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ich von einem elektronischem Piepsen aus meinen Gedanken gerissen wurde und sich die Haustür öffnete.
„ Willkommen in eurem neuen zu Hause!“, begrüßte uns Melchior übereifrig und sah dabei weitaus glücklicher aus als wir.
„ Ich glaube, du hast einen Dachschaden!“, gab ich etwas weniger euphorisch zurück und labte mich für einige Sekunden an Melchiors verdutzter Miene, bis ich ihn darauf hinwies, dass ich ja eigentlich nur das Hausdach meinte.
„ Wenigstens hat sich der Innenarchitekt etwas mehr Mühe gegeben“, dachte ich, als ich wieder auf der geräumigen Sitzgruppe saß und mich nun etwas genauer als am Vorabend umschaute. Auch wenn ich nicht unbedingt behaupten konnte, dass die Wohnstube vor Behaglichkeit strotzte. Abgesehen von der gigantischen Größe, dominierte eine strenge Linienführung, die aber immerhin einen gewissen Ansatz von Geschmack erkennen ließ. Vor allem, der aus Natursteinen gemauerte Kamin und das bunt beleuchtete Aquarium, in dem man durchaus hätte schwimmen können, falls man keine Angst vor Piranhas hatte, waren ein optischer Augenschmaus. Wogegen sich das meterhohe Gemälde, auf dem lediglich ein wirrer Pinselstrich haftete, und die farblosen Marmorfließen, die sich wie ein zu Eis erstarrter See über das gesamte Wohnzimmer erstreckten, sich meiner geschmacklichen Zustimmung entzogen.
„ Ob sich Eukalyptus hier wohl fühlen wird?“, fragte ich Melchior, der vor dem Sofa kniete und begeistert in meiner Schmuckschatulle herumstöberte, während mein Äffchen in einem dreibeinigen Designersessel lag und merkwürdige Laute von sich gab.
„ Ich glaube schon! Komm, nimm den Affen mit, ich zeig dir was!“, sagte er augenzwinkernd und reichte mir seine Hand.
„ Das glaub ich nicht!“, staunte ich mit leuchtenden Augen, als ich in einem riesigen Glashaus stand, dessen Kuppeldach sich kathedralenförmig gen Himmel erstreckte, und ich von Palmen, bizarren Kakteen und anderen tropischen Gewächsen umgeben war. Ich traute meinen Augen kaum, als ich einen prachtvoll angelegten Seerosenteich erblickte, in dem bunte, harmlose Fische schwammen und mir ein gelb gefiederter Papagei auf meine Schulter flatterte und mich zutraulich ankrächzte.
„ Das ist ja wie im Paradies! Ein botanischer Garten! Das würde man in diesem Bunker gar nicht vermuten!“, jubelte ich unbedacht.
Verbesserte mich jedoch gleich wieder, weil mich Melchior verständnislos ansah.
„Na, zu viel versprochen?“, fragte Melchior versöhnt und legte seinen Arm um meine Taille.
Anschließend zeigte er mir die gesamten Räume des Hauses, die in mir keinen weiteren Aufschrei der Verzückung entlock ten. Auch wenn das hauseigene Schwimmbad, von Größe und Interieur, dem Standart eines Vier Sterne Hotels entsprach.
Ich fühlte mich beseelt vor Glück, als wir wieder gemeinsam im Wohnzimmer vor dem knisternden Kamin saßen und ich an einem Glas Camparie nippte. Nicht nur, weil ich Eukalyptus gut untergebracht wusste, sondern auch, weil ich das begehrliche Funkeln in Melchiors Augen sah.
Er hatte sich wieder dem Inhalt meiner Schmuckschatulle gewidmet. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass ich wohlmöglich bald Herrn Ringelnatz, dem Filialleiter meiner Hausbank, nicht mehr mit geknechtetem Blick, sondern hoch erhobenen Hauptes gegenübertreten durfte. Ich beobachtete amüsiert, wie Melchior beinahe andächtig, mit seinen feingliederigen Fingern über die beiden Taschenuhren strich, die ich als Kind eigentlich in die Mülltonne werfen wollte, weil sie nicht glitzerten.
„ Ich will jetzt mit dir schlafen“, hauchte ich ihm zu und schlich mit der Geschmeidigkeit einer Katze auf Melchior zu.
„ Was willst du dafür haben?“, entgegnete er ernst und blickte mich herausfordernd an.
„ Wie? Was? Ich versteh nicht“, stammelte ich und zog abrupt meine Krallen ein.
„ Ich hätte da mindestens zwei solvente Kunden, die wären bereit eine Menge zu zahlen … die Uhren haben Sammlerwert.“ Dabei hob er gewichtig seine Augenbrauen und sah gedankenverloren an mir vorbei.
„ Ich dachte du bist an den gesamten Schmuck interessiert, oder ist der nichts wert?“, schmollte ich enttäuscht.
„ Willst du dich wirklich davon trennen?“
„ Ja, ich brauche das Geld, und zwar dringend. Außerdem hänge ich nicht mehr dran“, entgegnete ich eindringlich, so als müsste ich mich für meinen Entschluss rechtfertigen.
„ Hier, die Ringe kannst du auch haben!“
Dabei streifte ich hastig die beiden Ringe ab, die
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