nun aus der breiter gefassten Warte der Wissenschaftsphilosophie zu. Bei Schlussfolgerungen gibt es eine Schwierigkeit, die oft als das »Problem der Induktion« bezeichnet wird. Dieses Problem quält die Wissenschaft schon seit langem, hatte aber in den Naturwissenschaften nicht so verheerende Auswirkungen wie in den Sozialwissenschaften – besonders in der Wirtschaftswissenschaft und vor allem in der Finanzökonomie. Der Grund: Der Zufall verschärft seine Folgen. Nirgendwo ist das Problem der Induktion relevanter als im Börsenhandel – und nirgendwo wurde es häufiger ignoriert!

Cygnus atratus
    In seinem Traktat über die menschliche Natur formulierte der schottische Philosoph David Hume das Problem wie folgt (und wie von John Stuart Mill in dem mittlerweile berühmten Problem des schwarzen Schwans paraphrasiert): Keine noch so häufige Beobachtung weißer Schwäne lässt den Schluss zu, dass alle Schwäne weiß sind, aber die Beobachtung eines einzigen schwarzen Schwans genügt, um diese Aussage zu falsifizieren.
    Hume hatte sich darüber geärgert, dass in der Wissenschaft seiner Tage (im 18. Jahrhundert) bei der Verlagerung von der rein deduktiven Argumentation des Scholastizismus (die keinerlei Gewicht auf die Beobachtung der realen Welt legte) dank Francis Bacon eine Überreaktion in Richtung eines naiven und unstrukturierten Empirismus stattgefunden hatte. Bacon hatte sich dagegen ausgesprochen, »das Spinnennetz des Lernens zu spinnen« – mit wenig praktischen Ergebnissen (Wissenschaft ähnelte der Theologie). Dank Bacon legte die Wissenschaft den Schwerpunkt nun auf empirische Beobachtungen. Das Problem dabei ist, dass uns empirische Beobachtungen ohne eine vernünftige Methode aufs Glatteis führen können. Hume wollte uns vor so erworbenem Wissen warnen und herausstellen, wie notwendig eine gewisse Präzision in der Wissenserfassung und -auslegung ist – was als Epistemologie bezeichnet wird (nach dem griechischen Wort episteme, was so viel heißt wie Erkenntnis). Hume ist der erste

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