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dass er jegliche Hemmungen verloren hatte, behielt ich ihn angestrengt im Auge. Am liebsten hätte ich ihm zugerufen, dass er mich ansehen soll, schließlich war das so ausgemacht. „Schau mich an! Los schau mir in die Augen Kleiner!“, flüsterte ich lautlos vor mich hin, schob den Vorhang etwas beiseite, dass mein Kopf herausragte und versuchte, mit einer Handbewegung auf mein Anliegen aufmerksam zu machen.
Ferdinand reagierte auf mein Winken . Er stutzte und kniff irritiert seine Augen zusammen, so als könne er nicht glauben, was er da sah. Nun, vielleicht hätte ich die blöde Verbrechermaske absetzen sollen. Dann hätte er die Beherrschung aus sexueller Erregung verloren, aber so, verlor er die Beherrschung, weil er einen Lachanfall bekam. Ich schob den Vorhang schnell zu und hoffte inständig, dass er nicht noch mit dem Finger auf mich gezeigt hatte.
„ He, spinnst du, was ist los, willst du uns verarschen?“, regten sich Miriam und Heike auf.
„ Nein … nein, äh macht weiter, ich … ich ... phhhh ...“, und wieder hörte ich ihn losprusten vor Lachen, während ich hinter meinem Versteck ebenfalls gegen eine Lachattacke ankämpfte. Ich biss mir auf die Lippen, und als das nichts half, riss ich mir die Maske vom Kopf und vergrub mein Gesicht darin. Dabei warf ich versehentlich den neben mir stehenden Besen um.
„ Was war das?“, fragte Miriam.
„ Nichts“, beruhigte Ferdinand und schlüpfte hektisch in seine Jeans.
„ Los zieht euch an Mädels, ich lade euch noch zu einem Drink ein!“
Nach drei Minuten hörte ich den Wagen wegfahren und ich konnte endlich aufatmen. Erlöst ließ ich mich, immer noch kichernd, auf den Boden rutschen, bis mir förmlich das Lachen im Hals stecken blieb, weil ich mich schlagartig darüber ärgerte, dass alles schief gelaufen war.
Zwei auf einen Streich,
damit bekommst Du mich nicht weich.
Ich gebe Dir die Gelegenheit,
alles wieder gut zu machen,
ich will über Ulla Meier lachen.
Dafür gebe ich Dir drei Tage Zeit,
ansonsten, tut es mir leid!
Luisa!!
Drei Tage später, als ich die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte, klingelte gegen 20 Uhr das Telefon.
„In einer halben Stunde in der Hütte!“, befahl mir Ferdinands Stimme. Ohne auf weitere Details einzugehen, knallte er den Hörer auf die Gabel. Seine Stimme klang dringlich und gereizt. Ein Tonfall, der mir einen leichten Schauer über meinen Rücken jagte und mich gehorsam in meine Klamotten hechten ließ.
Zehn Minuten später stand ich wieder hinter dem Vorhang, aber diesmal unmaskiert und wesentlich entspannter. Ich ging sogar so weit, dass ich noch am offenen Fenster eine Zigarette rauchte und dabei lediglich meine Ohren spitzte.
Als 20.15 Uhr immer noch nichts zu sehen und zu hören war, nahm ich mir eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und bediente mich. Ich stellte die Flasche auf dem Tisch ab und warf nochmals einen kurzen Blick auf den Zufahrtsweg, der zur Hütte führte, als ich das leise Surren eines Autos vernahm. Ich verschwand mit meinem Glas hinter den Vorhang. Und als ich den Schlüssel im Türschloss hörte, dachte ich an die Flasche, die noch auf dem Tisch stand, das offene Fenster und die Zigarette, die mit Lippenstiftspuren im Aschenbecher vor sich hinqualmte. Aber es war zu spät. Ich hörte Schritte, die sich trittsicher fortbewegten, und das Krachen des Schlüsselbunds, das auf dem Tisch geworfen wurde. Ein herber frischer Duft eines Parfüms breitete sich im Zimmer aus, aber ich hörte keine Stimmen. „Vielleicht hat er diese Schlampe gefesselt und geknebelt?“, frohlockte ich insgeheim.
Jedoch wagte ich es nicht den Merkwürdigkeiten auf den Grund zu gehen und durch den Vorhang zu lugen.
Plötzlich wurde der Vorhang abrupt zur Seite gerissen. Ferdinand blitzte mich mit den Augen eines Säbelzahntigers an und riss mich wortlos an sich. Ich roch diesen betörenden Duft, sah in seine dämonischen Augen, die mich gleichsam verächtlich und leidenschaftlich durchdrangen, spürte seine starken Arme, seinen Finger, der mir sanft über meine leicht geöffneten Lippen strich und schmeckte seine Sehnsucht mich hier, jetzt, und sofort zu lieben. Für einen Augenblick verfiel ich dieser Magie der Sinne und schloss meine Augen, aber schlug sie sogleich wieder auf, weil ich auch Ferdinands Entschlossenheit spürte, meinen Willen zu brechen.
„ Wo ist sie?“, fragte ich und stieß ihn von mir weg.
Er ließ sich resigniert auf den Stuhl fallen und blickte mich
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