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Titel: B00G7SVP3K EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Dietze
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Schweißtropfen, die an meiner Haut herunterperlten, und die warmen Wasserspritzer, die mir ins Gesicht tropften. Die plötzliche Atemnot, die mein Herz zu Höchstleistungen anspornte, und das stetig schwungvoller werdende Schaukeln, als drohte ein Unwetter anzubrechen. Aber ich verspürte keine Gefahr. Ich ließ mich treiben. Weiter und immer weiter hinaus aufs Meer. Mir war alles egal. Die Lust auf meinen Lippen schmeckte nicht salzig, sondern süß, und meine Haut prickelte nicht vor Kälte und Furcht, sondern nach unbändigem Verlangen. Ich wollte mehr von diesen Köstlichkeiten, die ich schmecken, fühlen und riechen konnte. Ich wollte sie auch sehen.
    Blinzelnd öffnete ich meine Lider und blickte in zwei glutäugige Augen, die mich sehnsüchtig aufsaugten. Melchiors Haare waren nass geschwitzt und tropften mir ins Gesicht. Ich roch seine schweißgetränkte Haut, spürte sein Herz in mir schlagen und verlor mich apathisch im Labyrinth seiner Augen. Dabei genoss ich seine kraftvollen Bewegungen, und die Gier, mit der er nach meinen Lippen schmachtete, sie aber im Rausch der Ekstase immer wieder verfehlte, wobei ich ihn weiterhin mit dieser gnadenlos fordernden Leidenschaft im Auge behielt, mit der er mich liebte.
    Melchiors unverfrorene Vorgehensweise, sich im Schlaf an mir zu vergehen, war der Auslöser, dass ich mich ab diesem Tag , mit diesem Mann verbunden fühlte.
    Möge deine leidenschaftliche Spontaneität auch weiterhin unter meinem nährstoffreichen Quell e einfallsreich gedeihen, hatte ich gebetet. Eine Kerze entfacht und zwanzig Vaterunser und zehn Ava Maria gebetet.
    Von nun an, hörte ich auf meine innere Stimme, die mir eintrichterte, dass Melchior der richtige Mann für mich war. Ich erlag meinen romantischen Gefühlen, die sich in Melchiors Gegenwart wie der betörende Duft eines kilometerweiten Jasminfeldes entfalteten und meinen Verstand in einen Betäubungszustand versetzten. Das erste Mal in meinem Leben bildete ich mir ein, vorschriftsmäßig verliebt zu sein, und neigte dazu, alles an Melchior zu idealisieren.
    Ich hörte genau zu, wenn er etwas sagte oder erklärte . Wollte von ihm lernen. Beobachtete ihn, wenn er etwas tat, und glaubte sogar zu wissen, was er gerade dachte. Seine schlaksige Art zu gehen, wirkte auf mich erotisch. Seine Angewohnheit zu hüsteln, wenn er verlegen war, fand ich hinreißend, und seine samtweiche Stimme, die keinerlei Stimmungsschwankungen zu kennen schien, versprühte soviel Ruhe und Geborgenheit, dass ich mich fühlte wie in einem Kokon.
    Bereits einige Tage später stand ich frohgemut , mit fünf Koffern und meinem Affen auf dem Arm, vor Melchiors Haus. Ich winkte vergnügt in die Überwachungskamera, die direkt über dem Eingang montiert war und betrachtete ehrfürchtig die wuchtige Eisentür, die mit ihren eingestanzten Nieten aussah wie die Schotten eines U-Bootes. Merkwürdigerweise hatte das Anwesen bei Tageslicht betrachtet, nichts mehr mit meiner nächtlichen Erinnerung zu tun.
    Die asymmetrische Stahlkonstruktion des Hauses, sah aus, als hätte ein Orthopäde versucht, eine Missbildung in ein Stützkorsett zu zwingen. Der Baumeister muss meines Erachtens nach , im früheren Leben ein Seemann gewesen sein. Das Dach erinnerte an einen zusammengestürzten Segelmast. Hier gab es keine Fenster mit romantischen Blumenkästen, sondern Aussichtslöcher, die aussahen wie Bullaugen, und die obendrein auch noch vergittert waren. Dafür existierten jede Menge Bewegungsmelder und Lichtschranken. Anzunehmen, dass es sich bei den runden Zierpflastersteinen, die verstreut auf dem kurz geschorenen Rasen lagen, um Tretminen, und bei den dekorativen Kacheln, die in den meterhohen Metallzahn eingearbeitet waren, um Selbstschussanlagen handelte.
    Seufzend streichelte ich Eukalyptus über sein Köpfchen und sah das arme Tier vor meinem inneren Auge bereits in einem riesigen Käfig aus Edelstahl sitzen. Mit einem Martinshorn auf den Kopf, das blitzartig rotiert e und Alarm schlug, sobald Eukalyptus die Gitterstäbe berührte.
    Kaum zu glauben, überlegte ich, dass in dieser Festung, die in meinen Augen mehr einem Militärstützpunkt, als einer Wohnanlage entsprach, ein liebenswerter Mensch wohnt e.
    Ich blickte mich wehmütig um und dachte an die alte Villa von Kunigunde, mit ihren kleinen Türmchen, Säulen, Erkern, Mansarden, den verschwenderischen Schnörkel, und vor allem an die großzügigen Panoramafenster, von denen man so schön in den Garten schauen konnte . Bis

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