Babel 2 - Dämonenfieber
nervösen Blick über die Schulter, trat aber zur Seite und ließ ihn eintreten. Ohne zu fragen, ging er zur Treppe und schlug den Weg nach oben ein. Dabei waren seine Schritte langsam, mit jeder Stufe keuchte er mehr.
Im Schlafzimmer setzte er sich aufs Bett und hob vorsichtig die Beine, bis er in einer liegenden Position war. Atemlos folgte sie ihm, doch auch hier schloss sie die Tür, bevor sie sich neben ihn auf das Bett setzte. Ihre Verbindung machte es einfach, in sein Energienetz einzutauchen, das ihr das ganze Ausmaß seiner Verletzungen zeigte. Sie legte ihm die Hand auf die Brust und spürte unter ihren Fingern seinen beschleunigten Herzschlag.
Als gäbe es keine Barriere zwischen ihnen, ging ihre Magie auf ihn über, strich ihm über die Haut, drang darunter und kroch in seine Krochen. Wie Blut jagte sie durch seinen Körper und fügte das verletzte Gewebe zusammen.
Die äußeren Verletzungen waren nicht das Schlimmste, erkannte sie jetzt. Er hatte innere Blutungen, die sie mit ihrer Magie heilte, und auch eine gebrochene Rippe. Wie er sich überhaupt bis zu ihr geschleppt hatte, war ihr ein Rätsel, aber das hatte er wahrscheinlich seiner Herkunft zu verdanken. Der dämonische Anteil verlieh ihm zusätzliche Kraft.
»Was hast du nur gemacht?«, flüsterte sie, aber er konnte nicht antworten.
Der Schmerz ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. Auch für sie war er als dumpfes Pochen unter ihrer Schädeldecke spürbar. Während er langsam heilte, griff die Erschöpfung nach ihr. Die Kraft, die sie auf ihn übertrug, um ihn zu heilen, wurde ihr im gleichen Maß entzogen. Daher hielt sie sich nicht mit oberflächlichen Blessuren auf. Er würde es überleben, wenn er für eine Weile ein Veilchen trug.
Als sie das Gefühl hatte, die schwersten inneren Verletzungen geheilt zu haben, unterbrach sie den Magiefluss. Ihr Blick fiel auf seine Hände, die zu Fäusten geballt neben seinem Körper lagen. Die Fingerknöchel waren aufgeschürft und blutverkrustet.
Was sie sah, erschreckte sie. Es war lange her, dass sie ihn in einem solchen Zustand gesehen hatte. Aus den meisten Schlägereien, in die er geriet, ging er als Sieger hervor, aber das hier sah nicht gerade nach einem Sieg aus-. Mehr nach bloßem Überleben.
Er öffnete die Augen, und sein Blick suchte ihren. Ein schiefes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, das jedoch durch die aufgeplatzte Lippe zunichtegemacht wurde. Der Schmerz ließ ihn das Gesicht verziehen.
»Wow, ich hatte vergessen, wie unangenehm das ist«, sagte er.
»Was hast du nur gemacht?«, fragte sie wieder.
»Zur Abwechslung hab ich mal gar nichts gemacht. Als ich vorhin die Halle abschließen wollte, haben mich drei Kerle überfallen.« Er griff nach ihrer Hand, um sie sich auf die Stirn zu legen. Seine Haut fühlte sich kühl an. »Das ganze Paket. Stahlkappen, Schlagring und Muskeln …«
Sie schnappte nach Luft. Sam konnte offenbar froh sein, dass er noch am Leben war. Das war nicht nur eine kleine Schlägerei unter Männern gewesen.
»Kanntest du sie?«
»Nein. Am Anfang hab ich gedacht, sie sind hinter der Kasse her, aber das wars nicht.« Er schloss die Augen. »Die haben nichts mitgenommen. Manchmal gibts in dem Geschäft auch Schwierigkeiten, aber sie haben nichts weiter gesagt. Außerdem bringt man den anderen bei solchen Sachen eigentlich nicht gleich bei der ersten Verhandlung um. Du machst ihm erst mal klar, dass er sich aus deinem Revier verziehen soll.«
»Hast du die Polizei eingeschaltet?«
Er lachte, aber das führte nur dazu, dass er husten musste. »Das hätte keinen Sinn gehabt. Außerdem habe ich auch nicht das beste Verhältnis zu ihnen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Irgendwas war da seltsam, Babel. Ich hab nicht das Gefühl, dass die Sache etwas mit der Halle oder Konkurrenz zu tun hat. In letzter Zeit gab es keine Gerüchte in dieser Richtung … Die waren nicht darauf aus, dass ich mir nach dem Kampf noch irgendwas überlegen könnte.«
»Mein Gott, und wie bist du da rausgekommen?«
»Einer meiner Jungs ist zurückgekommen, weil er was vergessen hatte. Einen hatte ich schon erledigt, da hat sich das Verhältnis verschoben. Da haben sies wohl vorgezogen, die Sache abzubrechen.«
Einen Moment lang schwiegen sie, dann fragte Babel: »Wenn sie nichts mitgenommen haben und es keine Einschüchterung sein sollte, was war es dann? Lust auf Ärger?«
»Möglich, aber für einen kleinen Spaß ging die ganze Sache ein bisschen weit. Die hatten es
Weitere Kostenlose Bücher